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Großes Bozner Blechbläserensemble mit der Kathedrale der Klänge

Bozner

Zum 15. Mal hat Gottfried Veit im vergangenen November mit seinem Großen Bozner Blechbläserensemble die Pforte zur „Kathedrale der Klänge“ geöffnet. Neben dem traditionellen Konzert in der Grieser Stiftspfarrkirche war die frühbarocke Pfarrkirche zum Hl. Apostel Andreas in Salurn – heuer bereits zum 3. Mal – die Bühne für dieses gewohnte Spiel von „Raum und Klang“.

Das Dorf Salurn an der deutsch-italienischen Kultur- und Sprachgrenze könnte dabei wohl kaum symbolischer sein. Diese Mischung aus nördlichem und südlichem Flair, aus Venzialischer Schule, Barock und Spätromantik spiegelt sich im Konzertprogramm wider, das reich an religiöser Symbolik und musikalischen Diamanten ist. Imposant und feierlich wurde das Konzert mit der Fanfare op. 55 von Joseph Messner (1893-1969), der so genannten „Salzburger Festspielfanfare“, eröffnet.

Dies ist wohl auch Veits Reminiszenz an seine Studienjahre in der Mozartstadt. Venezianische Mehrchörigkeit in unterschiedlicher Besetzung, im Kirchenraum verteilte Bläserchöre und das Zusammenspiel mit der Kirchenorgel – das ist das erfolgreiche Rezept, mit dem auch die heurige 15. Auflage der „Kathedrale der Klänge“ beeindruckt. Giovanni Gabrieli (1557-1612), Tiburtio Massaino (1550-1610) und Johann Pachelbel (1653-1706) sind die musikalischen Eckpfeiler.

Dabei gelingt es Gottfried Veit immer wieder, Altbewährtes mit Neuem zu mischen. Dazu zählt wohl auch der „Festchoral“ des Schweizer Komponisten Paul Huber (1918-2001) als charakteristische Bläsermusik neueren Datums. Mit einem Ausflug in die Welt des Musicals geht Gottfried Veit noch einen Schritt weiter: Die Ballade „You’ll Never Walk Alone“ aus Richard Rogers (1902-1979) „Carousel“ mit Karl Hanspeter am Soloflügelhorn will ermutigen, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken.

Anton Bruckner (1824-1896) ist hingegen ein Dauergast im Konzert und darf auch diesmal als Hommage an seinen 200. Geburtstag nicht fehlen. Sein „Ave Maria“ erklingt in einer neuen Fassung für sieben tiefe Blechblasinstrumente, wodurch sich dem Zuhörer eine neue Klangperspektive dieser bekannten Musik bietet.

Neben den dreizehn Blechbläsern und dem Paukisten ist der Organist Stefano Rattini der Protagonist des Abends. Er ist Titularorganist der Benediktinerabtei Muri-Gries und überzeugte einmal mehr mit dem „Praeludium in E-Dur, BWV 566” von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Ein weiterer Höhepunkt ist das „Concerto in C“ von Antonio Vivaldi (1678-1741) für zwei Trompeten (Karl Hanspeter und Günther Graber) und Orgel.

Gottfried Veit hat 1997 das Große Bozner Blechbläserensemble gegründet und 2006 die „Kathedrale der Klänge“ initiiert. Er kennt wohl wie kaum ein anderer das Potential und die Klangpalette seines Ensembles und kann diese in eigenen Arrangements vollends ausloten. Die kaum bekannte „Hymne“ des Spätromantikers Richard Strauss (1865-1949) zum Abschluss des Konzertes ist ein beeindruckender Beweis dafür.

Stephan Niederegger