Orchestra | Von Tanja Dusel

Konnakol – Kann jeder Rhythmus lernen?

Konnakol
Foto: Noah Ortner

Haben wir den Rhythmus schon in uns und müssen wir es nur schaffen, ihn zu entdecken und an die Oberfläche zu befördern? Magnus Dauner ist sich sicher. Ja – jeder kann Rhythmus lernen! Das Mittel seiner Wahl ist „Konnakol“, die Rhythmussprache Südindiens – der natürlichste und faszinierendste Weg, Rhythmus zu verstehen, zu üben und zu hören.

Magnus Dauner aus Obergünzburg hat mit sechs Jahren begonnen, Schlagzeug zu lernen. Seine Wurzeln liegen im Jazz. Viele Jahre hat er als selbstständiger Musiker und Lehrer gearbeitet und ist heute in sehr unterschiedlichen musikalischen Stilen zu Hause. „Die Abwechslung, die mein Beruf mit sich bringt, liebe ich so sehr und suche die Herausforderung in dieser Vielfältigkeit“, so Dauner selbst. Er ist auf der Suche nach den Dingen, die in jeder Musik, unabhängig in welchem Genre, gleich sind. Gleichzeitig achtet er auch auf die Unterschiede, auf die sich das Gehör immer ­wieder neu einlassen muss.

„Über das Gehör verändert sich das eigene Spiel. So sind es theoretisch andere Anforderungen, ein Pop-Konzert und ein Modern-Jazz-Gig zu spielen, im Grunde ist es aber nun doch genau dasselbe.“ Mit Mitte 20 orientierte Magnus Dauner sich komplett um und beendete seine Tätigkeiten als Lehrer und die Mitgliedschaft als Schlagzeuger in den vielen Bands, verließ München und kehrte zurück ins Allgäu.

Zu dieser Zeit kam Dauner zum ersten Mal mit dem Thema „Konnakol“ in Berührung. Lustigerweise gleich über mehrere Kanäle gleichzeitig. Seine Neugier war geweckt und er fing an, sich damit auseinanderzusetzen. Er nutzte einen günstigen Zeitpunkt in seinem Leben und be­reiste Indien. Nicht zuletzt, um mehr über dieses Thema zu erfahren. Nach längerer Suche landete er mitten in Bangalore, bei einer Musikschule für die südindische Trommel. Direkt vor Ort konnte er wohnen und hatte prompt die erste Unterrichtsstunde. Die erste Lektion bestand aus vier einfachen Silben: Tha – Dhi – Thom – Nam. In diesem Stil ging es einige Tage weiter und blieb dabei auf einem sehr einfachen Level für den studierten Schlagzeuger. Weiterführende Er­klärungen fehlten gänzlich. Damit erschloss sich anfänglich die Sinnhaftigkeit der Übungen ganz und gar nicht für einen europäisch denkenden Menschen wie Dauner. Erst nach einigen Tagen stellte sich das erste Aha-Erlebnis ein und die Neugierde wurde neu entfacht.

In Indien vertraut man seinem Lehrer komplett

In Indien ist es üblich, dass man seinem Guru, also seinem Lehrer, keine Fragen stellt. Aus Respekt vor deren Kultur unterließ es Dauner auch und harrte der Dinge, die auf ihn zukamen. Aus anfänglich zwei geplanten Wochen wurden sieben. „Auf einmal öffnete mir mein Lehrer, bildlich gesprochen, eine Tür zu einem Raum, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieser existiert. Geschweige denn, dass ich diese Tür dazu überhaupt gesehen hätte“, beschreibt er sein erstes Wow-Erlebnis.

Die täglichen Anweisungen wurden bis zu zehn Stunden lang geübt. ­Dabei bestand die Herausforderung darin, alles auswendig zu lernen. Dies ist die Voraussetzung dieser Art des Lernens, die einen weiterbringt. Magnus Dauner hatte Ge­legen­heit, sich der ­Sache vollkommen zu widmen. 98 Prozent des Tages war er einfach „nur“ Schüler. In Indien vertraut man seinem Lehrer komplett. Er weiß, was gut für einen ist, und man sagt: „Du bist so weit, wenn du so weit bist.“ Eine völlig un­gezwungene und auf Ver­trauen basierende Lehrmethode, welche in Eu­ropa nahezu undenkbar ist. 

