Der folgende Artikel ist der zweite Teil einer Serie von Artikeln, die sich an Kapitel aus der Doktorarbeit von Verena Jakobsen Barth anlehnen (»Die Trompete als Soloinstrument in der Kunstmusik Europas seit 1900«, Göteborg 2007). Sie wurden von der Autorin für clarino.print überarbeitet. Das Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte Kornett erfreute sich bald einer großen Beliebtheit und ersetzte zeitweise die Trompete als Soloinstrument. Ungleich der Trompete war es historisch nicht belastet und konnte sich dadurch freier entfalten. Einen günstigen Ausgangspunkt hatte das Kornett schon deshalb, da seine Entwicklung erst einsetzte, nachdem die Ventiltrompete bereits über ihre ersten Entwicklungsversuche hinausgekommen war. Es entstand 1829 aus dem Posthorn, das mit Ventilen versehen wurde. Es war normalerweise in B (gelegentlich auch in C) gestimmt. Die tiefste Stimmung war G. Die übliche Stimmung der Ventiltrompete hingegen war Tief- G bzw. F und reichte unter Umständen hinunter bis zum A.
Eine klare Überlegenheit des Kornetts bestand in Vorteilen, die sich aus seiner Bauweise ergaben: Aufgrund seines kürzeren Rohres und der früher einsetzenden konischen Bohrung war es um einiges beweglicher und weniger »kicksanfällig« als die tiefe Trompete. Letztere wurde jedoch aufgrund ihres als edler empfundenen Klangs in der Kunstmusik besser akzeptiert. Auch wenn man solistisch gesehen nicht weiter auf die Trompete einging, so war sie durch ihren Platz im Sinfonieorchester Teil des kunstmusikalischen Umfelds und wurde damit über dem Kornett, das hauptsächlich zum Unterhaltungsbereich gehörte, eingestuft.