Für die Blasmusikwelt bedeutet der 8. März 2022 ein wichtiges Datum: Der Berliner Komponist, Dirigent und Arrangeur Siegmund Goldhammer feiert seinen 90. Geburtstag. Als letzter prominenter Vertreter der Blasmusikkultur der ehemaligen DDR ragt er nun bereits mehr als zwei Jahrzehnte ins 21. Jahrhundert hinein. Inmitten der aktuellen Pandemie sieht es mit Veranstaltungen ihm zu Ehren schwierig aus, doch von seinen derzeitigen Arbeitspartnern hat die Sächsische Bläserphilharmonie unter ihrem neuen Chefdirigenten Peter Sommerer gerade Goldhammers Transkription von Maurice Ravels Poème choréographique “La Valse” für eine neue CD aufgenommen.
Konzertanter Prolog
Konzertieren heißt bekanntlich wetteifern – eine Sache, die unsere Gesellschaftsform auszeichnet, auch über die Musik hinaus. So werden unter anderem die Biografien hochbejahrter Männer in den letzten Jahren zunehmend kritischer diskutiert. Wenn nun ein Jubilar wie Siegmund Goldhammer zeitlebens schwerpunktmäßig für Blasorchester komponiert und arrangiert hat – eine Bezeichnung, die offenbar vor allem Protagonisten der Amateurszene kaum mehr im Namen ihrer Klangkörper führen möchten –, dann macht das die Betrachtung nicht leichter.
Im Falle Goldhammers ist sie aber noch komplexer. Goldhammer ist aufgrund seines Wirkens als Dirigent in der DDR umstritten, denn er war dort viele Jahre in hoher Position in einem bedenklichen Umfeld tätig. Zu allem Überfluss steht dem Jubilar bis heute seine grundoffene, wenngleich auch stets freundliche Kommunikation im Weg. Er kann keinem Interpreten schmeicheln, wenn dessen künstlerische Leistung in Goldhammers Augen nicht überzeugend ist. Das hat ihn, gerade nach 1990, wohl so manchen Folgeauftrag gekostet. Diese “Lern”-Resistenz entkräftet zwar Bedenken hinsichtlich eines hoffärtigen Verhaltens in der ehemaligen DDR, aber selbst bei einem 90-Jährigen macht die Zeit der deutschen Teilung eben noch das halbe Leben aus. Diesen Lebensweg zeichnet der vorliegende Beitrag nach.
Hymnus
Siegmund Goldhammer blickt auf mehr als sieben Jahrzehnte beruflichen Schaffens zurück. Er hat als Komponist Solokonzerte für zahlreiche erstrangige Instrumentalvirtuosen geschrieben, Aufträge renommierter Sinfonieorchester erhalten, Berufs- und Amateurblasorchester im internationalen Maßstab bedient. Auf der Musik-Biennale in Berlin wurden zwischen 1972 und 1990 alle in dieser Zeit entstandenen konzertanten Werke uraufgeführt. Als Blasorchester-Kapellmeister hat sich Goldhammer bereits in den 1960er Jahren im Konzertleben einen solchen Namen gemacht, dass ihm der Intendant der Staatsoper Berlin, Hans Pischner, deren Solistinnen und Solisten zur Zusammenarbeit anvertraut hat. Außerdem durfte Goldhammer mit seinem Blasorchester, dem Orchester des Wachregiments Berlin, im Orchestergraben der Berliner Staatsoper Ballettabende dirigieren – 1966 ein Novum, sicherlich nicht nur in der DDR.
Die Transkriptionen der damals zur Aufführung gelangten Ballette “Gajaneh” und “Spartacus” von Aram Khatschaturian stammen ebenfalls von ihm: Weit mehr als 1000 Transkriptionen klassischer Werke hat er für verschiedenste Blasorchester geschaffen. In seiner Verantwortung, staatsprotokollarische Akte der DDR wie Regierungsempfänge und Botschaftereinführungen zu dirigieren, schuf er Instrumentationen zu Nationalhymnen zahlreicher Staaten – manchmal gar die erste und bis heute einzige – und produzierte diese im Rundfunk und für die Schallplatte. An der Hochschule für Musik “Hanns Eisler” war er Dozent für Dirigieren, gab darüber hinaus unzähligen jungen Menschen Dirigier-, Arrangier- und Kompositionsunterricht. Mit Amateur-Blasorchestern hat er seit 1981 bis in die jüngste Vergangenheit als Dirigent und später als Mentor gearbeitet, CD-Produktionen begleitet, immer wieder bearbeitet und komponiert. Als Juror wurde er auf zahlreiche internationale Blasmusik-Wettbewerbe berufen.