„Konnakol“ wurde ein großer Bestandteil von Dauners Entwicklung

Seit dieser Zeit ist Dauner jedes Jahr nach Indien zu seinem Guru gereist, um sich dort in „Konnakol“ weiterzuentwickeln und zu fordern. Es wurde ein großer Bestandteil seiner eigenen Entwicklung. Somit kam er in den Genuss einer annähernd traditionellen indischen Guru-Schüler-Beziehung, was seinen bisherigen Ansatz in Bezug auf Unterrichten und Lernen, ja sogar dem Musikmachen selbst verändert hat. Der Einfluss war enorm und gut und so wuchs eine ganz neue Herangehensweise an das Thema Rhythmus. 

Übersetzt ist ein Guru „jemand, der das, was schon in dir ist, zum Vorschein bringt“ oder „jemand, der dich ins Licht führt“. Der Schüler vertraut dabei seinem Lehrer zu 100 Prozent. Der Lehrer weiß, wozu der Schüler imstande ist und wenn er verantwortungsbewusst mit dieser ­Sache umgeht, dann gibt er dem Lernenden nur so viel, wie er gerade verarbeiten kann. „Das ganze System ist unfassbar clever aufgebaut“, schwärmt Magnus Dauner. „Man geht niemals zwei Schritte auf einmal, sondern tatsächlich immer nur einen einzigen. So hat man kontinuierlich Erfolgserlebnisse, ohne Frustrationen er­leben zu müssen. Somit ist ‚Konnakol‘ ziemlich einfach und selbst für Menschen sehr zu empfehlen, die keine musiktheoretische Vorbildung haben. Sie tun sich womöglich leichter als Musiker, die schon mit Wissen ‚vorbelastet‘ sind und die erst einmal alles vergessen müssen, was sie bisher wissen und gelernt haben, um sich auf die neue Methode einzulassen.“

„Wir müssen unvoreingenommen an die Sache herangehen“

Kinder etwa lernen alles über das Tun selbst. Die Theorie kommt später. „Wir müssen nicht in­tellektuell verstehen, was wir tun, bevor wir es tun. Gerade in der Kunst und in der Musik ist es sehr wichtig, dass die Erfahrung uns lehrt und wir mit unvoreingenommenem Gedankengut an die Sache herangehen“, findet Dauner. „Mit ‚Konnakol‘ lernt jeder Rhythmus!“ Davon ist er überzeugt. 

Die Rhythmussprache „Konnakol“ ist in etwa so umfangreich und strukturiert aufgebaut wie unsere europäische Harmonielehre. Allerdings ist die Struktur des Lernprozesses ein einfachere. Rhythmus wird im Gegensatz zu anderen Lehren verbalisiert. Bei „Konnakol“ kommt allerdings ein mathematischer Ansatz hinzu, wobei Harmonielehre auch nichts anderes ist als Mathematik. Ein Akkord ist nichts anderes als ein mathematisches Schwingungsverhältnis in einer vertikalen Betrachtungsweise. Rhythmen sind mathematische Spannungsverhältnisse in der horizontalen Ebene. Durch den mathematischen Aspekt bei „Konnakol“ wird eine zweite rhythmische Ebene hinzugefügt. Demnach gibt es nicht nur einen Impuls, wie in Europa üblich, sondern dieser Impuls, den es bis dahin auf beiden Seiten in gleicher Weise gibt, wird von vornherein noch einmal unterteilt. Entweder in drei, in vier oder fünf gleichen Teilen, sogenannten Sub­divisiones.

Die mathematische Erklärung sieht so aus: „Wenn man zum Beispiel einen Fünfer-Zyklus hat (dabei nicht an einen ⁵/₈-Takt denken!), dann wiederholt sich dieser alle fünf Beats (Impulse). Und jeder Impuls ist in drei unterteilt. Dann haben wir unseren Zyklus drei mal fünf, also mit 15 Positionen. Und mit diesen 15 Positionen kann man im Prinzip machen, was man möchte. Wir können neun plus sechs, acht plus sieben oder vier plus vier plus vier plus drei machen. Auch wenn jetzt Menschen mit einer Abneigung zur Mathematik ins Schwitzen geraten, sei ihnen gesagt: Es bleibt bei der Grundschul-Mathematik und man wird dabei höchstens im Kopfrechnen besser“, scherzt Dauner und lacht.

