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Hornist Felix Klieser spielt für sein neues Album barocke Arien

Klieser
Foto: Gregor Hohenberg

Der Sprache der Musik, den Geschichten, die sie erzählt – und das ganz ohne Worte – widmet sich Felix Klieser auf seinem neuen Album Beyond Words. Seinen Fokus richtet er auf die Vorstellungen, die beim Hören vor dem inneren Auge auftauchen. Auf die Emotionen, die die Musik ausgelöst. Der Hornist hat verschiedene Arien von BachVivaldiHändel und Gluck ausgewählt. Und die jeweils ganz unterschiedlichen, in sich geschlossenen musikalischen Welten auf individuelle Weise erzählt.

Das Repertoire ist wahrscheinlich für viele Zuhörende mit Erinnerungen verbunden. Sind doch für Viele Händels Hallelujah und Ombra mai fù oder Bachs Bereite dich Zion und Wohl mir, dass ich Jesum habe bekannte Werke. Hier hört man sie einmal ganz anders. In der Auswahl der barocken Arien und Choräle nimmt das Horn die Rolle der menschlichen Stimme ein. Es zeichnet die melodischen Bögen nach und imitiert den Klang der Stimme. Begleitet wird er vom Ensemble CHAARTS Chamber Artists aus Zürich, das im Zusammenklang mit Kliesers weichem Timbre den barocken Werken auf modernen Instrumenten neues Leben einhauchen.

Wichtig ist für dieses Album (Label Berlin Classics) jedoch nicht die Virtuosität, sondern der klangliche Ausdruck, sagt Felix Klieser. “Es muss gut umzusetzen sein. Die Gesanglichkeit und Ausdrucksmöglichkeit des Klangs sollen im Zentrum und im Fokus stehen.” Man erfährt Geschichte, die frei für jede Interpretation ist und zulässt, in eine rein musikalische Welt einzutauchen. “Sie sollen nicht wissen müssen, was inhaltlich passiert, sondern sich von der Musik leiten lassen.”

Die Geschichten könnten unterschiedlicher nicht sein

Inhaltlich könnten die Geschichten, die die Arien erzählen, unterschiedlicher nicht sein. Sie handeln von Lob und Preis, von grausamem Schicksal und verlorener Freiheit. Probleme, die bereits zu den Entstehungszeiten der Werke existierten und heute immer noch aktuell sind. “Wenn wir Musik spielen, die sehr alt ist, kommunizieren wir mit Ausdrucksmitteln, die die Menschen hatten, bevor es Smartphones gab, Flugzeuge, Autos. Und trotzdem ging es in der Musik um dieselben Dinge. Das scheint etwas zu sein, was uns auch heute bewegt, und das finde ich faszinierend.”

Das Universelle, Verbindende und über Jahrhunderte hinweg Aktuelle, das der Musik zugeschrieben werden kann, liegt nicht in der Sprache der Worte. Es liegt in der Sprache ihres Klangs und den davon hervorgerufenen Assoziationen, Gefühlen und Geschichten, die erzählt werden. “Man braucht keine jahrelange Ausbildung, um mit Musik etwas anfangen zu können. Nicht das, was man rüberbringen will als Interpret ist wichtig. Sondern, dass etwas ankommt”, sagt Klieser, der diese besondere Sprache wie kein anderer beherrscht. Mit Beyond Words erschafft er einen Raum über die Sprache hinaus – er spricht mit der Musik und der Melodie allein.