Den Ritterschlag gab es von dem Eufoniumvirtuosen schlechthin, von Steven Mead, der über das aktuelle Album von Georg Pranger sagt, es sei „voller kreativer Genialität, beeindruckender Musikalität und technischer Brillanz“. Gemeint ist „Lookin’ for Telemann“, das zweite Soloalbum des österreichischen Eufoniumspielers Georg Pranger, das im Frühjahr 2025 erschienen ist. Und tatsächlich: Es ist weit mehr als eine klassische Eufonium-CD. Es ist ein künstlerisches Statement, eine Spurensuche – musikalisch wie stilistisch – und ein mutiges Plädoyer für ein Instrument, das bislang viel zu oft im Schatten stand.
Georg Pranger, 1988 in Tirol geboren, gilt heute als einer der führenden Eufoniumspieler im deutschsprachigen Raum – mit internationaler Ausstrahlung. Seine musikalische Ausbildung absolvierte er am Mozarteum Salzburg (Bassposaune) und am Leopold-Mozart-Zentrum Augsburg, wo er als erster Österreicher überhaupt ein Masterstudium im Fach Eufonium mit Auszeichnung abschloss – bei niemand Geringerem als Steven Mead.
Mit Engagements in hochkarätigen Orchestern und unterschiedlichen Genres – wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Münchner Rundfunkorchester oder bei den Tiroler Festspielen Erl – zeigt Pranger seine Vielseitigkeit, blieb aber stets dem Eufonium als seinem Herzensinstrument treu. Zwischen 2014 und 2023 war er Solo-Eufonist der R.E.T. Brass Band, ist heute Dozent am Mozarteum Salzburg und der erste österreichische Besson Performing Artist – ein exklusiver Partner der renommierten britischen Instrumentenschmiede Besson London. Kürzlich, bei einem Konzert der Bläserphilharmonie des Mozarteums Salzburg, dirigerte Stardirigent Christian Thieleman und auch der Solist Georg Pranger wurde besonders gewürdigt. Der Eufoniumsolist durfte im Rahmen des Bläserphilharmonie-Projektes am Mozarteum Salzburg eine Arie aus Strauss‘ »Frau ohne Schatten« interpretieren. „Das war nicht nur für mich, sondern auch für den Gastdirigenten Christian Thielemann vermutlich etwas Neues“, lacht er.
Alte Musik, neues Klanggewand
Mit seinem zweiten Album „Lookin’ for Telemann“ verwirklicht Pranger ein Herzensprojekt, das seine künstlerische Reife und seine Leidenschaft für musikalische Grenzgänge auf den Punkt bringt. Das Album ist ein Spiel mit Zeiten, Stilen und Klangfarben – „Alte Musik – Neue Musik und beides interpretiert mit Eufonium“, wie er selbst sagt.
Pranger verbindet Werke von Komponisten wie Telemann, Marais, Mahler oder Devienne mit für das Album geschriebenen Kompositionen zeitgenössischer österreichischer Künstlerinnen und Künstler: Ivana Radovanovic, Martin Robert Patscheider, Gabriel Bramböck und Martin Rainer. Letzterer steuerte unter anderem die titelgebende Fantasie „Lookin’ for Telemann“ bei – ein Solostück, das virtuos zwischen barocker Eleganz und moderner Expressivität pendelt.
Interpretation als Forschergeist
Pranger geht es dabei nicht nur um Klangschönheit, sondern auch um das musikalische Wissenwollen: „Alte Musik zu interpretieren ist eine Herausforderung. Damals wurde vieles nicht notiert – da braucht es Fantasie, Erfahrung, Stilgefühl. Und das Eufonium bietet hier Freiheiten, die ich bewusst nutze“, so Pranger. Für ihn ist das Instrument ein „Spielfeld“, auf dem er die Grenzen des Interpretierbaren auslotet – jenseits gängiger Vorstellungen davon, was „typisch Eufonium“ ist.
Ein Cover, das Bände spricht
Auch optisch setzt das Album ein Statement: Das ausdrucksstarke Coverfoto, aufgenommen von Fotografin Babsi Stoll, mit Makeup-Artistik von INNSKIN, wirkt wie ein visuelles Echo auf die klangliche Vision des Albums. Es verbindet Barockästhetik mit moderner Bildsprache und lässt das Eufonium in neuem Licht erscheinen – genau das, was Pranger auch mit seiner Musik erreichen will.





Im Vergleich zu seinem Debütalbum Austrian Colors ist „Lookin’ for Telemann“ mehr als nur eine Fortsetzung – es ist eine bewusste Weiterentwicklung: persönlicher, reifer, konzeptueller. Damals war es eine klassische „Eufonium-CD“ heute ist es ein musikalisches Kunstwerk, das Fragen stellt und Impulse gibt – und sich gleichzeitig mit technischer Brillanz, emotionaler Tiefe und intellektuellem Anspruch auszeichnet.
„Braucht es wirklich ‚typische‘ Eufonium-CDs?“, fragt Pranger – und beantwortet die Frage mit seinem Album auf eindrucksvolle Weise selbst: Nein. Es braucht mutige, künstlerisch eigenständige Werke wie dieses.