Die Melodie steht immer im Vordergrund

Das ist die Basis für „Konnakol“. Man kann auch während der Impulse wechseln. Man wechselt dabei nach bestimmten Schemen, die immer – und das ist das Wichtigste – einen musikalisch-melodischen Sinnbogen ergeben. Die Melodie steht immer im Vordergrund. Für Magnus Dau­ner war genau dieser Aspekt der Zugang und der Grund seiner Faszinierung dafür. „Wie bekomme ich in mein Schlagzeugspiel einen Fluss rein? Wie bekomm ich mein eigenes Spiel am Schlagzeug melodiöser?“ Das hatte er gesucht und in „Konnakol“ gefunden.

Konnakol

Rhythmische Sinnbögen melodiös zu hören und dann interpretieren zu können, das gelingt mit diesem mathematischen Ansatz. Er wollte sich in einem ungeraden Takt genauso einfach bewegen wie in einem geraden ⁴/₄-Takt. Wie im westlichen Notensystem Noten aufgeschrieben werden, ist es zwar für die Darstellung von Harmonien grandios, für Melodien im weiten Sinne auch, für Rhythmus jedoch bedingt. „Es ist nur ein System, um das zu visualisieren, was wir hören möchten«, findet Dauner. „Das ist Notation. In den Noten steht somit erst mal nicht die Musik selbst. Es fordert sehr viel Übung in Hörvermögen und Vorstellungskraft.“

„Konnakol“ kommt ohne Notation aus

„Konnakol“ ist deswegen so faszinierend, weil es ohne Notation auskommt und somit von vorneherein für jeden geeignet ist. Damit bekommt man ein riesiges Vorstellungsvermögen von Rhythmus. Vor dem inneren Auge baut sich ein dreidimensionales Konstrukt auf, in dem man sich bewegt. Viele Musiker haben ein Bild im Kopf, wenn man ihnen einen Akkord nennt. »Konnakol« macht dasselbe mit Rhythmus. Für Dauner entsteht schon bei einer willkürlich genannten Zahl direkt ein Bild beziehungsweise ein Klang im Kopf. Zum Beispiel ergibt sich für ihn bei den Zahlen neun und sieben ein ⁴/₄-Takt. Bei neun und drei ist er automatisch in einem ³/₄-Takt. Und das völlig unabhängig von aufgeschriebenen Noten. Deshalb ist „Konnakol“ zugänglich und interessant für Kinder sowie gemischte Gruppen: für diejenigen, die schon jahrelang musizieren, und auch für diejenigen, die noch keinerlei Berührungspunkte mit Musik hatten. Selbst Dauner war nach 25 Jahren am Schlagzeug völlig auf Anfang gestellt. 

Magnus Dauner: Konnakol – ein Beispiel

Die anfänglich genannte Zwischenebene ist wichtig und unterscheidet die Methode von allen andern Rhythmussprachen. Aus dem Wortbeispiel „Scho–ko–la–de“ ergeben sich vier Teile. Jedoch bleibt es damit auf der einfachsten Ebene, was natürlich auch bei „Konnakol“ enthalten ist. Aber wenn man an dieser Stelle aufhört, dann entdeckt man nicht die ganze Schönheit. Denn grundsätzlich könnte man die „Scho–ko–la–de“ auch mathematisch anders aufteilen. Zum Beispiel den Beat in fünf unterteilen und die Melodie bleibt dabei vier lang. Und genau das funktioniert eben nur mit dieser Zwischenebene. Nur wenn wir die mathematische Zwischenebene von Beatunterteilung – und das ist Polyrhythmik bzw. Polymetrik – arbeiten, gelingt das. Beides gibt es nicht ohne den anderen. 

Es ist wie das Latein der Rhythmik

Jede Polyrhythmik kann mathematisch aufgeteilt und ins kleinste gemeinsame Vielfache übertragen werden. Zwei gegen drei ist demnach sechs. Das stellt den Unterschied dar, warum man damit ganz einfache ­Dinge lösen und auch die kompliziertesten Rhythmen schaffen kann. Das Prinzip und das System bleiben gleich. „Es ist wie das Latein der Rhythmik! Es ist wie ein Schlüssel, der in jedes Schloss passt“, so Dauner. Jeder kann Rhythmus lernen, finder er, denn „eigentlich gibt es nichts zu lernen. Es ist schon alles da.“

Das traditionelle Lernen findet in Indien akustisch statt. Der Lehrer spielt etwas vor, und man muss es sich merken können. Die Ohren werden von vorne­herein geschult. Die Sprache, die verbale Information des Gurus, ist wie ein Fingersatz für den Pianisten. Ursprünglich war es also ein Lehrsystem. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich „Konnakol“ zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt, die dann irgendwann auch Einzug ins Konzert gefunden hat. Tradi­tionell gesehen ist es nur ein Kommunikationssystem zwischen Lehrer, Schüler und zwischen Musikern. Damit können Musiker zusammenspielen und improvisieren ohne vorher dafür zu proben. Würde man das mit einer Notation versuchen, würde das viel zu lange dauern, bis jeder verstehen würde, was gemeint ist und gespielt werden soll.

