Die Brassband ist in Deutschland angekommen. Das wurde einmal mehr im Laufe der Deutschen Brassband-Meisterschaft deutlich. Die Juroren attestierten den Bands – und damit der Szene – hohes Niveau.
Juroren sind vom hohen Niveau begeistert
Nach zwei Tagen voller Musik, insgesamt 16 Bands und damit zusammengezählt 32 Brassband-Werken konstatierte der Österreicher Thomas Doss lachend: »Wir haben sehr viele Noten gehört!« Und der Schweizer Armin Bachmann pflichtete ihm bei: »Sogar sehr viele richtige!« Natürlich war das scherzhaft gemeint, denn die Juroren – Jan Van der Roost aus Belgien war der Dritte im Bunde – hatten nicht nur bloße Noten gehört, sondern tatsächlich Musik.
»Ich war positiv vom Niveau überrascht«, erklärt Thomas Doss, der zum ersten Mal als Juror bei einer Deutschen Brassband-Meisterschaft teilnahm. »Für mich waren einige Bands durchaus auf internationalem Niveau. Es war sehr angenehm zu hören – und das nicht nur in der ›First Division‹, sondern auch in den niedrigeren Divisionen.« Neben den Topbands der First Division zeigte sich Armin Bachmann vor allem von der »Second Division« überrascht. »Da wächst etwas nach! Das hat viel mehr Brassband-Touch, stilistisch viel mehr Fleisch am Knochen!«
Jan Van der Roost schlägt in dieselbe Kerbe: »Ich bin zum dritten Mal dabei und der Unterschied zu früher ist enorm. Während damals nicht alle Bands wie Brassbands geklungen haben, ist das heute anders.« Doch vermutlich wird der Brassband-Sound, der in Deutschland auf seiner eigenen gewachsenen Musikkultur aufsetzt, immer eine andere Rolle einnehmen als auf der britischen Insel, wo Brassbands seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Arbeitermilieu der Kohle- und Bergbaureviere Nord- und Mittelenglands vielfach als Werkkapellen und der Heilsarmee entstanden sind. Das Potenzial in Deutschland aber sei riesengroß durch die gewachsenen Strukturen im Blasorchesterbereich. »Die Brassband-Spitze ist auf internationalem Niveau angekommen.«
Auch bei den EBBC erfolgreich
Das zeigte sich nicht nur, aber auch in der »First Division«. Lorbeergeschmückt hatten sich ja die 3BA Concert Band und die Brass Band Sachsen auf den Weg nach Bad Kissingen gemacht. Am 30. April erst waren die beiden Bands im französischen Lille bei den Europameisterschaften der Brassbands (EBBC) angetreten – und erfolgreich. Die 3BA Concert Band war erneut in der Championship Section angetreten und hatte unter dem Dirigat von Thomas Ludescher einen respektablen neunten Platz erreicht. Die Brass Band Sachsen hatte den europäischen Vergleich in der Challenge Section sogar gewonnen.
Und nun lieferten sich die beiden Brassbands in der »First Division« ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das knapper fast nicht mehr sein kann. Ganze 0,2 Pünktchen trennten die Bayern und die Sachsen schließlich voneinander. Mit 93,2 Punkten lag die 3BA Concert Band schließlich um Haaresbreite vor der Brass Band Sachsen mit 93,0. Damit konnte sich die 3BA zum sechsten Mal in Folge den Deutschen Meistertitel in der Höchststufe sichern. So knapp aber war’s noch nie.