Als das drogenverpfuschte Leben des Ausnahmetrompeters Chet Baker im Jahr 1988 auf Amsterdamer Asphalt jäh endet, ist Julian Wasserfuhr gerade mal ein halbes Jahr alt. Eigentlich unmöglich, dass der junge Deutsche später dem US-Amerikaner nacheifert. In der Musik indes ist nichts unmöglich, denn es gibt ja auch Leute, die heute noch beispielsweise für Jimi Hendrix oder Jim Morrison schwärmen, ohne zur gleichen Zeit des Idols gelebt zu haben. Es ist eben die Musik, die bleibt.
Julian Wasserfuhr schwärmt für Chet Baker. Und nicht nur das. Er veröffentlichte sogar kürzlich zusammen mit seinem Bruder Roman sowie dem Bassisten Sava Medan und dem Drummer Andy Haberl in der Reihe »Young German Jazz« die CD »Remember Chet« (ACT 9654-2). Wie wird ein elfjähriger Junge Fan von jemandem, der 58-jährig – ob von einem Drogendealer gestoßen oder ob im Drogenrausch gestürzt, darüber ranken sich Legenden – aus dem Hotelzimmerfenster fällt? Aufgewachsen ist Julian Wasserfuhr mit der Musik Chet Bakers nicht, denn als Chet Baker starb, konnte Julian noch nicht sprechen, geschweige denn Trompete spielen. Doch genau da liegt das Geheimnis, denn Chet Baker hat neben der Drogenkarriere vor allem musikalisch Karriere gemacht. Seine Musik, sein unnachahmliches Trompetenspiel ist das, was er der Nachwelt hinterlassen hat.