Wood | Von Hans-Jürgen Schaal

Ein heimlicher Held in Hollywood: Begegnung mit Dan Higgins

Der Saxofonist Dan Higgins (60) ist einer dieser Studiocracks, die scheinbar überall mitmischen. Aufnahmen unter seinem eigenen Namen gibt es kaum – aber sein Spiel war in mehr als 700 Hollywood-Filmen zu hören, in rund 300 TV-Filmen und TV-Serien, bei mehr als 100 großen Shows (zum Beispiel Oscar-Verleihungen) und auf mehr als 500 Musikalben.

Erfolgsfilme und Plattenaufnahmen großer Stars – Higgins ist fast überall mit dabei

Wir alle haben schon oft Dan Higgins’ Spiel gelauscht. In Erfolgsfilmen wie »Ice Age«, »Men In Black«, »Schindlers Liste«, »Spiderman«, »Der Polarexpress«, »Toy Story«, »Pretty Woman« oder »Bodyguard« spielt er im Soundtrack mit, auch in Krimiserien wie »Monk« und »Castle«.

Bei unzähligen Plattenaufnahmen großer Pop-, Rock- und Jazzstars war Higgins ebenfalls dabei, häufig als Mitglied der Jerry Hey Horn Section – zum Beispiel bei Christina Aguilera, Andrea Bocelli, Joe Cocker, Jamie Cullum, Neil Diamond, Roberta Flack, Melody Gardot, Art Garfunkel, INXS, Boney James, Al Jarreau, Elton John, Barry Manilow, Meatloaf, Bette Midler, Nickelback, Katy Perry, Eros Ramazotti, REO Speedwagon, Lionel Richie, Ringo Starr, Rod Stewart, Barbra Streisand, James Taylor oder Robbie Williams. Der Umfang seiner »Credits«-Liste erschlägt einen fast. Gelegentlich arrangiert er auch für Filme und Albumproduktionen und schreibt Kammerstücke für Holzbläser.

Sehr geschätzter Musiker in Hollywood

Dan Higgins spielt Saxofone, Klarinetten und Flöten – das Altsaxofon ist sein Hauptinstrument. Als seinen wichtigsten Einfluss nennt er den Soul-Jazz-Bläser Cannonball Adderley. Besondere Features auf seinen Instrumenten hatte Higgins auf Alben von Quincy Jones oder Natalie Cole und in Filmen wie »Catch Me If You Can«, »Ray«, »Was Frauen wollen« oder »Schlaflos in Seattle«.

Seine berühmtesten Saxofonsoli allerdings sind die der Figur Bleeding Gums Murphy in der Serie »Die Simpsons«. Und als klassischer Solist glänzt Higgins ebenfalls – etwa in den »Escapades For Alto Saxophone And Orchestra«, einem Konzertstück des berühmten Filmkomponisten John Williams.

Die Insider in L.A. wissen, was sie an Dan Higgins haben. John Williams sieht ihn »auf einem sehr hohen Platz im Pantheon der Großen«. Der Arrangeur und Produzent Quincy Jones nennt ihn einen seiner »liebsten Saxofonisten und Menschen«. Der Arrangeur Sammy Nestico meint: »Dan ist der Beste, dem ich je begegnet bin.« Und Higgins’ Bläserkollege Gio Washington-Wright bestätigt: »Er ist der Beste im Business. Basta.«

CLARINO: Was hat Sie eigentlich inspiriert, Musiker zu werden?

Dan Higgins: Mein Vater hatte eine hübsche Plattensammlung, und so hörte ich Jazz von klein auf. Die Platten von John Coltrane aus den Sechzigern waren für mich besonders interessant, aber auch Louis Armstrong und Benny Goodman. Mein Vater bemerkte mein Interesse an der Musik, also ließ er das Familienklavier in mein Zimmer schaffen.

So fing ich mit dem Arrangieren und Komponieren an. Mir gefiel dann der Klarinetten-Unterricht, und ich spielte ein bisschen Saxofon – daher ­beschloss ich, das im College weiterzuverfolgen. Nachdem ich all diese großartigen Bläser gehört hatte, wusste ich: Ich will auch so einer werden.

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