Gegründet haben sie sich 1989 und heute sind sie das erfolgreichste Blechbläserquintett Spaniens, sie geben Konzerte rund um den Globus, bieten Workshops an, sie spielen CDs ohne Ende ein, proben bis zu fünf Stunden am Tag. Das alles tun sie in einer Intensität, dass sie sich fragen lassen müssen, ob sie denn kein Zuhause haben. Dass sie mit Preisen überhäuft wurden, muss das noch gesondert erwähnt werden? Über wen wir hier eigentlich reden? Da wir hier nicht bei Günther Jauchs »Wer wird Millionär« sind, gibts hier auch gleich die Antwort: »Spanish Brass«, die Nummer eins der spanischen Bläserszene.
Unter »Genre« steht in ihrem Stammbuch klassisch-konzertante Bläsermusik. Das klingt ganz nach eng abgestecktem Terrain. Nichts da, für »Spanish Brass« sind Grenzen dazu da, überschritten zu werden. Diese und noch andere erstaunliche Weisheiten halten die Jungs im Gespräch mit clarino.print parat. Feuriges Südland vs. eisiges Nordland Es ist kein Geheimnis, dass Spanien nicht gerade das Mutterland der konzertanten Brass-Musik ist. Einzig eine große »Banda«-Tradition im Raum Valencia ist zu erwähnen. Das sehen »Spanish Brass« auch nicht wirklich anders: »Tatsächlich gibt es in Spanien keine große Tradition einer eigenständigen Bläsermusik. Exakt aus diesem Grunde ist unsere Arbeit auch so wichtig. Die bedeutenden Bläsersolisten spielen in Spanien alle in den einschlägigen großen Sinfonnieorchestern.« Die fünf Bläser sehen sich als musikalische Wegbereiter – und sie sind es. Auf das Feinste vereinen sie südländisches, vulkanisch brodelndes Feuer mit nordischen Eiszeiten. Wie sich dieser Wirkungszusammenhang unter anderem manifestiert, zeigte sich bei einem TV-Auftritt. Als »Spanish Brass« bei der Gala der Verleihung der »Príncipe de Asturias Awards« im Gran Teatro Campoamor in Oviedo aufspielten, hatte die Sendung in der spanischsprachigen Welt 700 Millionen Zuschauer. Dagegen sind die Einschaltquoten von Thomas Gottschalks »Wetten dass, . . .« Lachnummern. Und das wirkt nach. So haben »Spanish Brass« der Musikwelt reichlich Impulse gegeben. »Seit einiger Zeit ist beispielsweise die Jazzmusik in Spanien sehr populär geworden. Es haben sich einige recht bekannte Solisten etabliert und Gruppen gebildet, und sogar einige Bigbands gibt es, die den gepflegten Jazz kultivieren. Ganz sicher nicht nur unser Verdienst«, wirft Indalecio Bonet Manrique (Posaune) ein, »aber wenn wir Einfluss nehmen können, umso besser.«