Brass, Orchestra, Schwerpunktthema, Wood | Von Christine Engel

Krieg in der Musik: Battaglien zeichnen musikalische Schlachtengemälde

Die Darstellung kriegerischen Ge­schehens in der Orchestermusik hat eine lange Tradition. Schlachten­musiken – Battaglien (aus dem ita­lienischen Battaglia, zu Deutsch: Die Schlacht) – waren schon während der Renaissance ein Thema in der Musik und erreichten ihren Höhepunkt zur Zeit der napoleonischen Kriege. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden im Blasorchesterbereich groß angelegte Battaglien. Werke, die nach den schlimmen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs entstanden, glorifizierten den Krieg nicht mehr, sondern setzen sich kritisch und hinterfragend mit ihm und seinen Gräueln auseinander. 

»Unter mehreren musikalischen Stücken zeichneten sich ganz besonders aus die von Heidenreich aus Wien in Musik gesetzte Schlacht von Aspern, worin der Angriff, das Musketen- und Kanonenfeuer, nebst der Cavallerie-Attaque, trefflich ausgedrückt sind. Will man einmal so etwas in Musik setzten, so kann man’s kaum besser.« 

Offensichtlich war der Kritiker der »All­gemeinen Musikalischen Zeitung« im September 1814 bei der Uraufführung des Werks »Die Schlacht von Aspern« tief beeindruckt, wie ein gewisser Komponist Heiden­reich (Vorname unbekannt) Krieg in der Musik darstellte. Der Musikwissenschaftler Leon J. Bly hat diesen Hinweis auf das Werk im Zuge seiner Studien gefunden, das Werk ist allerdings verschollen.

Nun sind nicht alle Battaglien so unbekannt wie »Die Schlacht von Aspern«, die Rezension zeigt aber deutlich, wie diese Musik auf den Zuhörer gewirkt haben muss. Die bekanntesten Battaglien sind wahrscheinlich zwei Werke von zwei sehr bekannten Komponisten. 

Kanonenfeuer und Kavallerieattacken

1882 wurde die »Ouvertüre 1812« von Peter Tschaikowsky uraufgeführt. Die feierliche Einleitung erinnert an die Gottesdienste in russischen Kirchen nach der Kriegserklärung Napoleons an Russland im Jahre 1812. Diese Szene beschreibt Leo Tolstoi in seinem Epos »Krieg und Frieden«. 

Die »Marseillaise« spiegelt die anfänglichen Siege der französischen Truppen wider. Russische Volkstanzthemen gedenken der Schlacht, die Napoleons Nachhut schlägt. Höhepunkt des Werks sind Kanonenschüsse, die die militärischen Angriffe der russischen Artillerie auf die französischen Flanken darstellen. Mit Glocken­geläut und einem musikalischen Feuerwerk wird schließlich der Sieg und die Befreiung von der französischen Besatzung gefeiert.

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