In den letzten Jahren komponiert und bearbeitet er vor allem für die sinfonischen Blasorchester der Bundeswehr und der Polizei. Der Blick in die Biografie offenbart das Leben eines talentierten, fleißigen Musikers, dessen Welt schon einmal wörtlich und ein weiteres Mal im übertragenen Sinne eingestürzt ist und der die zum Überleben notwendige Eigenschaft besitzt, nicht aufzugeben und immer wieder neu anzufangen.
Poem
Geboren am 8. März 1932 in Bielen, einem Vorort der Stadt Nordhausen als Sohn des Stellmachers Richard Goldhammer und seiner Frau Martha, wächst er mit seiner jüngeren Schwester Rita auf. Mit klassischer Musik kommt er zum ersten Mal in Berührung, als ihn seine Großmutter 1939 mit ins Nordhäuser Theater nimmt. Dort erlebt er ein Konzert des traditionsreichen Loh-Orchesters, das damals wie heute die Städte Sondershausen und Nordhausen bespielt. Besonders das Schlagzeug sowie die Blechbläser faszinieren ihn sofort. Da zu Hause ein Piston und ein Akkordeon vorhanden sind, lernt er diese Instrumente autodidaktisch. Seine Mutter ermöglicht ihm später Klavierunterricht und schenkt ihm zu Weihnachten 1943 sogar ein Instrument.
Beim Bombenangriff auf Nordhausen am 3./4. April 1945 kommt jedoch nicht nur sein Klavierlehrer um, sondern Goldhammers Mutter wird verschüttet, während sie sich auf Arbeit befindet. Da vom Vater noch jede Spur fehlt, zimmert ein Nachbar dem 13-jährigen Sohn aus alten Holzkisten provisorisch einen Sarg zusammen. Die Umstände um den Tod der Mutter sowie die Begegnung mit befreiten Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora prägen seine politischen Ansichten nachhaltig. Goldhammers damals gewonnene antifaschistische Überzeugung ist wohl der Ausgangspunkt für seine langjährige Loyalität zur DDR und führt bereits bei der Heimkehr des Vaters zu Differenzen zwischen beiden. Dieser packt seine Sachen, nimmt Wertgegenstände mit und setzt sich Richtung Kassel in die Westzonen ab.
Das Spiel beginnt
Siegmund Goldhammer hat nach der Schulzeit nur die Option, mit den Resten der väterlichen Werkstatt etwas anzufangen und macht zunächst tatsächlich eine Tischlerausbildung. Am Wochenende zieht er als Akkordeonist oder Trompeter gemeinsam mit Freunden durch die Gasthöfe. 1949 nutzt er die Möglichkeit, den Beruf des Musikers zu ergreifen. Er spielt an der neugegründeten Berufsfachschule für Musik vor, die zuerst in Sangerhausen und dann in Weimar im heutigen Musikgymnasium “Belvedere” sitzt, und wird angenommen.
Dort erhält er erstmals eine fundierte Ausbildung in Trompete, Klavier, Kontrabass und Musiktheorie. 1952 bewirbt sich Siegmund Goldhammer in Berlin-Adlershof beim neugegründeten “Orchester der Kasernierten Volkspolizei” und gewinnt mit dem Haydn-Konzert das Probespiel. Er spielt zunächst auch Trompete, wird aber bald als koordinierter Soloflügelhornist eingesetzt. Parallel nimmt er Unterricht am Städtischen Konservatorium Berlin. Im Orchester fällt sein Talent zum Schreiben von Arrangements auf. Er wird sogar von Vorgesetzten darum gebeten, Schlager vom RIAS, der BBC oder Radio AFN zu arrangieren.
