Brass | Von Christian Mayr

Interview mit Woodmaster Alexander Wurz

Alexander Wurz
Aktuell hat Alexander Wurz noch Zeit zum Anlehnen. Beim "Woodstock der Blasmusik" wird er im Dauereinsatz sein. (Foto: Pascal Steffens)

Kinder, wie die Zeit vergeht – das zehnte „Woodstock der Blasmusik“ steht vor der Tür und wird vom 25. bis 28. Juni wieder Zehntausende nach Ort im Innkreis ziehen. Nicht vergessen sollte man jedoch, dass auch einer der begehrtesten Festival-Posten, nämlich der des Woodmasters, in diesem Jahr bereits zum fünften Mal prominent und hochkarätig besetzt wird. Blasmusikalisch vielseitig und flexibel veranlagt sollte der sein, der dieses Amt anzutreten wagt. Alexander Wurz erfüllt diese Be­dingungen als Solist an Tenorhorn, Bariton, Eufonium und Posaune zweifellos.

Alexander Wurz, Hand aufs Herz: Welcher Gedanke ging dir durch den Kopf, als du den Begriff „Woodstock“ zum ersten Mal gehört hast?

Zum ersten Mal hörte ich den Begriff natür­lich in Verbindung mit dem legendären Original, also dem „Woodstock“-Rockfestival. Als ich zum ersten Mal »Woodstock der Blasmusik« hörte, war ich zunächst sehr ­gespannt. Als fleißiger Be­sucher von „Rock am Ring“ in meinen jugend­lichen Jahren habe ich mir das schon so ähnlich gewünscht – nur eben mit Blasmusik. Aber bei meinen späteren Besuchen beim „Woodstock der Blasmusik“ wurde mir das ja alles bestätigt. (lacht)

Beim kommenden „Woodstock der Blas­musik“ wirst du als „Woodmaster“ agieren – „Woodstock! Genau mein Ding!“ War das deine erste Reaktion?

Na ja, „Woodstock“ an sich macht mir natürlich Spaß. Aber ich spiele überwiegend in richtigen Konzertsälen und klanglich gesehen erfüllt mich das mehr. Aber beim Thema „Woodmaster“ dachte ich tatsächlich „Genau mein Ding!“, einfach aus dem Grund, weil ich selbst sehr flexibel bin und auch solistisch sehr viel unterwegs bin. Also dieses Amt scheint wie für mich gemacht. (lacht)

Dein Name dürfte ja gerade vielen Öster­reichern nicht unbekannt sein. Wie viele Besucher des „Woodstock der Blasmusik“ werden sich wohl denken: „Was? Der ehemalige Rennfahrer Alexander Wurz spielt jetzt Tenor­horn…?“

Das kann durchaus passieren. Aber bisher ist es sehr selten vorgekommen, dass mich jemand darauf angesprochen hat. Vielleicht liegt das auch daran, dass der Rennfahrer ­Alexander Wurz heutzutage nicht mehr so präsent ist. Der Letzte, der mich darauf angesprochen hat, war übrigens Thomas Gansch.

Ein gutes Stichwort: Deine Vorgänger als Woodmaster sind ja Matthias Schorn (2019), Andreas Hofmeir (2018), Christoph Moschberger (2017) – und eben Thomas Gansch (2016). Hast du dir schon Ratschläge abgeholt, nach dem Motto: „Wie überlebe ich ein Festival?“

Nicht wirklich. Man ist ja grundsätzlich nicht unerfahren in solchen Dingen. Was aber alle gesagt haben: „Abends aufpassen an der Bar, sonst wird es am nächsten Tag kritisch!“ Aber auch dort bin ich ja nicht unerfahren… (lacht)

Welche Auftritte dürfen wir denn erwarten?

Ich werde fast ausschließlich solistisch mit den verschiedensten Gruppen unterwegs sein. Mit dabei sind: Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten, die Big Band der Bundeswehr, die Original Woodstock Musikanten, die kleine Egerländer Besetzung, Unzerblechlich und die Kapelle Gefällt mir. Zudem wird es noch ein „Meet and Greet“ in der Woodworld am Stand von Miraphone geben.

Alexander Wurz
Foto: Pascal Steffens
Wie bereitest du dich auf diesen sicherlich auch anstrengenden Einsatz vor? Welche Erwartungen hast du?

Irgendwelche Erwartungen an das Festival direkt habe ich eigentlich nicht. Ich hoffe natürlich, dass wir gemeinsam ein schönes „Woodstock der Blasmusik“ 2020 erleben dürfen – ohne ­Störungen und vor allem ohne Viren. Mit der Vorbereitung habe ich schon vor einigen Monaten begonnen. Da ich auch solistisch alles aus­wendig spiele, brauche ich dafür schon etwas Zeit. Also nicht unbedingt, um alles auswendig draufzuhaben, sondern damit es einfach ver­inner­licht ist. Nur so kann man sich später unter ­Anspannung auf die Musik konzentrieren. 

