Wood | Von Dirko Juchem

Einfache Übungen für eine flinke Zunge. Jupiter-Workshop für Saxofon

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Leider denken manche Saxofonistinnen und Saxofonisten viel zu wenig an ihre Zunge und an einen sauberen und präzisen Zungenstoß. Und irgendwann soll man dann womöglich in einem schnellen Song eine Staccato-Stelle spielen, aber die Zunge will nicht so recht mitkommen. In diesem Workshop-Artikel werde ich dir einige einfache Übungen aufzeigen, die die Zunge trainieren und dir zu einem schnelleren und präzisen Spiel verhelfen.

Vorab sollten wir uns aber auch bewusst machen, dass es unterschiedliche Arten gibt, mit der Zunge anzustoßen: von einem ganz weichen Zungenstoß (“dah”), der eher in ruhigen Liedern und Balladen eingesetzt wird, über den härteren und auch lauteren Einsatz der Zunge (“tah”), zum Beispiel in Rock- und Popsongs, bis hin zum kurzen Akzent (“tat”), bei dem die Zunge am Ende den Ton wieder “zumacht”. Weil gerade dies für manche erst einmal ungewohnt ist, möchte ich den kurzen Akzent hier einmal etwas genauer be­handeln.

Der kurze Akzent

In Orchesternoten sind kurze Akzente normalerweise mit einem umgedrehten “v” über der Note gekennzeichnet, also mit einem ^. Diese Töne sollen betont und gleichzeitig möglichst kurz gespielt werden. Das funktioniert aber nur dann wirklich präzise, wenn wir den Ton mit der Zunge nicht nur anstoßen, sondern auch be­enden. Das heißt, wir spielen kein kurzes “ta”, sondern gehen mit der Zunge noch mal nach ­vorne und haben dann ein “tat”.

Wie bereits erwähnt, sind solche kurzen Ak­zente in Orchesternoten fast immer gekennzeichnet. In Bigband-Noten können diese Markierungen allerdings fehlen, denn hier gibt es eine allgemeine Faust­regel: Eine Achtel­note, die sich zwischen zwei Taktschlägen (“Off Beat”) und vor einer Pause befindet, wird grundsätzlich immer mit kurzem Akzent gespielt.

Übungen für die Zunge

Nach diesem kurzen, aber sehr wichtigen kleinen Umweg kommen wir nun wieder zu unserem eigentlichen Thema zurück. Viele Saxofonistinnen und Saxofonisten haben einfach das Pro­blem, dass ihre Zunge nicht ausreichend trainiert ist und dann in schnellen Passagen einfach irgendwann schlapp macht. Um das zu verbessern, lohnt es sich, einige gezielte Übungen zu spielen.

Übung 1

Die erste Übung ist noch relativ einfach. Wir ­suchen uns einen angenehmen Ton in der Mit­tellage aus (ich habe hier das H gewählt) und spielen diesen fünf Mal hintereinander an (eine Sechzehntelgruppe und einen weiteren Ton als Abschluss). Diesen Takt wiederholst du immer und immer wieder. Wenn du diese Übung mit Metronom spielen möchtest, würde ich ein eher gemütliches Tempo wählen, ca. 60 bis 80 bpm. Spiele die Übung gerne mit einem weichen Zungenstoß (“dah-dah-dah-dah – dah”), mit einem härteren Zungenstoß (“ta-ta-ta-ta – tah”) und zusätzlich mit harten Zungenstoß sowie bei der letzten Note mit einem kurzen Akzent (“ta-ta-ta-ta – tat”):

Jupiter

Zähle die Pause sehr genau aus. Deine Zunge wird es dir danken, denn sie braucht die Pause, um sich erholen zu können. 

Übung 2

Wenn die erste Übung einwandfrei klappt, wird es ein bisschen schwieriger. Wir nehmen noch eine weitere Sechzehntelgruppe hinzu:

Jupiter

Übung 3

Nun kommen noch zwei weitere Sechzehntelgruppen hinzu:

Zunge

Übung 4

Wenn du willst, kannst du diese Übung natürlich nach Bedarf erweitern, zum Beispiel so:

Juchem

Wenn diese Übung mit dem Ton H nach einigen Tagen gut klappt, kannst du auch die Tonhöhe wechseln. Nimm beispielsweise einen anderen Ton aus der Mittellage, oder auch mal einen tiefen oder einen hohen Ton.

Übung 5: Tonleiterübung

Das Üben von Tonleitern sollte ja ohnehin zu deinem täglichen Übeprogramm gehören. Dies kannst du aber auch wunderbar mit einer Zungenübung kombinieren, indem du jeden Ton viermal anstößt. Als Beispiel habe ich hier einmal die G-Dur-Tonleiter genommen:

G-Dur Tonleiter

Übung 6

Nun stoßen wir jeden Ton zweimal an:

Jupiter

Übung 7

Noch effektiver werden die Tonleiterübungen, wenn du sie über den kompletten Umfang deines Saxofons spielst, denn dann hast du nicht nur die Töne der Mittellage, sondern immer auch ein paar ganz hohe und ein paar ganz tiefe Töne zu üben. Du fängst immer beim Grundton an (in unserem Beispiel ein G), spielst über den kompletten Umfang hoch (hier ein E3), dann wieder ganz hinunter (hier ein tiefes H) und wieder zurück zum Grundton:

Juchem

Damit hast du tolles und effektives Übematerial, mit dem du deine Zunge trainieren kannst und womit du in der nächsten Staccato-Passage in deinem Musikverein, Saxofonensemble, Orchester oder in deiner Bigband ­locker mithalten kannst. Dabei wünsche ich dir viel Spaß!

Dein Dirko

Dirko Juchem

Dirko Juchem 

ist als Live- und Studiomusiker ebenso gefragt wie als Autor zahlreicher Saxofon- und Flöten-Bücher. Auf der Bühne und im Studio hat er schon mit bekannten Größen wie Rolf Zuckowski, Thomas Anders und Barbara Dennerlein gearbeitet, auf internationaler Ebene mit der amerikanischen Jazzsängerin Sarah K. und Weltstar Paul Anka.

Unter seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen ist besonders “Saxophon spielen – mein schönstes Hobby” hervor­zuheben, das sich inzwischen zu einer der meistverkauften Saxofonschulen in Deutschland entwickelt hat, aber auch die beliebten Mitspielhefte aus seiner “Schott Saxophone Lounge”-Reihe.

2008 wurde Dirko Juchem mit dem Europäischen Medienpreis ausgezeichnet, 2013 mit dem Burgener Kulturpreis.

www.dirko-juchem.de

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