Immenser Bedarf an Bearbeitungen und neuen Kompositionen
Da es anfangs wenig Blasorchesterliteratur gibt, die nicht durch die Hitlerzeit belastet ist, herrscht ein immenser Bedarf an Bearbeitungen und neuen Kompositionen. 1954 schreibt Siegmund Goldhammer sein erstes Stück, den konzertanten Marsch “Grüß mein Berlin”. Bis Anfang der 60er Jahre folgen zahlreiche Unterhaltungsstücke. Mit seinen beiden Ouvertüren “Das Spiel beginnt” und “Auf großer Fahrt” bewirbt sich Goldhammer an der Deutschen Hochschule für Musik “Hanns Eisler”. Er wird angenommen und studiert von 1962 bis 1967 Komposition in den Klassen von Prof. Wolfram Heicking und später bei Prof. Günter Kochan, einem Schüler von Hanns Eisler und Boris Blacher. Außerdem studiert er Dirigieren bei GMD Prof. Heinz Fricke und Willy Niepold.
Unterhaltungsmusik während des Studiums
Während des Studiums schreibt er Unterhaltungsmusik für Reportagen des DDR-Fernsehens, für das Symphonieorchester IG Wismut, das Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders oder das Rundfunktanzorchester Berlin (“Studie für Big Band über ein Thema von Dave Brubeck”). Sein erstes Orchesterstück, die Ballettmusik “Tanzszenen” (1965) wird vom Großen Orchester des Deutschlandsenders unter der Leitung von Robert Hanell im Rundfunk der DDR produziert.
Nach der Examensarbeit, dem 1. Konzert für Horn und Orchester, folgt das Concertino für Klarinette und Orchester (1968). Das Werk wird ebenfalls von Hanell mit Prof. Diethelm Kühn als Solisten produziert und bringt Goldhammer einen langjährigen Produktionsvertrag im Rundfunk ein. Der Komponisten-Verband, dessen Mitglied Goldhammer inzwischen geworden ist, erteilt ihm einen Kompositionsauftrag für ein Klavierkonzert. Diesen führt er für das Zentrale Orchester der Nationalen Volksarmee aus, dessen Leiter Gerhard Baumann Goldhammer bereits als Flügelhornist in den 50er Jahren kannte. Das “Concertino für Klavier und Blasorchester” wird Goldhammers erster Biennale-Erfolg und sein erstes auf LP veröffentlichtes Werk.
Es braucht dich die große Stadt
Nach dem Studium wird Goldhammer 1. Kapellmeister und 1971 Chefdirigent seines ehemaligen Orchesters, denn die Delegation zum Studium war tatsächlich an die Bedingung geknüpft, danach zurückzukehren. Das Orchester gehörte aber seit 1956 nicht mehr zur KVP, sondern zum “Wachregiment”, einer Abteilung des “Ministeriums für Staatssicherheit”, dem DDR-Geheimdienst, der bekanntlich furchtbares Unrecht verübte. Goldhammer ist offizieller Angestellter im Musikdienst. Das Wirken in diesem bedenklichen Umfeld ist ihm natürlich ab 1990 vorgeworfen worden – rein formal gesehen mit Recht. Wenn man allerdings untersucht, was er tatsächlich in seiner Position geleistet hat, ergibt sich ein differenziertes Bild, das diesen Vorwurf wenigstens künstlerisch und dort ganz entschieden entkräftet.
Er hat als Dirigent umzusetzen, was von der kulturpolitischen Abteilung und deren Kommandeur vorgegeben wird. Goldhammer spielt mit, komponiert beispielsweise die Festfanfare für die 10. “Weltfestspiele der Jugend und Studenten”, dem größten Musikfestival der sozialistischen Länder. Wo er kann, nutzt er Spielräume aus. Er schreibt und führt Transkriptionen klassischer Werke bis zu Ravels “Bolero” und Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 auf (bis dato für Blasorchester undenkbar) und erntet sowohl für die Bearbeitung wie auch für die künstlerische Leistung und die Qualität beste Kritiken in der Fachwelt, die in künstlerischer Hinsicht selbstverständlich auch in der DDR einem Musiker nichts schenken.