Auf welchen deiner Woodmaster-Auftritte freust du dich besonders?

Als Solist aufzutreten ist grundsätzlich immer heraus­fordernd und spannend. Deswegen freue ich mich auf alle Auftritte. Aber herausheben möchte ich trotzdem meinen Auftritt  mit der Big Band der Bundeswehr. Wie die meisten wissen, bin ich immer auf der Suche nach spe­ziellen und neuen Dingen. Genau dafür steht dieser Auftritt mit der Big Band der Bundeswehr. Es wird eine Premiere, da ich sicher­lich der Erste bin, der mit dieser Band als Solist am Tenor­horn auftritt. Das wird richtig klasse.

Auf wen im Festivalprogramm freust du dich als Zu­hörer und/oder Fan besonders in diesem Jahr?

Als Zuhörer freue ich mich auf so viele Gruppen und natürlich als großer Fan auf die Kollegen, die alle da sind. Aber persönlich freue ich mich auf jeden Fall, German Brass mal wieder live zu ­hören.

Und scherzhaft: Sollte man das diesjährige Festival nicht vielleicht „Wurz-stock der Blasmusik“ nennen? Oder dich zumindest als „Wurzmaster“ ankündigen?

Gar keine schlechte Idee. Wäre ich sofort dabei. (lacht) Nein, Spaß. Das Festival lebt natürlich von der Vielseitigkeit dieser ganzen Künstler und ich habe eben in diesem Jahr die Ehre, das als Solist zu repräsentieren – was mich sehr stolz macht. 

Das „Best of“-Album von Alexander Wurz ist seit 1. März erhältlich.

Zu bestellen ist es hier.

Zuvor erschien das Album „Neue Wege“.

Du hast gerade die Arbeit an deiner „Best of“-CD abgeschlossen. Was ist darauf zu ­hören?

Ja, richtig. Die CD ist am 1. März erschienen. Es wurden viele Titel aus meiner Vergangenheit veröffentlicht: mit Michael Klostermann und seinen Musikanten, mit Guido Henn und seiner Goldenen Blasmusik, mit Michael Maier und seinen Blasmusikfreunden, mit Unzerblechlich und den Egerländer Rebellen sowie den Golden Trom­bones und dem Luftwaffenmusikkorps 2 Karlsruhe. Überall war ich damals schon als Solist tätig und von manchen Titeln weiß wahrscheinlich fast niemand, dass ich diese überhaupt aufgenommen habe. Das möchte ich einfach noch mal beleuchten. Auch aus der heutigen Zeit sind ei­nige Titel enthalten, zum Beispiel mit Ernst Hutter und den Egerländer Musikanten oder mit der Militärmusik Oberösterreich. Zudem darf man sich auf einige noch nie veröffentliche Live-Aufnahmen freuen. Ein richtiges „Best of“ eben.

Warum sollte man dieses Album besitzen? Was ist aus deiner Sicht das Besondere da­ran?

Es enthält Aufnahmen aus einer Zeitspanne von fast 15 Jahren. Besonders interessant finde ich zu hören, wie ich damals manche Dinge interpretiert habe im Gegensatz zu heute. Nicht dass ich es damals schlechter interpretiert ­hätte. Aber ich finde, man hört, dass ich mich in einer anderen Lebenssituation befand – sehr frech und unbekümmert. Heute, könnte man sagen, ist alles etwas cooler, was auch seinen Reiz hat. Hört einfach mal rein.

Mit Mitte 30 bereits ein „Best of“-Album vorzulegen, ist zumindest einmal selbstbewusst. Wie kam es dazu? Und legst du damit die Messlatte nicht sehr hoch?

Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nun auch schon eine Weile im Geschäft bin. Ich war als 18-Jähriger bei der Militärmusik. Im gleichen Alter spielte ich schon bei Michael Klostermann und seinen Musikanten. Es hat sich eben so ­einiges an Aufnahmen angesammelt. Deswegen dachte ich mir, dass gerade mein Woodmaster-Jahr eine tolle Gelegenheit wäre, diese Dinge zu präsentieren.

Hast du für die nähere oder fernere Zukunft schon weitere Pläne in der Schublade?

Die Schublade ist momentan so überfüllt, dass ich eigentlich eine ganze Kommode bräuchte. Über einige Dinge kann ich aktuell noch nicht öffent­lich sprechen. Aber ich möchte auf jeden Fall in absehbarer Zeit ein weiteres Play-along-Heft auf den Markt bringen. Des Weiteren ­werde ich auf meinen Social-Media-Kanälen alle Interessierten über meine Tätigkeiten auf dem Laufenden halten. 

Lieber Alex, dann wünschen wir dir viel Erfolg mit dem »Best of«-Album und natürlich eine gute Zeit als Woodmaster beim diesjährigen „Woodstock der Blasmusik“.

www.alexander-wurz.de