Mehr als 600 Musiker aus 20 Brassbands, drei Juroren, engagierte Organisatoren und mehrere hundert begeisterte Zuhörer trafen sich am zweiten Maiwochenende in der unterfränkischen Kurstadt Bad Kissingen zur 7. Deutschen Brassband-Meisterschaft. An drei Tagen traten sie in fünf Leistungskategorien gegeneinander an – und verbrachten abseits der Bühne ein geselliges Wochenende unter Gleichgesinnten, das von einem abwechslungsreich-virtuosen Galakonzert der Rothwell Temperance Band aus England abgerundet wurde.
Der Treffpunkt der deutschen Brassband-Szene
Für die junge Brassband-Szene in Deutschland gibt es bisher wenig Plattformen für einen gemeinsamen Austausch – die im zweijährigen Turnus stattfindenden Deutschen Brassband-Meisterschaften sind daher der Höhepunkt für die ambitionierten Laien- und Profimusiker, die sich dieser britischen Orchestertradition auch in Deutschland verschrieben haben.
In teils monatelanger Vorbereitung fiebern die Blechbläser und Schlagwerker auf die Meisterschaften hin, feilen an Klangbalance, Technik und solistischen Passagen, bis sie sich schließlich dem Urteil der erfahrenen Jury stellen.
Der Wettewerb
Für jede Leistungsstufe vom Jugendwettbewerb bis hin zur Championship Division gibt es jeweils ein Pflichtstück. Die Musikkommission des Deutschen Brass Band Verbandes (DBBV) legte in diesem Jahr den Schwerpunkt auf traditionell-klassische Wettbewerbsliteratur für Brassband. In allen Stufen standen deshalb Werke der Komponisten Eric Ball oder Gilbert Vinter auf dem Programm, die vor allem die musikalische Finesse und Klangbalance der einzelnen Bands herausforderten.
Bewertet wurde bei der Deutschen Brassband-Meisterschaft, wie für Brassband-Wettbewerbe international üblich, hinter einem Vorhang – ausgenommen davon war lediglich der Jugendwettbewerb, in dem auch Unterhaltungselemente in die Wertung einflossen.
Drei Tage voll höchster Konzentration verbrachten deshalb die Juroren Frank Renton, Erik Janssen und Geir Ulseth in einer schwarzen Box mitten im prachtvollen Max-Littmann-Saal des Regentenbaus Bad Kissingen, um ungetrübt von optischen Eindrücken ein gerechtes Urteil fällen zu können. Auch die Reihenfolge der Bands wurde daher erst kurz vor den Wettbewerben bekanntgegeben – das Los hat entschieden.
Die Brassbands in den beiden höchsten Kategorien, der Championship und der ersten Division, trugen ihr Wettbewerbsprogramm an zwei aufeinanderfolgenden Tagen vor: Am Freitagabend gab es so für die Jury einen direkten Vergleich aller Pflichtstücke, während sich die Bands am Samstag voll auf ihr anspruchsvolles Wahlstück konzentrieren konnten. Das hohe Niveau zeigte sich unter anderem in den knappen Bewertungen: Die fünf Bands in der ersten Division trennten am Ende gerade einmal acht von 200 insgesamt möglichen Punkten voneinander.
Doch die Deutsche Meisterschaft richtet sich an Bands aller Leistungsstufen – die dritte und vierte Division der Brassbands (Sieger: Brass Band Westfalen) sind in etwa gleichzusetzen mit der Mittel- und Unterstufe der Blasorchester, die zweite Division entspricht der Oberstufe (Sieger: Brass Band BlechKLANG), die erste der Höchststufe (Sieger: Badische Brassband). Zwei Bands – die Brass Band Sachsen und die 3BA Concert Band – traten außerdem in der Championship Division, der Kunststufe an. In dieser Kategorie wird der Deutsche Meister gekürt: Auch bei der 7. Deutschen Brassband-Meisterschaft ging der Titel an die 3BA Concert Band aus Bayern unter ihrem künstlerischen Leiter Thomas Ludescher aus Vorarlberg (Österreich).
Erstmals auch ein Jugendwettbewerb
Erstmalig fand 2018 außerdem ein Jugendwettbewerb für Brassbands statt, an dem die 3BA Youth Band aus ganz Bayern, die Brass Band »Potzblech« aus Schwerin sowie die Jugend Brass Band BlechKLANG aus Jena teilnahmen. Neben dem Pflichtstück »Indian Summer« von Eric Ball waren die Bands dazu aufgerufen, ein unterhaltendes Programm passend zu ihrem Niveau auszuwählen.