Politische Lieder und Chansons
Er schreibt politische Lieder und Chansons, so über den Komponisten Mikis Theodorakis, der 1967 nach dem faschistischen Militärputsch aus Griechenland fliehen musste. Dies passt sowohl in die ideologische Linie seiner Vorgesetzten und ist gleichzeitig innerhalb der DDR-Gesellschaft eine Solidaritätsbekundung, die anerkannt wird. Goldhammer formt seinen Klangkörper besser und besser und macht ihn mit Tourneen und Rundfunkproduktionen populärer, als es manchen Vorgesetzten lieb ist. Sie können offiziell nicht anders, als ihn aufgrund seiner Erfolge als Orchesterleiter und Komponist zu ehren: 1975 wird er zum Musikdirektor ernannt. Aber sie untersagen, dass das Orchester auf Musikfestivals wie der Musik-Biennale auftritt, weil dort unter anderem auch westdeutsche Kunst- und Medienvertreter teilnehmen.
Die Arbeitsbedingungen verändern sich überhaupt zu seinen Ungunsten. Goldhammer reagiert auf die ideologische Bevormundung zunehmend empfindlicher. Als dann Ende der 70er Jahre Goldhammers Vater aus der Bundesrepublik noch Kontakt zu ihm sucht und Mitteilung über seine mittlerweile in Israel lebende Schwester machen möchte, Goldhammer aber wegen des dienstlichen Eides nicht mit ihm kommunizieren darf, verfällt er in eine Depression und wird arbeitsunfähig.
Wenige Monate vor dem Erreichen eines Pensionsanspruchs wird er 1981 aus dem Dienst entlassen, per Isolierungsbefehl vom Orchester abgesondert und natürlich observiert. Einladungen zu internationalen Blasorchesterfestivals wie der “Purmerade” landen bis zum Mauerfall 1989 immer “pünktlich zu spät” im Briefkasten. Es ist kaum zu fassen, wie Goldhammer es überhaupt so lange in derartigen Strukturen aushalten konnte. Womöglich liegt es einerseits in dem persönlichen tragischen Schicksal des Jahres 1945 begründet. Es ist andererseits zu erklären mit der sozialen und kulturellen Förderung im jungen Staat DDR, mit dem sich Goldhammer anfangs identifizieren und in dem er sich künstlerisch entfalten und konsolidieren konnte.
Fantasia concertante
Nach seiner Genesung nimmt Goldhammer einen Lehrauftrag für Dirigieren an der Hochschule für Musik “Hanns Eisler” an. Daneben leitet er bis 1990 die für Amateurblasorchester bestimmte “Zentrale Arbeitsgemeinschaft Blasmusik” im Zentralhaus für Kulturarbeit Leipzig. Er komponiert von nun an auch für Amateurblasorchester. Sein erstes Werk entsteht für das Jugendblasorchester Bernsdorf und heißt damals “Auftakt”. Es ist heute als “Konzertanter Prolog” bekannt. Außerdem wird er als Leiter der internationalen Arbeitsgruppe des Jugendblasorchesterfestivals “Musikantentreff Ostsee” berufen. Dort begegnen sich lange vor der politischen Wiedervereinigung bereits die ost- und westdeutsche sowie die internationale Blasmusikszene. Von ostdeutscher Seite sind unter anderem Klaus-Peter Bruchmann, Wieland Ziegenrücker und Stefan Fritzen vertreten.
