Orchestra, Szene | Von Klaus Härtel

Es weihnachtet: Wie Christian Ude mit dem Blechschaden koaliert

Er ist in München-Schwabing aufgewachsen und lebt noch heute dort. Seit 2014 als Ex-Oberbürgermeister. Seit Christian Ude die Zeit hat, um nur noch die Dinge zu tun, die ihm Freude bereiten, trifft man ihn wieder häufiger in der Friesischen Teestube. Hier hat er schon vor 40 Jahren für das Jura-Examen gebüffelt. Heute stellt er die neue Blechschaden-CD vor.

Herr Ude, starten Sie mit der Zusammenarbeit mit Blechschaden nun die nächste Karriere?

Karriere überhaupt nicht. Es ist eher ein neuer Erlebnisraum. Mich reizt die Zusammenarbeit, mich reizt zu erkennen, wie Musiker arbeiten, wie sie sich vorbereiten, welch unglaubliche Perfektion und Sorgfalt da im Spiel ist und welch hoher Anspruch an sich selber. Da gibt es kein »Das war schon ganz gut…«

Mir macht es einfach Spaß, Lebensbereiche kennenzulernen, die in meiner Laufbahn als Journalist, Rechtsanwalt, Bürgermeister nicht vorgesehen sind. Deshalb habe ich recht oft mit lächerlichen Statistenrollen in Filmen mitgewirkt. Ich habe die Dreharbeiten kennengelernt und die Perfektion, Szenen in Bilder umzusetzen. Ich finde meine Rolle bei Blechschaden sehr bereichernd. Ich brauche keinen Titel oder Posten. Ich genieße ja ganz im Gegenteil die Freiheit, eben keinen Titel oder Posten mehr ausfüllen zu müssen.

Sie wollen also auch nicht etwas, was Sie früher verpasst haben, nachholen?

Nein, nein. Mein Vater hat den Ehrgeiz schon gehabt. Der spielte sehr gut Geige und auch Klavier. Klavier spielte er, um sich einer Stimmung hinzugeben oder sich selbst in gute Laune zu versetzen – was ihm mit klassischer Musik immer gelungen ist. Doch da ist kein Funke zu mir übergesprungen. Abendelang zu üben, um ein paar Schnitzer auszutreiben, erschien mir nicht erstrebenswert.

Wäre er denn heute stolz, Sie gemeinsam mit Musikern der Münchner Philharmoniker auf der Bühne zu sehen?

Er würde sich ereifern, dass es mir wieder einmal trickreich gelungen ist, ohne Instrumente zu üben trotzdem in Konzertsälen aufzutreten.

Apropos Üben: Manchmal ist es schon faszinierend, wie leicht das Musizieren dann im Konzert aussieht, oder?

Auf jeden Fall. Auch Loriot hat mit Perfektion und einer solchen Strenge seine Sketche kreiert, wie Musiker Musik machen. Das unterscheidet dann den Meister vom sympathisch dilettierenden Typen. Der hat aber natürlich auch seine Berechtigung. Das sage ich als dilettierender Typ!

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