Brass | Von Malte Burba

Fragen Sie Professor Malte Burba

Aus der Fülle an Fragen, die Blechbläser-Experte Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Diesen Monat beantwortet er folgende Fragen:

  • Der ehemalige Solo-Trompeter des Chicago Symphony Orchestra A.H. soll den Standpunkt vertreten haben, dass, "wenn der musikalische Wille nur stark genug ist, sich die Probleme mit dem Instrument von ganz alleine lösen". Bedeutet das nicht automatisch, dass jedem Blechbläser mit Ansatzproblemen a priori jegliches musikalische Potenzial fehlt?
    Ja, und das zeigt, dass diese Aussage nicht nur dumm, sondern auch eine Unverschämtheit ist! Bei einem Klavier mit unvollständiger Tastatur kann man auch dem davorsitzenden Pianisten nicht unterstellen, dass er unmusikalisch ist.
    Die Art der Tonerzeugung eines Musikinstruments hat nun einmal mit Musik nicht viel zu tun, genauso wie Intelligenz, Musikalität, motorische Geschicklichkeit und Charakter nicht kongruent sein müssen, wie diese blödsinnige Aussage, die Sie ganz schnell vergessen sollten, wieder einmal beweist.
  • Ich habe bisher immer um die 30 Minuten pro Tag geübt. Da ich eine Steigerung meines Könnens herbeiführen möchte, habe ich die Übezeit um 100 Prozent erhöht. Das führte leider zu einem Desaster. Hohe Töne gingen irgendwann überhaupt nicht mehr, die Ausdauer ging massiv zurück, und die Tonqualität war vergleichsweise grauenhaft. Wie geht man am besten bei einer gewünschten Steigerung der Übezeit vor, ohne dass man sich massiv verschlechtert?
    Wenn man mit etwas Neuem anfängt, geht es meist zunächst rapide bergab, bis sich Körper und Geist an die neue Situation gewöhnt haben. Diese grundsätzliche Leistungsverschlechterung kann gut und gerne ein Vierteljahr dauern, bis sich tatsächliche Fortschritte feststellen lassen.
    Darüber hinaus haben Blechbläser immer das Dilemma: Wieviel muss ich üben, damit ich langfristig besser werde? Wieviel darf ich üben, damit ich heute Abend im Konzert noch fit bin? Halten Sie Ihr erhöhtes Pensum ein Vierteljahr durch und verteilen Sie, wenn möglich, das Üben auf mehrere Segmente. Dann werden Sie sehen, dass es keinen Grund zur Panik gibt.
  • Ich habe gestern einen Schlag auf die Fresse gekriegt. Kleine Klumpen auf der Innenseite der Oberlippe. Geeist habe ich’s schon ausdauernd. Haben Sie einen Rat, wie ich die schneller wegkriege?
    Ein kaltes Küchenmesser aufzulegen würde reichen, da bei einer regelrechten Vereisung durch weitere Gefäßverletzungen oft die Schwellung erst richtig konsolidiert wird. Also das Eis immer in ein Taschentuch wickeln und nicht direkt auflegen.
    Aber Ihr Fehler liegt wie so oft bei "schnell"! Auch wenn Sie äußere Symptome wie die Schwellung durch Kühlung und allerlei Hausmittelchen reduzieren können, ändert das nichts an der Verletzung, die einfach nur Ruhe braucht um auszuheilen! Mit zwei bis vier Wochen sollten Sie rechnen (Clarino 11/2011), bevor Sie wieder behutsam mit dem Spielen beginnen können.
  • Üben soll doch Spaß machen, aber mein Lehrer meinte, Qualität komme von quälen. Muss das so sein?
    Dieses Motto von Wolf Schneider, das Felix Magath populär gemacht hat, trifft leider für jede wirklich gute Arbeit zu, denn ohne das Verlassen der Komfortzone können Sie nirgendwo etwas erreichen!
    Geläufigkeit, ein vertrauter Umgang mit dem Instrument oder gar Virtuosität, auf die man im Ernstfall zurückgreifen kann, haben nicht nur noch keinem geschadet, sondern sind unabdingbare Voraussetzungen, um auf dem Instrument inspiriert und inspirierend musizieren zu können. Und ohne ausreichende Betriebsstunden werden Sie diesen Zustand nie erreichen.
    Ob Sie einen Berg besteigen oder Olympiasieger werden wollen: Bevor eine Sache richtig Spaß macht, sind diverse Hürden zu bewältigen, deren Überwindung nicht unbedingt immer angenehm ist. Wenn Sie irgendwo etwas Außergewöhnliches erreichen wollen, müssen Sie sich immer über das Maß hinaus mit der betreffenden Sache beschäftigen, als die Beschäftigung mit der Sache Spaß macht!
  • Was bringen Mundstück-Aufsatz-Trainingshilfen wie "Upsound" von Stomvi, "Buzz-R" von Markus Arnold oder der "Embouchure Builder" von Bernd Hoffmann?
    Diese Übehilfen erfüllen einwandfrei ihren Zweck, wenn man zum Üben kein Instrument zur Hand hat, da der Körper ohne das Feedback des Instruments zwar mehr arbeiten muss als mit dem Instrument, aber auch nicht so in Überforderungsgefahr gerät wie beim Spielen auf dem Mundstück alleine.
    Gemeinsam ist den Gerätchen, dass sie zwar hübsch sind, dafür aber weder innovativ noch preiswert. Der gute alte BERP (Clarino 1/2016) oder ein kleines Stückchen Gartenschlauch erfüllen den gleichen Zweck, und man kann damit den Widerstand bzw. die Lautstärke mit der Hand noch punktgenauer regulieren.
    Ich würde das von Ihnen für den Erwerb eines solchen Trainingsgeräts bereitgestellte Geld eher im nächsten Wirtshaus investieren!