Mit den Dirigenten Herbert Møller (Dänemark), Nico Neyens (Belgien), Christian Gregorius (Luxemburg) oder Wolfgang Holzner (Österreich) knüpft Siegmund Goldhammer Kontakte. Erste bundesdeutsche Orchester wie die Stadtkapelle Biberach interpretieren Musik Goldhammers. Schallplattenbesprechungen seiner Werke etwa von Werner Probst erscheinen in westdeutschen und österreichischen Magzinen. Er komponiert weiterhin Solowerke und konzertante Musik, beispielsweise ein Hornkonzert für den heutigen Dirigenten Sebastian Weigle, ein “Capriccio für Oboe und Fagott” für Gerd-Albrecht Kleinfeld (Staatsoper Berlin) und Rainer Luft (Konzerthausorchester Berlin), die “Fantasia Concertante” für Rainer Auerbach (Staatskapelle Berlin), ein Trompetenkonzert für den damaligen Gewandhaus-Solotrompeter Gerd Fischer (heute MDR-Sinfonieorchester) oder die “Rapsodia Drammatica”, die im Jahr des Mauerfalls vom Rundfunk-Blasorchester Leipzig unter der Leitung von Gerhard Baumann uraufgeführt wird.
Wendepunkte
1990 wird Goldhammer künstlerischer Leiter des aus aufgelösten Berufsblasorchestern der DDR zusammengestellten “Großen Berliner Blasorchesters”. Bis 1993 stellt er im Konzertsaal sowie auf CD erneut sein Können als Dirigent unter Beweis. Danach arbeitet er erneut als freischaffender Komponist sowie Arrangeur und wendet sich neuen Besetzungen und Formen zu. Neben Orchesterwerken nimmt die Kammermusik breiteren Raum innerhalb Goldhammers Schaffen ein. Im Blasorchesterbereich arbeitet er in den 90er Jahren mit Dirigent Jochen Wehner und dem Rundfunk-Blasorchester Leipzig zusammen und vollbringt, was andere zuvor als Sakrileg bezeichnet hätten: die Transkription der kompletten Opern “Die Zauberflöte” sowie “Hänsel und Gretel” für Blasorchester. Das Unterfangen überzeugt aber in beiden Fällen bei konzertanten Aufführungen des RBO unter Wehner im Leipziger Gewandhaus. Beide Werke liegen auch auf CD vor. “Hänsel und Gretel” wurde 2019 vom mittlerweile zur “Sächsischen Bläserphilharmonie” umbenannten ehemaligen Rundfunk-Blasorchester Leipzig unter Thomas Clamor eingespielt.
Seit 2009 leistet Dr. Manfred Heidler im Rahmen seiner Militärmusik-Symposien in Bonn wertvolle Aufarbeitung hinsichtlich der gesamtdeutschen Blasmusikgeschichte und darüber hinaus. Er bringt Komponisten wie Siegmund Goldhammer wieder in den Diskurs. Bei Goldhammer führt dies zu einer verstärkten kreativen Phase, die seitdem von der Bundeswehr als Auftraggeber sowie Vermittler von Aufträgen unterstützt wird. Hier findet Goldhammer in Persönlichkeiten wie Harald Sandmann vom Heeresmusikkorps Hannover neue Arbeitspartner. 2016 entsteht so ein Regimentsmarsch für das “Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit der Bundeswehr” in Celle, der am 17. Oktober 2017 als “Celler Luftkavallerie-Marsch” uraufgeführt wird.
25. Mauerfall-Jubiläum
Das Musikkorps der Bundeswehr spielt unter Leitung von Christoph Scheibling eine zum 25. Mauerfall-Jubiläum entstandene Komposition auf CD ein: “Wendepunkte 1-9-8-9“. Das Werk, uraufgeführt von der Kreisjugendmusikkapelle Biberach unter der Leitung von Tobias Zinser, nimmt Bezug auf die Ereignisse in Ostdeutschland 1989, die zur Wiedervereinigung führten. Mit Motiven aus den Intervallen Prime, None, Oktave, None (1-9-8-9) greift Goldhammer eine Symbolik auf, die er bereits in der “Rapsodia Drammatica” angewendet hat. In seiner Komposition “Weg des Lebens” für das Hospiz St. Elisabeth in Lennestadt von 2015 verwendet Goldhammer Motive altkirchlicher Hymnen und evangelischer Choralmelodien. Das Stück wird im dortigen 26. Hospizkonzert vom Luftwaffen-Musikkorps Erfurt unter Burkhard Zenglein uraufgeführt.
