Praxis, Wood | Von Axel Müller

Funkmikro im Mini-Format: Das »iSolo Choice« von Cloudvocal

Drahtlose Mikrofon-Systeme sorgen auf der Bühne für Bewegungsfreiheit und vermeiden Kabelsalat. Es gibt sie in verschiedensten Ausführungen von vielen Herstellern. Grundsätzlich muss man sich als Neuling auf dem Gebiet also erstmal einen Überblick über das umfangreiche Angebot aus Clip-Mikrofonen und passenden Funkenstrecken verschaffen.

Soviel sei hier gesagt: Eine professionelle Kombination aus hochwertigem Mikrofon und gut klingender Funkstrecke, die sowohl beim kleinen Kneipengig als auch auf der großen Festivalbühne ohne Frequenz- oder Übertragungsprobleme funktionieren soll, kostet eine Stange Geld und ist in den meisten Fällen nur im 19-Zoll-Rackformat erhältlich. Vielen Einsteigern ist das entweder zu teuer oder zu unpraktisch.

Der Hersteller Cloudvocal ist sich dessen bewusst und bietet genau für diese Zielgruppe das »iSolo Choice«-Funkmikrofon an. Es ist zurzeit das kleinste und vielseitigste Funkmikrofon auf dem Markt.

Stil und Wertigkeit

Bereits beim Öffnen der äußerst geschmackvollen Verpackung fällt positiv auf, dass der Hersteller offenbar einen Sinn für Stil und Wertigkeit hat: Die mitgelieferten Transporttaschen sowie das Design von Empfänger und Sender wirken sehr hochwertig und man hat nicht den Eindruck, es hier mit einem minderwertigen Produkt aus Fernost zu tun zu haben.

Clip, Akku und Schalter

Das Mikrofon ist samt Schwanenhals fest am Sender verbaut und lässt sich mit dem beiliegenden Zubehör entweder per Clip am Saxofon oder per Gurt an Flöte, Klarinette sowie Oboe befestigen.

Aufgeladen wird der interne Akku per USB-Kabel. Je nach Sende-Modus (Near, Far) soll der Akku laut Hersteller maximal fünf bzw. sieben Stunden halten. Eine kleine LED zeigt den Ladestand des Akkus an.

Der Sender hat einen Gain-Schalter, mit dem man das Eingangssignal in drei Stufen regeln kann. So lassen sich also eine leise Klarinette, aber auch ein lauteres Saxofon brauchbar einpegeln.

Der Ein/Aus-Schalter ist zugleich auch der Sync-Knopf zur Herstellung der Verbindung mit dem Empfänger.

Empfänger bietet außergewöhnliche Merkmale

Der Empfänger bietet gleich mehrere außergewöhnliche Merkmale. Einerseits ist er im Format eines kompakten Bodeneffekts gebaut, was ihn also wunderbar transportabel macht – beispielsweise im Saxofonkoffer.

Andererseits bietet er neben Bass-, Höhen-, Gain- und Master-Regler auch interne Hall-, Echo- und Chorus-Effekte. Das gibt es zurzeit bei keinem anderen Gerät auf dem Markt.

Des Weiteren gibt es einen Aux-in zum Anschluss einer externen Musikquelle per Mini-Klinke (Smartphone, MP3-Player oder Computer) und einen Klinken-Input für eine weitere Quelle (regelbar zwischen Mic & Line).

Somit entpuppt sich der Empfänger also quasi nebenbei als Mini-Mixer samt Effektsektion, was beispielsweise für einen Solo-Saxofonisten samt Backingtracks oder ein Sax-Gitarre-Duo sehr interessant sein könnte.

Darüber hinaus gibt es einen Mini-Klinken-Input zum Anschließen eines Mute-Fußschalters und einen »Near-Far«-Schalter, welcher offenbar Einfluss auf die Sendeleistung hat. Laut Hersteller soll man ab 15 Metern Entfernung zwischen Sender und Empfänger in den »Far«-Modus wechseln, was dann mehr Akkuleistung des Senders benötigt sowie eine geringfügig längere Latenz nach sich zieht. Auch wird das Signal im »Far«-Modus offenbar stärker komprimiert. Beides ist mir allerdings nicht unangenehm aufgefallen.

