Brass | Von Klaus Härtel

Eine gute Wahl – Das K10 von Meister Hans Hoyer

»Es ist schon toll«, erzählt der Hornist der Münchner Philharmoniker, Ulrich Haider, »dass man derzeit auf dem Hörner-Markt eine solche Vielzahl von guten Produkten zur Auswahl hat. Haider lagen zwei Instrumente der Firma B&S vor, die »ohne Zweifel dazugehören«. Es handelte sich um zwei lackierte Versionen des Meister Hans Hoyer F/B-Doppelhorns K10 (Messing K10A-L und Goldmessing K10GA-L). Das Modell richtet sich dabei klar nach HornspiEler-Vorlieben, wie es viele andere deutsche Instrumenten­bauer tun.

Das K10 wurde in enger Zusammenarbeit mit Markus Wittgens entwickelt. Er ist Solo­hornist des Kölner Gürzenich-Orchesters und Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters. »Man merkt, dass die ­große Erfahrung meines Hornkollegen vom Hersteller klug genutzt wurde«, findet Ulrich Haider. Beim Auspacken der Instrumente fällt dem Tester sofort eine Besonderheit ins Auge, nämlich die individuell anpassbare Mundstückaufnahme. Das Mundrohr wird durch diese schraubbaren Aufsätze den Mundstücken unterschiedlicher Hersteller angepasst. »Eine wirklich gute Idee, da gleich zu Beginn eine Problemzone beseitigt wird. Gerade für Musiker, die nicht die Möglichkeit haben, der Werkstatt des Herstellers so ohne Weiteres einen Besuch abzustatten, um etwaige Umbauten vornehmen zu lassen, ist das eine tolle Sache.«

Das Gleiche gilt für die serienmäßig verstellbaren Flipper und Fingerhaken. Beide sind einfach und problemlos mit einem kleinen Torx-Schraubenzieher anpassbar. Ergonomisch ist das hervorragend, »ge­rade wenn die Hand eines Spielers be­sonders groß oder eher klein ist, so wie meine«, lacht Haider. Ein wenig, findet er, gehe das zu Lasten der Optik.

Ein handgehämmertes, abschraubbares Schallstück gehört ebenso zur Standardausstattung wie das Goldmessing-Mund­rohr mit Wasserklappe. Auch die Lackierung ist ohne Aufpreis erhältlich. Beide Modelle sind hervorragend verarbeitet und auch schön anzusehen. Die Ventildeckelgravur ist ebenfalls serienmäßig. 

Das erste Anblasen ist sehr angenehm, »alle Töne sind gut drauf, die Grundintonation ist hervorragend und mit den Stimmzügen den Eigenheiten des Spielers einfach anzupassen«, lobt der Profihornist. »Klanglich entspricht meiner Blasweise besonders das Goldmessing-Instrument, weil es den Klang etwas dunkler werden lässt. Da ich von Natur aus einen eher helleren Ton habe, kommt mir das entgegen.« Natürlich brauche das etwas mehr Einsatz beim Blasen, doch auch bei großen Lautstärken bleibe eine edle Tonqualität erhalten. Die Messingvariante gibt dem Klang etwas mehr Strahlkraft, gerade die höheren Töne sind dabei leichter zu spielen.

Ein angenehmer Widerstand beim Anblasen zieht sich durch alle Oktaven, sodass das einfache Anstoßen eines Tons ebenso wenig Probleme bereitet wie Bindungen auch über große Intervalle. Das überrascht den Tester nicht. Das tiefe Register findet Ulrich Haider gar bedeutend besser als bei manch anderem Instrument. 

»Ein kleiner Makel ist für mich das im Kaufpreis enthaltene Case MB 5. Das bezieht sich nicht auf die Qualität des Koffers, denn die Produkte von Marcus Bonna sind ausgezeichnet.« Für das K10 ist das MB 5 aber nur beschränkt geeignet, da man den ersten Zug des F-Horns komplett herausnehmen muss, um das Case überhaupt schließen zu können. »Das ist un­praktisch und birgt die Gefahr von Beschädigungen beim Transport. Vielleicht lässt sich hier eine bessere Lösung finden.«

Fazit

Aufgrund der vielen im Grundpreis enthaltenen Extras bietet das K10 ein hervor­ragendes Preis/Leistungs-Verhältnis. »Entscheidet man sich für dieses Modell, trifft man eine gute Wahl. Es ist ein ausgezeichnetes Instrument, das höchsten Ansprüchen genügt und mit dem man viel Freude haben wird.«

Das neue K10 wurde in enger Zusammenarbeit mit Markus Wittgens entwickelt. Wir sprachen mit dem Solohornisten des Kölner Gürzenich-Orchesters und Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters.  

