Hansjörg Angerer lässt sich nicht auf den »Herrn der Hörner« reduzieren. Er setzt nicht nur rein musikalische Akzente, sondern hinterlässt auch pädagogische Spuren, die nicht zu übersehen sind und denen man große, nachhaltige Wirkung wünscht. Der Professor für Horn an der Universität Mozarteum Salzburg und der Musikhochschule Nürnberg/Augsburg mag sie nicht, die musikalischen Fachidioten, die Besetzer von Elfenbeintürmen und die "Ich-hab-mein-Examen-schaut-her-ich-bin-fertig-Typen«. Angerer geht’s ums Ganzheitliche, um Netzwerke, um grenzenübergreifendes, lebenslanges musikalisches Lernen, um talent- adäquate Ausbildung und nicht zuletzt um Freude am Lernen. Aber er redet auch der Auslese und der Qualitätssicherung von musikalischer Ausbildung das Wort. Seine Forderungs- und Betrachtungsweise bleibt dabei immer dialektisch.
Angerer kritisiert die Vermassung der Ausbildung an den Musikhochschulen durch die Schaffung von mehr und mehr Ausbildungsstätten. »Denn mehr Hochschulen brauchen sehr viele Studierende, also nimmt man auch sehr viel Studierende auf. Ich weiß nicht, ob das der Qualitätssicherung dient«, sagt er und fügt hinzu: »Die Hochschulen werden immer größer und immer komplexer. Was mich außerdem stört, ist, dass es alle paar Meter das gleiche Angebot gibt. Warum wird nicht mehr diversifiziert? Warum werden an den unterschiedlichen Hochschulstandorten nicht mehr Schwerpunkte gesetzt?«