Besonders spannend für Juroren und Publikum: Sie erfuhren vor jedem Auftritt auch das Durchschnittsalter der Bands, um sich ein alters- und leistungsgerechtes Bild machen zu können. Überraschend souverän und zugleich motiviert und mit viel Spaß bei der Sache eroberten die drei Bands den Max-Littmann-Saal am Sonntagvormittag für sich und begeisterten nicht nur die Zuhörer.
Der Sieg im Jugendwettbewerb sowie die höchste Punktzahl des gesamten Wettbewerbs ging mit 188 Punkten an die Jugend Brass Band BlechKLANG aus Jena – ein Indiz dafür, dass sich die Einrichtung des Brassband-Kompetenzzentrums in der thüringischen Stadt bereits jetzt auszahlt, hat doch auch die Brass Band BlechKLANG den Sieg in der zweiten Division an diesem Wochenende errungen.
Juryvorsitzender Frank Renton, einer der erfahrensten Spezialisten für Brassband in Großbritannien, Dirigent und langjähriger Moderator einer eigenen Brassband-Show im englischen Radio, wandte sich nach dem Wettbewerb sichtlich begeistert an die Musiker und versicherte ihnen, die Brassband-Bewegung sei auf dem richtigen Weg – die Zukunft sei durch die herausragende Leistung der Jugendbands gesichert. Er gratulierte der deutschen Brassband-Szene zu ihrer rasanten Entwicklung in den vergangenen Jahren und versicherte, auch international darauf aufmerksam zu machen.
Internationale Gäste
Der gute Ruf der Deutschen Brassband-Meisterschaft hat sich mittlerweile auch in der Nachbarschaft herumgesprochen: So reiste die Brass Band Gloria Deï aus den Niederlanden nach Bad Kissingen, um sich außerhalb der nationalen Wertung einem Urteil der Jury zu stellen. Mit 185 Punkten und damit dem zweithöchsten Ergebnis des Wettbewerbs brachten die Niederländer nicht nur einen hervorragenden Vortrag, sondern auch beste Stimmung mit nach Bad Kissingen.
Überhaupt ließen es sich die Brassbands nicht nehmen, bei aller Konkurrenz auf der Bühne ein freundschaftliches Wochenende miteinander zu verbringen. Davon profitierte auch die Band des Galakonzerts – die Rothwell Temperance Band mit ihren Solisten Ben Godfrey (Kornett) und Joe Cook (Tuba) konnte die ausgelassene Festival-Atmosphäre im ehrwürdigen Regentenbau in Bad Kissingen genießen und freute sich über lautstarken Applaus.
Der Deutsche Brass Band Verband
Möglich gemacht hat die Deutsche Meisterschaft neben dem Hauptsponsoring der Firma Geneva und weiteren Sponsoren eine kleine Gruppe höchst engagierter Brassband-Musiker. Zum ersten Mal hat ein Gremium aus den Brassbands selbst für die Organisation und Durchführung der Deutschen Meisterschaft gesorgt. Standen den Brassbands bisher Blasmusikbünde zur Seite, war es diesmal die Wettbewerbskommission des neu gegründeten Deutschen Brass Band Verbandes e.V. unter der Leitung von Dr. Johannes Leutloff, der in vielen hundert ehrenamtlichen Arbeitsstunden das Gelingen der Meisterschaften sicherte.
Neue Veranstaltungs-Formate
Nach drei ereignisreichen Tagen reisten die Brassbands aus ganz Deutschland, den Niederlanden und England mit zahlreichen Eindrücken im Gepäck zurück nach Hause. Zum nächsten Mal zu einer Deutschen Brassband-Meisterschaft treffen sie sich erst im Frühjahr 2020 wieder, doch der Deutsche Brass Band Verband hat bereits weitere Veranstaltungen in Planung:
So gibt es im Herbst 2018 ein Dirigentenkonzil mit dem international bekannten Dr. Robert Childs und das nächste Wettbewerbsformat – ein deutscher Entertainment-Wettbewerb – feiert im Rahmen des Deutschen Musikfestes im kommenden Jahr in Osnabrück seine Premiere.
Aktuelle Informationen und Details zum Dirigentenkonzil sind unter www.dbbv.org zu finden.