Lieferumfang, Transport und Montage

Alle nötigen Kabel sind im Lieferumfang enthalten und passen mit Sender und Empfänger in eine schicke Softbox, sodass das System einfach zu transportieren und in Windeseile einsatzbereit ist.

Auch die Montage des Mikros am Saxofon geht im Handumdrehen. Der Sender ließ sich direkt problemlos mit dem Empfänger verbinden, sodass der Test ohne langes Lesen eines Handbuchs losgehen konnte.

Positiver Klangeindruck

Der erste Klangeindruck des Mini-Mikros überrascht positiv. Es handelt sich hier nicht »nur« um ein nettes Gadget. Im Gegenteil: Der Klang des Mikros ist absolut brauchbar und trotz der geringen Größe der Mikrofonkapsel sehr ausgewogen. Die Klangregelung tut, was sie soll, und auch die Effekte funktionieren einwandfrei.

Es gibt zwei Hallräume, einen Chorus- sowie einen Delay-Effekt. Die Effektparameter lassen sich über einen gemeinsamen Drehregler einstellen. Es kann allerdings immer nur ein Effekt angewählt werden. Die Effektsektion ist also relativ knapp gehalten, reicht aber für die angedachte Nutzung aus.

Der Chorus-Effekt eignet sich für meinen Geschmack nicht besonders für Blasinstrumente, da er eher wie ein Detuner klingt. Stattdessen hätte ich mir vielleicht eine Kombination aus Hall und Delay gewünscht. Die Hall- und Delay-Effekte klingen allerdings für Saxofon gut.

Frequenz

Wie viele andere semiprofessionelle Systeme überträgt auch das »iSolo« die Audiosignale im 2,4-GHZ-ISM-Frequenzband. Dieses ist weltweit einsetzbar und kostenfrei. Während andere Hersteller in diesem Band mehrere wählbare Frequenzen bieten, funkt das »iSolo« nur auf einer Frequenz.

So kann man also auch nur ein Gerät gleichzeitig einsetzen und es kann unter Umständen je nach Umfeld zu Interferenzen oder Aussetzern kommen. Aus diesem Grund eignet sich das System nur bedingt für große Bühnen, wohl aber für kleinere Gigs, bei denen eventuelle Funkprobleme zu verschmerzen sind.

Ich habe dahingehend bereits negative Erfahrungen mit anderen 2,4-GHZ-Systemen gemacht, es sei allerdings klar gesagt, dass das »iSolo« sowohl in meinem Studiotest als auch während eines Konzerts gar keine Probleme machte.

»iSolo« im Vergleich mit anderen Clipmikrofonen

Beim Direktvergleich des »iSolo« mit dem hochwertigen Clipmikrofon AMT P808 zeigen sich die Qualitätsunterschiede: Das AMT klingt wesentlich klarer und dynamischer. Während die kleine »iSolo«-Kapsel bei lauten Altissimo-Tönen leicht anfängt zu verzerren, bleibt das AMT auch bei hohen Lautstärken klar und sauber.

Zubehör

Als optionales Zubehör gibt es für 35 Euro ein Audiointerface im USB-Stick-Format. So lässt sich das Mikro an einen Rechner oder per USB-Adapter auch an Tablet oder Smartphone anschließen. So lassen sich also innerhalb einer Audiosoftware Aufnahmen machen. Das ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.

Für professionelle Aufnahmen eignet sich das Interface aufgrund der spürbaren Latenz zwar nicht, aber für meine Zwecke wäre genau dieses Feature ein Kaufargument, denn Mikro samt Sender und USB-Interface sind so klein, dass man unterwegs jederzeit per Kopfhörer üben oder Songs raushören kann. Auf eine derartige Lösung habe ich schon lange gewartet.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Der Preis (499 Euro für die Saxofon-Version) erscheint im Hinblick auf Klang, Ausstattung und Verarbeitungsqualität vollkommen angemessen. Für ein professionelleres Mikro samt flexiblerer UHF-Funkstrecke würde man das Doppelte bis Dreifache zahlen und hätte dann allerdings weder Effekte noch Mini-Mixer inkludiert.

Das Cloudvocal »iSolo Choice« ist also eine kleine Allzweckwaffe ohne Konkurrenz. In erster Linie bestens für den Einsteiger- und semiprofessionellen Bereich geeignet, wird wohl aber auch der ein oder andere Profi seinen Spaß mit dem flexiblen Mini-Mikro haben.