CLARINO: Sie waren beratend und testend an der Entwicklung beteiligt. Wie muss man sich das vorstellen? Wie war das Prozedere dabei? Haben Sie vor ­allem Verbesserungsvorschläge eingebracht oder waren Sie auch schon bei der Ur-Idee gefragt? 

Markus Wittgens: Ich wurde vom Entwicklungteam von B&S gebeten, den neuen ­Hoyer-Doppelhorn-Prototypen anzuspielen. Dies habe ich getan und dabei möglichst konkrete Verbesserungsvorschläge eingebracht. Manche konnten sofort in der Werkstatt umgesetzt werden, für die anderen wurden neue Termine verabredet. Dabei ging es um das Anblasverhalten, die Intonation und auch die Ergonomie des Horns.

Nach einigen Monaten waren wir soweit, dass ich angeboten habe, das Instrument im Alltag, also im Dienst bei uns im Gürzenich-Orchester, zu testen. Aus diesen Alltagstests konnten dann weitere wichtige Erkenntnisse bezüglich Tragfähigkeit und Klang gewonnen werden. Inzwischen ist das Instrument ja bekanntermaßen in Serie und ich habe die Aufgabe, jedes einzelne Instrument zu testen, bevor es in den Handel kommt. Auf diese Art kann man zwar nicht den Geschmack eines jeden Musikers treffen, aber man kann Mängel am Instrument so gut wie ausschließen.

»Das Hans Hoyer K10 ist die neueste Innovation für Orchestermusiker«, heißt es im Produktinformationsblatt. Was ist denn das Innovativste an diesem Instrument? Sind die verschiedenen neuen Features Verbesserungsvorschläge aus der Praxis? Also Dinge, die Sie konkret bei Ihrer Arbeit bisher vermisst haben?

Sicherlich neu im Hornbau, zumindest bei einem Serieninstrument, ist die Möglichkeit, das Mundstück des einzelnen Musikers durch einen speziellen Einsatz ins Mundrohr individuell dem Mundrohr anzupassen, wie es im Trompeten- und Posaunenbau schon längere Zeit gehandhabt wird. Da wirklich jedes einzelne Mundstück unterschiedliche Schaftstärken und Schaft­steigungen aufweist, kann man sich denken, welch großen Vorteil man durch diese Maßnahme erzielt. Die unterschiedlichen Schaftstärken der Mundstücke haben zur Folge, dass jedes Mundstück unterschiedlich weit ins Mundrohr hineinrutscht, wodurch sich Ansprache und Klang enorm verändern. Eine individelle Anpassung ist fast immer notwendig und war bisher eigentlich nur durch einen Besuch beim Hersteller möglich.

Sehr hilfreich ist auch die Möglichkeit, das Mundrohr selbst zu wechseln. Hier bieten sich tolle Möglichkeiten, unterschiedliche Mundrohre zu testen.

Wir Hornisten sind da sehr testfreudig und interessiert, verschiedenste klangliche Möglichkeiten über das Mundrohr zu va­riieren. Dies ist beim K10 serienmäßig. Ich persönlich finde beim K10 eine sehr ausgeglichene Gewichtsverlagerung vor, hier hat sicherlich die neue Maschine einen großen Einfluss.

Für welchen Einsatzbereich ist das neue Horn am ehesten geeignet?

Ich selbst hatte die Gelegenheit, das In­strument im Dienst durch die verschiedensten Stilrichtungen hindurch und unter den unterschiedlichsten akustischen Bedingungen zu testen, sowohl im Opern­graben als auch auf dem Konzertpodium. Ebenso in der Kammermusik. Also ein In­strument für den Orchestermusiker in den verschiedensten Lebenslagen.

Wie geht’s weiter? Sind Sie am Ziel Ihrer »Horn-Träume« oder bleibt ein Musiker immer auf der Suche?

Derzeit haben wir einen tollen Stand erreicht, ich fühle mich sehr wohl auf dem ­Instrument. Eine Entwicklung ist sicherlich nie abgeschlossen, der Musiker bleibt immer offen und an Neuerungen interessiert. So haben wir also die Chance  auf eine ständige Weiterentwicklung.

Herr Wittgens, vielen Dank für das Gespräch!

Artikel in voller Länge als PDF downloaden