Musiker sind ja bekanntermaßen ein eher faules völkchen. Zumindest wenn es um die schriftliche abfassung ihrer musikalischen ergüsse geht. Der beste Beweis dafür ist unsere standardisierte Notenschrift mit ihren vielen verschiedenen zeichen: Eine spezialschrift, erkennbar nur für Experten. Soll ein Musiker Noten schreiben, greift er meist einfach zu bleistift und papier, denn notensatzprogramme sind a) zu teuer und b) zu kompliziert zu bedienen. glaubt man dem Lugert-verlag, gibt es ab sofort keine Ausreden mehr. Denn das notensatzprogramm »forte« bietet alle wichtigen funktionen, ist einfach zu bedienen und gar nicht mal so teuer. da wären ja gleich drei wünsche auf einmal erfüllt. Ob das geht? wir haben den test gemacht.
Wer sich auf die Suche nach einem einfachen und bezahlbaren Notensatzprogramm begibt, verbringt nicht selten soviel Zeit mit der Recherche, dass er ebensogut auf der Bühne das Geld verdient hätte, um sich eine teure Software zu kaufen. Mit der Software »forte«, die nun in einer neuen Version erschienen ist, soll der Musiker ein Werkzeug an die Hand bekommen, das er fast aus der Portokasse bezahlen kann. Gleichzeitig soll ihm die Software alle Möglichkeiten bieten, die praktizierende Musiker benötigen, wenn sie Noten schreiben wollen.
Problemloser Programmstart
Zum Test lag uns die Premium-Version von »forte« vor, die mit 169 Euro bzw. 179 Euro zu Buche schlägt. Die günstigere Version muss per Download auf den Computer gezogen werden, die teurere Version wird auf einem Datenträger ins Haus geliefert. Der Download klappte problemlos, per Freischaltcode konnte das Programm ganz einfach freigeschaltet werden, und schon sind wir mitten im Programm.
»forte« bietet verschiedene Möglichkeiten, ein Dokument zu erstellen. Nachdem wir vor allem die Funktionalität für Neulinge testen wollen (Musiker wollen schließlich spielen und haben keinen Nerv, sich stundenlang mit Handbüchern herumzuschlagen), tun wir für den Anfang so, als wären wir ein Musiklehrer, der für einen Schüler etwas umschreiben muss. Also öffnen wir das »Startdokument«.
Die üblichen Menüs Datei, Bearbeiten, Ansicht etc. machen uns die Navigation im Programm leicht, denn der durchschnittliche Computerbenutzer weiß in etwa, welche Befehle er in welchem Menü suchen muss. Die Noteneingabefunktion ist schnell gestartet und die Noten können entweder per Mausklick oder über die Tastatur eingegeben werden. Die Eingabe ist dabei etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Note wird mit dem gewählten Notenwert an genau der Stelle eingefügt, wo der Mauszeiger steht. Sprich: Wird das erste Viertel im Takt nicht an der richtigen Stelle eingefügt, beginnt der Takt gleich mit einer Synkope. Das kann ein spannendes Programmfeature sein oder ein Ärgernis, je nach feinmotorischer Begabung des Users. Immerhin hilft ein stilisiertes Lineal in jedem Takt dabei, die Noten an der gewünschten Stelle korrekt zu platzieren. Wer es etwas schneller und professioneller mag, kann die Noten auch per Tastatur eingeben. Dazu muss allerdings die Hilfe-Funktion genutzt werden, denn intuitiv ist da nichts mehr zu machen. Es sei allerdings verraten: Diese Mühe lohnt sich bereits für kleinere Notenschreibereien.
Die Navigation innerhalb des Dokuments gestaltet sich überragend einfach: Alle Elemente, die auf dem virtuellen Notenblatt zu sehen sind, können einfach per Mausklick aktiviert und dann geändert werden: Kein umständliches Navigieren in Menüs, kein Suchen nach der richtigen Funktion. Ein Klick auf die Taktangabe, und schon kann im Eigenschaften-Fenster die Taktart geändert werden. Ein Klick auf die Notenzeile, und die Eigenschaften für die Notenzeile können geändert werden. So wünscht man sich das. Ebenso wie die Taktarten werden die Vorzeichen geändert, entsprechende doppelte Taktstriche fügt »forte« automatisch ein.
Alles rund um die Noten, also Bindebögen, Artikulationszeichen, Dynamikbezeichnungen, wird ganz einfach und per Mausklick in den Notentext eingefügt. Liedtexte, Anweisungen – alles gar kein Problem, auch ohne Benutzerhandbuch.
Große Funktionsvielfalt
Ein Blick in die Hilfefunktion gibt jedoch immer schnell Aufschluss darüber, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Und genau genommen sollte jeder einmal in einer ruhigen Minute die Hilfefunktion des Programms starten, denn mit all den Stichworten erhält man einen guten Eindruck davon, was das Programm alles kann, wenn man mal mehr zu tun hat, als einem Schüler eine Stimme umzuschreiben. Aber zurück zur Aufgabe. Die Noten sind nun eingegeben, und auch die Transponieren-Funktion war leicht zu finden. Die grafische Gestaltung des Notenblatts für den Schüler ist auch kein Problem. Die Größe der Notenzeilen lässt sich ebenso leicht anpassen wie die Schriftgröße und -art der Textelemente. Die Ausgabe des Notenblatts über den Drucker erfolgt problemlos und in einwandfreier Qualität.
Etwas hakeliger wird es für den User, wenn er den Dokument-Assistenten startet und beispielsweise eine »normale« Trompetenstimme etwa in eine Saxofonstimme umschreiben will. Denn der Assistent kennt zwar Dulcimer (???), aber keine Trompete in der heute gängigen B-Stimmung. Das muss man nicht verstehen, zumal man im Dokument die C-Trompeten-Stimme in eine für B-Trompete transponieren kann. Aber irgendwo muss ja auch noch Luft für Verbesserungen in der nächsten »forte«-Version sein. Genaugenommen ist das allerdings eher ein Kuriosum denn ein ernstzunehmender Mangel an der Funktionalität.
Fazit
Der Notensatz mit »forte« geht leicht von der Hand und bietet alles, was der »normale« Musiker benötigt, wenn er sich nicht gerade anschickt, einen Notenverlag zu eröffnen. Für verschiedene Nutzertypen bietet der Lugert-Verlag verschiedene Versionen seines Programms an und sollte damit die meisten Bedürfnisse befriedigen können – und das zu einem Preis, der mehr als fair ist. Zusätzliche Programme für Scan- und Arrangementarbeiten runden das Angebot ab. Zum Einstieg bietet Lugert eine kostenlose Version von »forte« an, die kostenpflichtigen Versionen können vor dem Kauf getestet werden.
www.forte-notensatz.de/produkte/notensatz/produktinformationen