Überall in Europa war er schon unterwegs. Seit seinem 18. Lebensjahr tourt Josh Roseman in der Weltgeschichte herum. Dass sein Europatrip 2004 dennoch etwas ganz Besonderes für den Posaunisten war, ist logisch. Immerhin war der 34-jährige Roseman erstmals in eigener Sache on the road. Frech, witzig und wild stellte die »Josh Roseman Unit« in Clubs und Konzertsälen die multistilistischen Klangideen des »Rising Stars« unter den Posaunisten vor, zu dem er im Herbst erkoren wurde. Gar nicht wild und auch eher ernsthaft als witzig ist der Sohn einer Jamaikanerin und eines amerikanischen Juden, dessen breiter Kussmund sich rein optisch mit den langen Rastafari-Locken ein stetes Duell um die erste Geige liefert beim Interview. Manchmal, gesteht er allerdings, manchmal könne und wolle er durchaus ein gewisses Maß an Frechheit an den Tag legen.
»Treats for the Nightwalker«, das neue Album der »Josh Roseman Unit« (Enja 9437 2), ist die geballte Essenz dessen, was den Posaunisten in seiner Rolle als Komponist im Herzen und im Hirn ausmacht. Roseman holt den großen Funk-Geist vom Himmel, indem er Rhythmen, Stile, musikalische Ideen aus aller Welt zusammenwirft, in Formeln packt, strukturiert, neu berechnet – sprich: einmal gut durchschüttelt. Zu guter Letzt groovt es. Immer. Dafür garantieren Rosemans Bauch, dem die Zutaten entspringen, und der Computer, der für verwegene Gliederungen der Rhythmen und der Akkorde sorgt. »Es kostet viel Energie, so viele verschiedene Klangansätze unter einen Hut zu bringen. Aber ich verstehe mich als ihr Übersetzer, ihr Interpret und als Inspirator. Für mich haben alle Stile gleichwertigen Einfluss auf das, was ich komponiere«, sagt Roseman.