Übertragungen klassischer Musik auf Bläserbesetzungen gibt es, seit sich Musik für Oper und Konzert allgemeiner Beliebtheit erfreut und auch breite Schichten der Bevölkerung den Wunsch verspüren, an der allgemeinen Entwicklung der Musik teilzuhaben.
Das wichtigste Multiplikationsmedium war noch im 19. und 20. Jahrhundert die Blaskapelle, die »Philharmonie der kleinen Leute«. Auch heute noch spielen abertausende Musiker in Bläserformationen Werke aller Genres, und die Blasmusik erfreut sich noch immer wachsender Beliebtheit.
Probleme bei Bearbeitungen klassischer Werke für Blasorchester
Die Arrangeure, oft Musiker der Kapellen, übertrugen Ouvertüren, Arien und Cavatinen auf ihre Kapellen und folgten dabei weitgehend einem bewährten Regelwerk der Bearbeitungspraxis: Harmoniestimmen der Originale blieben als solche möglichst weitgehend erhalten und der Streicherapparat musste auf die Holzbläser so verteilt werden, dass virtuose Passagen realisierbar wurden. Tenorhörner, Baritonhörner und Tuben bekamen die Stimmen der Celli und Bässe übertragen; Tenorhorn hieß in Musikerkreisen auch »Kompaniecello«.
Für mich erweist sich bei Bearbeitungen klassischer Werke oft als problematisch, dass eines wie das andere klingt und instrumentale Spezifika und musikalisch-inhaltliche Parameter der Originale zu wenig farbenreich und variabel auf die Bläserbesetzungen übertragen werden. Viele Arrangements leiden unter einer bloßen stimmtechnischen Vollständigkeit im Satzaufbau und der Spielbarkeit; musikalisch-inhaltliche Adaptationen bleiben bei vielen Werken eher die Ausnahme.
Bedeutende Bearbeiter waren immer auch große Komponisten
Man denke an Ravel, Schönberg, Schostakowitsch oder de Meij. Diese und andere versuchten immer, sich vom Geist eines Werks inspirieren zu lassen, ehe sie eine Uminstrumentierung planten. Einer der großen deutschen Bearbeiter für Blasorchester ist über Jahrzehnte der Berliner Komponist Siegmund Goldhammer.
Auf der Suche nach einem ihm adäquaten jüngeren Künstler stieß ich auf den Dresdner Musiker Frank van Nooy. Dessen künstlerischer Werdegang bietet die interessantesten Voraussetzungen, um die Genres Blasmusik mit der klassischen Musik zu vermählen.