Weil die Theorie im Gegensatz zur Praxis relativ kompliziert erscheint, ein Beispiel für eine Phrase mit einem Wort, bestehend aus fünf Silben oder Tönen: „Tha – Dhi – Gi – Nam – Thom“. Während der Impuls gleichmäßig geklatscht wird, wird jede Silbe, jeder Ton so gesprochen, dass jede Silbe, jeder Ton vier Subdivisions lang ist: Tha, ha, ha, ha – Dhi, hi, hi, hi – gi,i, i, i – Nam, nam, nam, nam – Thom, thom, thom, thom, dann dreimal, zweimal, einmal (drei Sub­divi­sions lang, zwei Subdivisions lang, eine Subdivision. Dauner grinst und rechnet vor: „Dann sind 20, 15, 35, plus 10 sind 45 plus drei mal fünf am Ende sind 60, fehlen vier, dann schieben wir noch zweimal zwei ein, weil wir im ⁴/₄-Takt sind, und alles ist mathematisch und symmetrisch.“

Es klingt kompliziert – ist aber einfach

So erklärt sich die Herangehensweise und Denk­weise. Und so kompliziert es anfänglich klingt, so einfach ist es. Es ist leichter es auszuprobieren als da­rüber zu lesen. Und deshalb kann es jeder lernen und auf jedes Instrument übertragen. Dabei ist es völlig egal, ob Schlag- oder Melodieinstrument. Man lernt „Konnakol“ wie eine Fremdsprache. Je nachdem, wie intensiv man es übt und sich täglich Zeit für eine Übung nimmt, sollte man schon nach zehn Tagen die ersten Aha-Momente erleben. Und Dauner verspricht, dass man es bei entsprechender Kontinuität viel schneller lernt als man denkt. Körper und Geist reagieren eventuell schon nach ein paar Tagen. 

Eine Übung, die jeder für sich sofort versuchen kann: Notwendig sind nur die Stimme und ein Impuls, den man gleichmäßig schlägt, klatscht oder schnippt. Das Tempo ist dabei die eigene Wahl. Wichtig ist, dass dieses gleichmäßig ist. Damit beginnen und dann dieses in zwei unterteilen, indem man dazu spricht. eins – zwei, eins – zwei, eins – zwei, und so fort. Dasselbe dann mit einer Unterteilung in drei, vier oder fünf. 

Dabei gilt es sich selbst genau zu beobachten und zu sehen, wo und ab wann das Gehirn einsetzt. Wo fühlt sich der Körper zuerst unsicher und wie lange braucht es, bis er sich dann sicher fühlt? Wann macht es „klick“? Dabei empfiehlt es sich, neue unbekannte Silben zu verwenden, da man sonst mit bekannten Worten durch­ein­anderkommt bei sich ergebender, wechselnder Betonung. Die Kunst ist es, am Ende die Wortbedeutung beizubehalten. Damit erreicht man schließlich zwei Rhythmen, die parallel laufen. So lernt man laufend, zwischen den beiden Ebenen wechseln zu können. 

„Konnakol“ ist wie Legospielen

Der positive Nebeneffekt durch diese Übungen ist, da man jeden Impuls in kleine Teile unterteilt, dass man fast nicht mehr schneller oder lang­samer wird. Damit verbessert sich das Timing und es kann Kindern und Musikern helfen. Ähnlich wie das Solmisieren in der Harmonielehre. Wir bekommen somit ein Gefühl für die Zwischenschritte. Das Gehirn schafft es, das Gehörte in melodische und rhythmische Sinnportionen einzuteilen. Es ist wie Legospielen.

Die Gründe für Schwierigkeiten für scheinbar fehlendes Rhythmusgefühl liegen auch in der Unterdrückung von frühkindlichen, natürlichen Bedürfnissen, sich künstlerisch auszudrücken. Egal, ob es das Schreien, Trommeln oder das Stillsitzen ist. Im Kindesalter entsteht der Grundstock für die späteren künstlerischen Fähigkeiten. Es entstehen psychologische Blockaden, wenn sich diese Dinge nicht entfalten dürfen. 

