News, Orchestra | Von Klaus Härtel

Ernst Hutter über gestern, heute und morgen

Hutter
Foto: Steffen Österle

Als Ernst Mosch im Jahre 1956 die Eger­länder Musikanten ins Leben rief, gab es die Beatles noch gar nicht. Als Ernst Hutter zum Orchester stieß, gab es die Band schon nicht mehr. Das nur zur “historischen Einordnung”. Denn dass die Egerländer Musikanten seit über 65 Jahren auf einer blasmusikalischen Erfolgswelle reiten, davon seit 20 Jahren unter der Leitung von Ernst Hutter – das sagt so einiges über die ursprüngliche Idee aus.

Im großen BRAWOO-Interview im kommenden Monat spricht Ernst Hutter auch über das Geheimnis des Erfolgs. Aber ist es überhaupt ein Geheimnis? “Dass es das Orchester heute immer noch gibt,  spricht sehr stark für die Qualität der Musiker, die für die Egerländer Verantwortung  hatten – und haben.” Und vor allem spreche es für deren große Leidenschaft. Nicht zuletzt aber sagt das auch einiges über die Musik selbst aus.  

Ernst Hutter spricht über die Vergangenheit. Den Grundstein hat seinerzeit Ernst Mosch gelegt. Und natürlich bewahrt Ernst Hutter mit seinen Egerländer Musikanten das Erbe. “Wichtig ist dabei, dass man seine eigenen Entscheidungen trifft.” Eine wichtige Entscheidung für Hutter war, dass er damals die Leitung übernommen hat. “Unter meiner Leitung haben wir bis zur Pandemie 895 Konzerte gespielt. Die Arbeit haben wir ganz gut gemacht, denke ich. Ich bin zufrieden.”

Er weiß, dass er da die ein oder andere persönliche musikalische Möglichkeit hat sausen lassen. Selbstverständlich habe es auch bis­weilen schwierige Entscheidungen gegeben. Er nennt als Beispiel die Trennung von Toni Scholl. “So, wie wir uns das gedacht haben, dass wir die Egerländer gemeinsam führen, war es leider künstlerisch und geschäftlich nicht machbar.” Und er erklärt, warum er sich damals gegen einen großen Plattenvertrag mit dem ­Major Label Universal entschieden hat: “Ich habe mich nicht kurzfristig locken lassen, sondern habe die Chance bewahrt, die eigene künstlerische Entwicklung weiterzuschreiben.”

Ernst Hutter spricht über die Gegenwart. Zusammen mit seinen drei Söhnen und seiner Frau gründete er 2018 den Musikverlag HutterMusic GmbH, über den unter anderem die Tonträger und Noten von “Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten” vertrieben werden. Er spricht über Neider und “Trittbrettfahrer”, und warum er da schon mal “bockig” wird. Nichts damit zu tun hat es, dass er kürzlich den Dienst bei der SWR Big Band quittiert hat. Der Abschied nach 35 Jahren sei ihm schon schwergefallen, weil die Bigband-Musik doch auch seine Leidenschaft sei. “Und dort konnte ich Posaune spielen!”

Ernst Hutter spricht über die Zukunft. Nach dem Abschied von der SWR Big Band richtet er seine volle Energie auf die Egerländer Musikanten und HutterMusic. Auch über seine Nachfolge macht er sich gelegentlich Gedanken – wenn er mit seinen 63 Jahren auch noch vergleichsweise viel Zeit vor sich hat. Insgesamt sieht er die Blas­musik­szene auf einem guten Weg. Ernst Hutter sieht dahingehend die Egerländer Musikanten und vor allem deren Musiker auch ein Stück weit als Flaggschiffe. Blasmusik ist jung, Blasmusik ist modern, Blasmusik ist massentauglich. Genregrenzen übrigens kennt Ernst Hutter nicht. “Ich bin kein böhmisch-mährischer Musiker, ich bin kein Jazzer, kein ‘Klassiker’. Ich bin Musiker!” 

Das große Interview von Klaus Härtel mit Ernst Hutter lesen Sie in der April-Ausgabe Ihrer BRAWOO – Brass Wood Orchestra.