Brass | Von Willi März

Jörg Wachsmuth über den Tuba-Wettbewerb Markneukirchen

Wachsmuth
Foto: Ludwig Angerhoefer

Prof. Jörg Wachsmuth, im normalen Leben Solotubist der Dresdner Philharmonie, bekannt durch seine Rekorde mir der Riesentuba und beim Tubawettbewerb in Markneukirchen Jury-Vorsitzender. Willi März hat dem Tubisten ein paar Fragen über das Niveau, die Literatur und die Tuba gestellt.

Der Tubawettbewerb ist nun zu Ende, wie könnte man den Verlauf der vergangenen Tage zusammenfassen? Hat sich etwas im Vergleich zu den letzten Wettbewerben verändert? 

Im Vergleich zum vorigen Wettbewerb oder noch weiter zurück zu meiner Zeit als aktiver Teilnehmer hat sich das Niveau der Spieler noch mal erheblich erhöht. Das betrifft sowohl das Niveau der Werke als auch das der einzelnen Spieler. Es hat sich auch manches auf andere Kontinente verschoben. Die frühere Bedeutung des europäischen und amerikanischen Raums hat sich nach Asien verlagert, genauer nach Japan. Das beweist auch die hohe Zahl der Teilnehmer aus Japan mit 25 im Gegensatz zur deutschen Beteiligung mit etwa zehn Spielern. Aus Amerika kamen nur zwei Leute, aus Norwegen sogar keiner. 

Woran lässt sich der Fortschritt noch messen?

Es hat sich auch die Länge der Vortragszeit geändert. Als ich 1992 hier den ersten Preis gewonnen habe, da musste ich in Runde zwei und drei jeweils nur zwei Werke spielen, heute sind es drei Werke in der zweiten und vier ­Stücke in der dritten Runde. Man kann sich fragen, wie sinnvoll das ist. Die Spieler sind immer am Limit dessen, was überhaupt noch machbar erscheint. Aber das Niveau steigt und steigt und es gibt immer noch jemand, der eben ein kleines bisschen besser ist als die anderen, selbst wenn sich diese Verbesserungen nur im Mikro­bereich abspielen. In der Wertung liegen die Leute meist ziemlich nah beieinander. 

Die Japaner bildeten mit mehr als einem Viertel der Teilnehmer die größte Gruppe, trotzdem konnte nur einer die dritte Runde erreichen, im Finale war dann keiner mehr vertreten. Woran liegt das? Oder etwas provokant gefragt: Kommt aus der Masse ­keine Klasse? 

Das ist etwas zu vereinfacht dargestellt. Die Tubaszene und das Interesse an Tuba in Japan, gefördert durch meinen Freund und Jurykollegen Prof. Eiichi Inagawa, ist riesengroß. Da ist vieles gewachsen, was man auch an der Entwicklung der Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren feststellen kann. »Klasse statt Masse«? Nein, so kann man es wirklich nicht sagen, es waren hervorragende Tubaspieler dabei. Aber wenn das Reglement eben nur sechs Teilnehmer in Runde drei zulässt, dann entscheiden manchmal 0,2 Punkte über das Weiterkommen. Wir als Jury stehen vor 20 guten Spielerinnen und Spielern und müssen uns dann fragen, wo ziehen wir die Grenze, wer darf weiterkommen. Da wird die Luft dünn, es ist manchmal wirklich nur ein Hauch. 

Das ist doch aber eigentlich eine sehr positive Tendenz? 

Ja, das bestätigen auch die zahlreichen Meisterkurse, bei denen man diesen positiven Trend deutlich erkennen kann. Gerade die Japaner sind sehr leistungsbereit, dort kennt man die Situation des Wettbewerbs seit der Grundschule.

Wie sehen Sie die Zukunft der Tuba, speziell auch der Tubaliteratur. Ich habe im Wettbewerb sehr viele Stücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert gehört. Was würden Sie sich wünschen?

(lächelt) Es gibt zum Glück eine riesige Anzahl an Kom­positionen, ich habe aber natürlich ein großes Interesse daran, wenn weiterhin viel für Tuba geschrieben wird. Eigentlich wäre mir am liebsten, wenn für einen Wett­bewerb wie hier in Markneukirchen jedes Mal auch ein Werk für Orchester in Auftrag gegeben werden würde. Das würde aber die Kosten in die Höhe treiben und wäre insgesamt noch aufwendiger, würde aber sicher noch mehr Aufmerksamkeit hervorrufen. Und man könnte sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der Wettbewerb wäre dann attraktiv für Musizierende UND Komponierende.

professorjoergwachsmuth.de