Musik ist Spüren und mit dem einfachen Vor- und Nachmachen erspart man sich sehr viel Zeit. Man bringt den Kindern ja auch nicht zuerst das Schreiben und Lesen bei, sondern das Sprechen. Ähnlich funktioniert es in der Musik. Wenn die Schüler zuerst die Noten lernen, lehrt man ihnen keine Musik. Natürlich geht es nicht ohne Noten, weil sie ein musikalischer Parameter sind. Aber Musik ist da noch nicht passiert. „Die Noten sollten uns eher an das Gelernte erinnern als umgekehrt. Natürlich kommt es dabei immer auf die Konzeptionierung der Musik an“, meint Dauner. „Deshalb lohnt sich die Überlegung, zuerst die Musik vorzuspielen und es vom Schüler wiederholen zu lassen. Danach schreibt man das Gelernte auf“, fügt er motivierend hinzu. 

Die indische Herangehensweise nimmt den Druck

Die Inder sagen: „Don’t worry – it will come. When you are ready, it will come.“ Und diese Herangehensweise nimmt zuallererst all den Lernstress und Druck, dem wir sonst beim Lernen mit westlichen Methoden ausgesetzt sind. „‚Konnakol‘ macht Zeiteinheiten fühlbar. Wie können wir die Zeit, die fortschreitet, so unterteilen, dass wir uns daran orientieren können? Voraussetzung ist, dass man einen Impuls in einem Musikstück fühlt. Es sollte kein Problem sein, im Takt mitzuklatschen. Wenn das nicht geht, dann liegt die Ursache darin, dass es nicht möglich ist, zu hören, ob sie den richtigen Puls spüren oder nicht“, so Dauner.

Mit „Konnakol“ kann man genau diese Differenz schließen. „Einfach ausprobieren, alles zulassen und beobachten, was passiert. Mehr muss man nicht wissen. Dadurch, dass es auch so neu und erst mal unbekannt ist, überlisten wir unser Gehirn und es funktioniert“, führt er weiter aus. Somit lernt man Rhythmus als Spannungsverhältnis wahrzunehmen. „Wir dürfen uns vom Korsett aus Viertel- und Achtelnoten lösen. Es lohnt sich, die ­Sache unvoreingenommen im Orchester einmal über ein paar Wochen auszuprobieren und zu ­sehen, was passiert. Wer hat wo und wie Aha-Erlebnisse? Noch dazu macht es irrsinnig Spaß!“

Konnakol

Magnus Dauner 

Seine musikalische Ausbildung führte über das Landesjugendjazzorchester Bayern und dem Jazz-Studium an der Hochschule für Musik und Theater München zum Studium der südindischen Rhythmik und Mridangam (südindische Trommel) am Karnataka College of Percussion in Bangalore/Indien. Noch vor seinem Studium war Dauner mehrmals Preisträger des Wettbewerbs »Jugend jazzt« auf Landes- und Bundesebene. Er spielte Konzerte und Tourneen mit international bekannten Jazzmusikern wie Kai Eckhardt, Matthias Schriefl, Joo Kraus, Wolfgang Lackerschmid, Torsten de Winkel oder dem Ensemble des Karnataka College of Percussion.

Regelmäßig wird Magnus Dauner zudem für Live- und CD-Produktionen im Pop und HipHop gebucht. 2015 wurde Magnus Dauner Schüler des Mridangam Vidwan T.A.S. Mani am Karnataka College of Percussion in Bangalore/Indien. Dort studiert er in jährlichen Studienreisen die indische Rhythmik und die klassische südindische Trommel ­Mridangam. Aufgrund seiner Spezialisierung auf die indische Rhythmussprache Konnakol war Magnus Dauner als Workshop-­Dozent an verschiedene Institute, Schulen oder Akademien eingeladen, um sein Lehrkonzept zu unterrichten. 2020 erhielt Dauner ein Förderstipendium des Musikfonds im Rahmen der Initiative »Neustart Kultur«.

Workshop-Termine:

Raga und Taala – Eine Einführung in die indische Musik und Rhythmik (19. bis 26. September in Gaschurn/Österreich)

Rhythmus ist Sprache: Konnakol – der Türöffner zur Welt des Rhythmus (18. bis 20. Oktober in Marktoberdorf)

magnusdauner.com/teacher