News | Von Klaus Härtel

In eigener Sache: Wie ist die Lage im Verlag der BRAWOO?

BRAWOO

In der Aprilausgabe berichtete die Redaktion umfangreich zur Lage der Branche und befragte Personen aus der Verlags- und Veranstaltungs-Branche sowie aus dem Instrumentenbau. Die Lage ist ernst, denn die Kultur liegt darnieder und im Hintergrund wirken viele Menschen mit, die mit der Kultur ihren Lebensunterhalt verdienen. Dabei wurde uns immer wieder die Gegenfrage gestellt, wie es denn um unseren Verlag bestellt sei. Ja, auch an DVO Druck und Verlag Obermayer in Buchloe gehen die Lockdowns und Einschränkungen nicht spurlos vorüber. 

Zu Beginn der Pandemie im März des vergangenen Jahres konnte niemand auch nur ahnen, welche Ausmaße diese annehmen würde. Die Branche wurde mit voller Wucht getroffen. Veranstaltungen fielen aus, Händler mussten ihren Geschäftsbetrieb einstellen, Proben und Musikunterricht fanden nicht oder nur sehr eingeschränkt statt. „Das hatte unmittelbare Auswirkungen auf unsere Zeitschriften“, wie DVO-Geschäftsführer Stefan Männlein anmerkt. „Veranstaltungsanzeigen wurden nicht mehr gebucht und Verkaufsanzeigen reduziert. Auch Stellengesuche wurden nicht benötigt.“ Ein Anzeigeneinbruch von enormem Ausmaß – zwischenzeitlich waren es bis zu 50 Prozent – war die Folge. Vonseiten des Verlags bot man den Anzeigenkunden Unterstützung und Anzeigenrabatte an. 

Die Zeitschrift BRAWOO – Brass Wood Orchestra traf es dabei auch deshalb so empfindlich, weil man sich für das Jahr 2020 so einiges vorgenommen hatte. Im Januar erst hatten sich die beiden renommierten Magazine Clarino und eurowinds zu einer neuen Zeitschrift zusammengetan. Zahlreiche Veranstaltungen waren schon geplant. Vor allem gemeinsam mit der neuen Blasorchestermesse BRAWO in Stuttgart hatte man großes vor! Zahlreiche publikumswirksame Aktionen (und informative Stände) waren in der Schublade. Auch das Programmheft der Messe hatte man gemeinsam gestaltet und gedruckt. Nach der Corona-bedingten (sehr kurzfristigen) Absage konnte man lediglich die Altpapiertonne damit füllen. 

Zeitschriften leben davon, “nah dran” zu sein

Die Absage nahezu aller Veranstaltungen schlug sich dann natürlich auch in der Berichterstattung nieder. „Die Zeitschriften“, erklärt Männlein – neben der BRAWOO sind das noch das Verbandsmagazin des Blasmusikverbands Baden-Württemberg, Forte, und die Mucke – „leben ja auch zum großen Teil davon, Veranstaltungen zu besuchen, Menschen zu treffen, ‚nah dran‘ zu sein.“ All das fiel – und fällt immer noch – weg. 

Nicht ohne Stolz kann der Geschäftsführer aber darauf hinweisen, dass „keine einzige Ausgabe“ der Zeitschriften ausgefallen ist oder auch nur verspätet gedruckt wurde. Natürlich mussten hier die Redakteurinnen und Redakteure Flexibilität und Einfallsreichtum zeigen. „Wir haben von Anfang an über die Situation informiert, Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern, Herstellern und Händlern geführt.“ Wie für die Künstlerinnen und Künstler verlagerte sich auch das Geschehen hier zum großen Teil in die digitale Welt. Infolgedessen wurden brawoo.de, YouTube und Facebook zu ständigen Begleitern in der Berichterstattung. Das Online-Angebot wuchs – und wächst. 

Geschäftsführer Stefan Männlein bedankt sich ausdrücklich bei den Abonnentinnen und Abonnenten. Die Auswirkungen der Pandemie seien hier noch relativ gering. „Die Leser bleiben unseren Zeitschriften treu!“ 

Die Lage im Blasmusik-Shop

Zum Verlag zählt auch der renommierte Blasmusik-Shop. Die massiven Einschnitte in der Kultur wirken sich seit Beginn der Pandemie unmittelbar auf die Verkäufe von Noten aus. Große Besetzungen wurden fast nicht mehr nachgefragt, viele Verlage reagierten schnell mit Notenausgaben für kleine Besetzungen, Unterrichtsliteratur, Solo-, Duo- und Quartettausgaben. „Wir sind hier in der glücklichen Lage“, erklärt Stefan Männlein, „dass wir das komplette Spektrum der geblasenen Musik abdecken und somit nicht ganz so hart getroffen wurden.“ Allerdings geht der Geschäftsführer davon aus, dass die Situation auch über das Jahr 2021 bestehen bleibt, „weil viele Programme vom Frühjahr 2020 noch nicht gespielt wurden und bei den Vereinen somit kein Bedarf für neue Noten besteht“. 

Kurzarbeit, Überbrückungshilfen und Co: Der Verlag hat die staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen müssen. „Wir sind sehr froh, dass die Politik diese Möglichkeiten der Hilfe geschaffen hat.“ Und doch erwartet der Geschäftsführer von der Politik ein eindeutiges Signal und einen klaren Plan, was die Öffnungen im Kulturbereich angeht. Er gibt sich dabei „keiner Illusion hin, dass von heute auf morgen wieder alles so ist wie ‚früher‘“. Und doch ist er vorsichtig optimistisch. Schließlich kennt er die Sehnsucht nach Kultur nur zu gut. Bei DVO Druck und Verlag Obermayer ist man vorbereitet – und hat große Pläne in der Schublade. Man darf gespannt sein.