Orchestra, Szene | Von Hans-jürgen Schaal

Komponist John Corigliano: Bläser auf dem Balkon

In der US-amerikanischen Klassikwelt gehört John Corigliano zu den ganz Großen. ­Seine Werke wurden unter anderem mit fünf Grammys ausgezeichnet (zwischen 1991 und 2014), einem Oscar und dem Pulitzer-Preis. Im Februar 2018 feierte der Komponist John Corigliano seinen 80. Geburtstag.

Ein Ziehkind der New Yorker Klassikwelt

Für ihn führte kein Weg an der klassischen Musik vorbei. Die Mutter war Pianistin und Klavierlehrerin, der Vater langjähriger Konzertmeister der New Yorker Philharmoniker. Als Kind begleitete John Corigliano ­seinen Vater zu den Proben, lernte viele Orchester­musiker »sowohl als Künstler wie als Freunde« kennen und wurde eine Art »Ziehkind« der New Yorker Klassikwelt. 

Er begann in Manhattan Komposition zu studieren und war schon in jungen Jahren Produktionsassistent für Leonard Bernsteins »Young People’s Concerts«. Erste Anerkennung als Komponist erhielt er mit 26 für seine Violinsonate (1964). 

In den 1970er Jahren begann er außerdem als Musik­dozent zu arbeiten und wurde später ein renommierter College-Professor und Kompositionslehrer. Zu seinen Schülern gehören unter anderem Steven Bryant und John Mackey, die ausgiebig für die »Wind Bands« (Bläserensembles) der amerikanischen Universitäten komponiert haben. Seit 1974 schrieb Corigliano auch Film­musik-Partituren. Sein Werkverzeichnis umfasst mehr als 100 Kompositionen.

Auszeichnungen

Die erste ganz große Auszeichnung – einen Kompositions-Grammy – erhielt Corigliano für seine 1. Sinfonie (1991). Mehr als 150 Orchester weltweit sollen sie ins Programm genommen haben. Sein zweiter Grammy – ebenfalls für »die beste klassische zeitgenössische Komposition« – wurde ihm für sein Streichquartett (1997) zugesprochen. Drei weitere Grammys folgten – zwei für »Mr. Tambourine Man«, eine Hommage an Bob Dylan, und einer für »Conjurer«, ein Percussion-Konzert, das Corigliano für Dame Evelyn Glennie schrieb. 

Seine 2. Sinfonie wurde 2001 mit dem Pulitzer-Preis geehrt. Den Oscar erhielt er für seine Musik zu dem Film »The Red Violin« – Joshua Bell war der Solist auf dem Soundtrack. Später hat Corigliano diese Filmmusik auch zu einem Violinkonzert ausgearbeitet. 

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