Die Innsbrucker Promenadenkonzerte gehen mit ihren 34 Orchestern aus zehn verschiedenen europäischen Ländern inzwischen in das 21. Jahr ihres Bestehens und locken – schönes Wetter vorausgesetzt – im Juli jeden Jahres bis zu 60 000 Musikbegeisterte in den Innenhof der kaiserlichen Hofburg in Innsbruck. Wir sprachen mit dem musikalischen Leiter Alois Schöpf.
Die diesjährigen Konzerte stehen unter dem Motto »Rekreation des Gemüts«. Wird man bei den Promenadenkonzerten womöglich gar – welch böses Wort – unterhalten?
Was ist das Gegenteil von »Unterhaltung«? Doch wohl »Langeweile«. Oder gar in deutschen Landen »Kunstgenuss«. Je höher ein Kunstwerk eingestuft wird, desto langweiliger muss es sein. Das ist natürlich reiner Oberlehrer-Blödsinn. Von Voltaire stammt der Satz: Sie können schreiben, wie und was Sie wollen, aber langweilig darf es nicht sein. Daran habe ich mich als Schriftsteller und Journalist ein Leben lang gehalten, und daran halte ich mich auch, was die Programme der Promenadenkonzerte betrifft. Bei Langeweile beziehungsweise Unterhaltung muss man natürlich zwei Dinge berücksichtigen: Wenn ein Musikstück eine Sprache spricht, die ich nicht verstehe, weil ich sie noch nie oder zu wenig oft gehört habe, kann Langeweile entstehen. Das ist tatsächlich bei der zeitgenössischen Musik oftmals so: Sie wird nicht gleich verstanden, weil man sie zu wenig kennt, und wird daher als langweilig empfunden, obgleich sie es für den, der sie versteht und kennt, überhaupt nicht langweilig ist.
Was Letzteres betrifft, kann ich ein Versprechen abgeben: Heuer werden einige großartige zeitgenössische Werke aufgeführt und sie sind für den, der zeitgenössische Musik ein wenig kennt, ganz bestimmt nicht langweilig. Alle anderen sollen sich bei der Nase beziehungsweise bei den Ohren nehmen und versuchen, das Kunstheil nicht nur immer im Gestern, sondern auch im Heute zu suchen.
Beim Blick auf den Spielplan wird die »bläserische Vielfalt« (in der Besetzung) einmal mehr deutlich. Warum war dir diese wichtig?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen könnte bei 34 Konzerten, wenn sie immer nur von großen Blasorchestern bestritten werden, eine gewisse Langeweile aufkommen, um beim Begriff von vorhin zu bleiben. Zum anderen werden die Innsbrucker Promenadenkonzerte zu einem immer europäischeren Projekt.