Harald Sandmann vermittelt 2020 einen Auftrag der Emil-Nikolaus-von-Reznicek-Gesellschaft. 15 konzertante Märsche des produktiven Opernkomponisten und Richard-Strauss-Zeitgenossen bearbeitet Goldhammer für das “Zentralorchester des Innenministeriums der Tschechischen Republik”. Die Produktion soll in diesem Jahr erfolgen. Das Landespolizeiorchester Brandenburg beauftragt ihn 2019 mit einem kolossalen Projekt: Beethovens 9. Symphonie für großes Blasorchester zum 30. Tag der Deutschen Einheit zu transkribieren. Goldhammer realisiert es nach langem Zögern und mit monatelanger Vorarbeit, wohlwissend, dass dies nach seinen Opern-Transkriptionen sein heikelster Auftrag ist. Die geplante Aufführung hat aus bekannten Gründen bisher nicht stattfinden können. Doch allein das Ansinnen hat in der Fachwelt so viel Staub aufgewirbelt, dass alle gebannt auf den Potsdamer Konzertkalender für Herbst 2022 schauen.
Siegmund Goldhammer erlebt nun späte Anerkennung und kann noch einmal beachtliche Erfolge genießen. Der lange Atem und sein kontinuierlicher Fleiß zahlen sich aus. Für seine Kompositionen wurde er bereits in der DDR mit diversen Preisen bedacht. 1997 erhielt er die Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille und 2012 die Gerhard-Weiser-Plakette der Bundesvereinigung deutscher Musikverbände. Er ist Mitglied des Deutschen Komponistenverbandes sowie des Komponistenverbandes Berlin. Aktuell arbeitet er an einem Konzert für Violoncello und Blasorchester.
Siegmund Goldhammer
- Geboren 1932 in Bielen bei Nordhausen
- 1949 bis 1952 Thüringer Berufsfachschule für Musik (Trompete, Kontrabass, Klavier)
- 1952 bis 1962 Trompeter und Flügelhornist
- 1962 bis 1967 Kompositions- und Dirigierstudium an der HfM »Hanns Eisler« Berlin
- 1967 bis 1981 Kapellmeister, dann Chefdirigent des Orchesters des Wachregiments Berlin
- Seit 1982 freischaffender Komponist, Dirigent und Arrangeur
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- Juror unter anderem auf folgenden Blasmusikwettbewerben: Cheb und Mĕlník (Tschechien), Ostrava (Slowakei), Klausenburg (Rumänien), Riga (Lettland), Kretta (Schweden), Neerpelt (Niederlande) sowie in Deutschland in Biberach, Fürth, Hohenstein-Ernstthal, Magdeburg, Marktoberdorf, Memmingen, Rostock, Ruhla, Stuttgart, Wangen/Allgäu
- Werke für Sinfonieorchester (Instrumentalkonzerte, konzertante Werke und Ballett), Blasorchester (sinfonische Werke, konzertante Werke, Unterhaltungsmusik wie Instrumentalsoli und Märsche), Streichorchester, Bigband.
- Zahlreiche Kammermusiken für Streicher, Holzbläser, Blechbläser, Solostücke für zahlreiche Blasinstrumente und Klavier, gemischte Besetzungen wie das Kammerkonzert für Posaune und Streichquartett (2012), Lieder und Chansons nach Texten von Béranger, Hasselmann, Werner Gorges u. a.
- Instrumentation von Klavier- und Orgelwerken (Bach, Kunst der Fuge; Bartók, Allegro Barbaro; Dvořák, Poetische Stimmungsbilder u. a.) für Blasorchester und für Sinfonieorchester
- Transkriptionen von mehr als 1000 klassischen Orchesterwerken, Balletten und Opern für groß besetztes Blasorchester
- Auszeichnungen und Preise: 1967 Kompositionspreis der HfM »Hanns Eisler«, 1975 Ernennung zum Musikdirektor, 1980 Theodor-Körner-Preis, 1988 Kunstpreis der Gewerkschaften, 1989 zusammen mit Reiner Bredemeyer Vaterländischer Verdienstorden, 1998 Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille des Landes Mecklenburg-Vorpommern, 2012 Gerhard-Weiser-Plakette des BDMV
- Verlage: Rundel, Hofmeister, Sandmann, Ewoton