Brass, News, Orchestra, Wood | Von Christian Schick

Ist die CD am Ende?

CD-Markt

Immer weniger Blasmusiker können ihre CD-Produktionen refinanzieren. Durch Musik-Streaming sind die Einnahmen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Deswegen suchen viele nach Lösungen, wie Sponsorings oder Förderprogramme, um den Traum des eigenen Albums trotzdem zu verwirklichen.

Andreas Hofer sitzt an seinem Schreibtisch und checkt seine Mails. Hinter ihm erhellt eine Lampe den Raum, Regale voller CDs stehen an den Wänden. Eine neu eingetroffene zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Schon wieder sollen Formblätter ausgefüllt werden. Vor kurzem hat der Schlagzeuger sein Ensemble “BlechXpress” für ein Förderprogramm angemeldet. Damit möchte er eine CD-Produktion bezahlen. Denn seit es Musik-Streaming gibt, wird das immer schwieriger.

So wie Andreas Hofer ergeht es vielen Musikern. Durch Streaming wird der Verdienst immer kleiner, da der Großteil der Einnahmen an den Streaming-Dienst geht. Und doch zwingt die weltweite Reichweite von Spotify, Amazon oder Apple Music die Urheber fast dazu, eigene Alben darauf zu veröffentlichen. Im Herbst 2022 wurde eine Studie im Auftrag der GEMA über das Musik-Streaming in Deutschland veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass lediglich 22 Prozent der monatlichen Abo-Einnahmen an Musikschaffende gehen. Der Rest wird zwischen Streaming-Anbieter und Labels aufgeteilt.

Der CD-verkauf ist stark zurückgegangen

“Es ist erschreckend, wie stark der CD-Verkauf die letzten Jahre zurückgegangen ist”, sagte Andreas Hofer. Für Bands, die sich in Nischen-Genres bewegen und keine Klicks in Millionen-Höhe erzielen, sei eine CD-Produktion nur noch Liebhaberei. Tatsächlich verdienen 99 Prozent aller Urheber und Interpreten auf Spotify unter 5000 US-Dollar im Jahr. Das sind fast 8 Millionen der gemeldeten Musikschaffenden. Dabei streamt in Deutschland mittlerweile fast die Hälfte der Bevölkerung Musik. Ein Trend, der seit der Gründung von Spotify 2012 stetig wächst.

Negative Entwicklung dieses Trends ist, dass für Konsumenten die Musik wertlos geworden ist. Sie muss lediglich sofort verfügbar sein. Diane Weigmann, stellvertretendes Mitglied im Aufsichtsrat der GEMA und selbst Musikerin, findet den Anstieg des digitalen Marktes an sich unproblematisch. “Aber die faire Vergütung von Streams an Künstler und Urheber hinkt leider stark hinterher. Da herrscht noch extremer Handlungsbedarf”.

Für Andreas Hofer und seine Musiker der Kapelle “BlechXpress” steht 2023 das zehnjährige Jubiläum an. Eigentlich der perfekte Anlass für ein neues Album. Zusätzlich zum Jubiläum sei das letzte Album bereits drei Jahre alt. Damals hatte Hofer sämtliche organisatorischen Tätigkeiten selbst übernommen. “Das war eine ziemliche Herausforderung. Wir mussten Fotos fürs CD-Cover machen. Geeignete Titel auswählen, die unser Live-Repertoire spiegeln. Die ganzen Rechte klären. Mit dem Aufnahmeleiter war ich täglich in Kontakt”. Das Aufnehmen war laut Hofer der einfachste Teil. Doch trotz niedriger Stückzahlen von 500 CDs habe er einige noch immer nicht verkauft. Es stand also die Frage im Raum, ob sich eine neue CD-Produktion überhaupt lohnt. Doch dann kam die zündende Idee: “Ein Kumpel hat mir vom Impuls-Förderprogramm erzählt”, erinnert er sich.

Förderprogramm Impuls

“Impuls” – Eine Förderung der Bundesregierung für Amateurmusik im ländlichen Raum. Knapp 20 Millionen Euro stehen dem Programm zur Verfügung. Doch von diesen 20 Millionen wurden gerade einmal 5,7 Millionen Euro ausgeschöpft. Für Andreas Hofer sei der Grund hierfür eindeutig. »Der Anmeldeprozess ist extrem aufwändig. Den meisten geht mittendrin einfach die Luft aus«, erzählt er. Er sei über Wochen täglich mehrere Stunden am Schreibtisch gewesen. Die Bürokratie habe ihm den letzten Nerv geraubt. »Unzählige Dokumente musste ich ausfüllen, Daten anfordern, herumtelefonieren. Ich war oft am Verzweifeln«. Doch die Quälerei nahm ein glück­liches Ende: “BlechXpress” erhielt die Förderung. Damit gehört das Ensemble zu einem der über 680 Geförderten, die eine Finanzierung für ihr Projekt erhalten haben. Hier die Motivation nicht zu verlieren kann sich also auszahlen.

Ein anderer Ansatz ist Crowdfunding. Auf der Website ­startnext.com stehen knapp über 10 CD-Gebote. Auf ­indiegogo.com sind es etwa 20 und bei kickstarter.com allein innerhalb Deutschlands ganze 94 Kampagnen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Plattformen, auf die Musikgruppen zugreifen können. Der Vorteil: Eine gut geplante Crowdfunding-Kampagne kann ein Album lange vor Veröffentlichung im Publikum bekannt machen. Das geht zumindest aus einem Artikel von “Dunstan Media House” hervor. Und im schlimmsten Fall “hat man lediglich Zeit, aber kein Geld verloren”.

Es ist mit kreativen Denkansätzen nach wie vor möglich, CD-Produktionen ohne finanzielle Einbußen durchzuführen. Förderprogramme, Crowdfunding oder Sponsorengelder spielen in den vergangenen Jahren eine immer größere Rolle. Alternative und kreative Ideen können demnach durchaus zum Ziel des eigenen Albums führen.