Einen musikalischen Aufschrei wollte Marco Pütz mit diesem Werk komponieren – und das ist ihm wahrlich gelungen. Ein Aufschrei gegen die mutwillige und profitgesteuerte Zerstörung der Umwelt. Musikalisch legt er seinen »Four Earth Songs« für Solo-Sopran und Blasorchester den Bach-Choral »Nun ruhen alle Wälder« (No 103, BWV 13/6) zugrunde. Literarisch verwendet er Texte des australischen Dichters Graeme King, dessen Werk er durch Zufall im Internet entdeckte.Die programmatische Komposition besteht aus vier Sätzen, die jeweils die Überschriften der zugrunde liegenden Gedichte tragen. Die Uraufführung fand 2009 anlässlich der 14. WASBE-Konferenz in Cincinnati (USA) statt, gespielt vom Frysk Fanfare Orkest unter Leitung von Jouke Hoekstra.
1. Tears of Nature
Im ersten Satz setzt Pütz den Inhalt des Gedichts »Tränen der Natur« in Musik um. Er beginnt seine Komposition mit einem gewaltigen Cluster-Akkord im fortissimo, der schon alle Verzweiflung über die Zerstörung der Natur in sich trägt. Nachdem dieser verklungen ist, beginnt die Sopranistin mit der ersten Strophe, begleitet von einer solistischen Klarinette. Schon hier erklingt der Bach-Choral zum ersten Mal. Sologesang und Orchestereinwürfe wechseln sich ab, wobei die Choralmelodie bestimmendes Element bleibt. Pütz arbeitet hier sehr intensiv mit Klangfarben und viele kleine und große Sekundschritte lassen eine gedrückte Stimmung entstehen. Mit den durch die fallenden Sekunden entstehenden Seufzermotive erzeugt der Komponist fast bildlich »Die Tränen der Natur«.