Mit dem allmählichen Niedergang der aristokratischen Gesellschaftsordnung kam das Solistenkonzert in der Wiener Klassik zur Hochblüte. Haydns Konzert für Trompete und Orchester in Es-Dur (1796) oder Mozarts Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur (1791) gehören zu den herausragenden Bläserkonzerten der Musikgeschichte.Verbesserte Blasinstrumente, freiberuflich reisende Virtuosen, bürgerliche Konzertsäle: Das Bläserkonzert wird in der Klassik zu einer kleinen Tagessensation, artistisches Können verdrängt die galante Tafelmusik. Um 1800 geraten die Solistenkonzerte daher immer länger, verblüffender und aufwendiger und ähneln zunehmend einer virtuosen »Sinfonia concertante«. Verbindlich ist allerdings noch die alte dreisätzige Form: Einem technisch beeindruckenden Allegro als Kopfsatz (oft mit Solokadenz) folgt ein liedhaftes, elegisches Adagio (auch: Andante oder Largo). Danach kommt als Kehraus ein tänzerisch-musikantisches Rondo (oft: Allegro oder Allegretto).Stimme des FriedensDie beeindruckendste instrumentaltechnische Neuerung der Zeit ist die Klappentrompete, »mittels derer sich in allen Lagen alle chromatischen Töne erzeugen lassen« – die Vorläuferin der modernen Ventiltrompete. Der Wiener Trompeter Anton Weidinger (1766 bis 1852) hat sie entwickelt und stellt sie 1796 dem Komponisten Joseph Haydn (1732 bis 1809) vor. Haydns »Concerto per il clarino« in Es-Dur ist die erste Komposition für das neue Instrument – und bis heute das berühmteste und meistgespielte aller Trompetenkonzerte. Der 64-jährige Komponist nutzt mit seinem Pionierwerk auf frappierende Weise die – bis dahin auf der Trompete undenkbaren – Möglichkeiten von Weidingers Erfindung: tiefe Töne, Skalenläufe, chromatische Übergänge, große Intervallsprünge, leise Passagen. Stilistisch erinnert Haydns Trompetenkonzert an seine späten Sinfonien: Zum Begleitorchester gehören auch zehn Bläser, darunter zwei Naturtrompeten.