Eigentlich ist es müßig, daran zu erinnern, dass auch Polka, Walzer und Marsch ihre Berechtigung haben. Dass böhmische und mährische Musik vielleicht keine »ernste« Musik ist, aber dennoch mit dem nötigen Ernst gespielt gehört. Die Europameisterschaften im holländischen Kerkrade bewiesen das erneut.
Insgesamt 18 Teilnehmer aus fünf Ländern spielten in der Roda-Halle in Kerkrade um die Europameistertitel in drei Leistungsstufen – vor großem Publikum und vor gestrenger Jury. Freek Mestrini, Klaus Rappl, Antonín Koniček und Huub Thür achteten haarklein auf jede Nuance, sobald die Glocke den nächsten Vortrag einläutete.
Jury-Stimmen zur EM
Die Niederlande stellten in diesem Jahr ein großes Aufgebot – als Gastgeber kein Wunder. Für einen Titel indes reichte es nicht. Die Kapellen aber, so hörte man aus der Jury, würden immer besser. »Seit dem Jahr 2000«, findet Klaus Rappl, »ist das Niveau kontinuierlich gestiegen. Man spürt, dass die Musikanten das Gefühl für diese Musik haben.«
Freek Mestrini meint streng: »Das hier ist kein Bauernkapellenfest, das ist eine Europameisterschaft!« Der Juryvorsitzende kennt da kein Pardon. Und weiter, milde gestimmt: »Die meisten haben das kapiert.«
Beeindruckende Leistungen in Kerkrade
Er lacht. Eine Polka ist eben nicht nur eine Polka, weil man die Noten vom Blatt spielen kann. Wichtig ist dabei »veel gevoel« – wie das einheimische Publikum feststellen konnte.
Selbst »fachfremde« und konzertant geprägte Besucher der Meisterschaften, wie der Komponist Hardy Mertens oder der Dirigent Jan Cober (Konservatorium Maastricht), staunten ob der Leistungen, waren beeindruckt von Intensität und Qualität.