Unter dem Motto „Rettet die Wirte und die Kultur“ geht LaBrassBanda ab Freitag, 24. Juli auf Tour. Dazu hat die Band um Frontmann Stefan Dettl in den vergangenen Wochen zusammen mit dem DEHOGA Bayern und der Staatsregierung an einer Biergarten-Tour gebastelt. Und die hat es in sich. Wir trafen den Frontmann Stefan Dettl, Drummer Manuel da Coll und Bassist Fabian Jungreithmayr zum Gespräch.
Die Fragen „Wieso, weshalb, warum?“ sind schnell beantwortet. „Konzerte sind momentan nur sehr schwierig möglich“, erklärt Stefan Dettl. „Nun haben wir aber eine Platte, die wir promoten wollen. Und was ist besser, als über die Musik ständig zu sprechen? Genau! Musik zu machen!“ LaBrassBanda habe eben so schnell es geht, wieder live spielen wollen. Also hat man sich zusammengesetzt und überlegt, was machbar ist. Da die Sicherheit aller Beteiligten an oberster Stelle steht, war das Ziel, ein verantwortungsvolles Konzept zu erarbeiten. „Und jetzt ist es soweit… Alle zuständigen Behörden haben grünes Licht gegeben. Juhuuu!!“
In Reit im Winkel gehts los
Dien Album-Release-Tour von „Danzn“ wird also vom 24. bis 30. Juli durch Bayerns Biergärten gehen. Das bayerische Lebensgefühl soll mit Musik und Brotzeit gefeiert werden. „Wir sind sehr dankbar in dieser besonderen Zeit für Euch spielen zu dürfen“, schreibt die Band. „Der Eintritt ist frei! Seids so guad und reservierts bei den Wirten.“ In Reit im Winkl geht’s los. Auf dem Weg liegen unter anderem Kempten, Augsburg, Memmingen, Nürnberg sowie München gleich vier Mal an einem Tag (25. Juli).
„Wir wollen einfach ein bisschen Musik machen“, freut sich Dettl. „Es soll ein schöner Tag werden für die Besucher – bei Musik und Bier oder auch Kaffee.“ Gemeinsam mit anderen Bands wird für die Musik gesorgt. Einen Appell richtet der Frontmann an die Vernunft der Fans. „Nur wenn alle richtig cool sind, wird es funktionieren.“ Aber er macht sich keine Sorgen, dass da plötzlich 3000 Menschen kommen. „Es wird wie bei den Festivals: Der Großteil der Leute ist vernünftig und will eine schöne Zeit gemeinsam erleben. Das wird hier auch so sein.“
LaBrassBanda darf “endlich mal raus”
Die Band ist vor allem froh, dass sie mal „raus“ darf. Das Album, findet Fabian Jungreithmayr, ist „unbedingt biergartentauglich. Das Album heißt ‚Danzn‘ – und das ist im Biergarten durchaus denkbar.“ Es sei genug Platz und zudem gebe es ja auch begeisterte Sitztänzer. Wie sehr es in den vergangenen Monaten geschmerzt hat, nicht live spielen zu dürfen, kann man sich schon ausmalen. Deshalb ist die Vorfreude auch groß. LaBrassBanda ist schließlich eine ausgewiesene Live-Band.
Manuel da Coll stimmt zu: „Es juckt schon gewaltig. Man ist in den letzten Monaten sehr nervös gewesen. Da geht es uns vermutlich nicht anders, als anderen Künstlern. Man sieht ja, wie alle versuchen, irgendetwas anderes zu machen. Gärtnern, kochen… Man versucht, die Intensität des Live-Spielens irgendwie auf etwas anderes zu übertragen.“ Manuel da Coll macht eine Kunstpause. „Aber es gibt eigentlich nichts anderes… Es gibt kein Ventil!“
Der Live-Moment von LaBrassBanda ist nicht ersetzbar
Auch Autokonzerte waren für LaBrassBanda keine wirkliche Option. Denn die Interaktion ist wichtig. Klar, man sei vernetzt, aber das tägliche Gegenüber fehle einfach, sagt da Coll. „Es nützt uns auch nichts, wenn wir uns im Internet treffen. Viele versuchen das, aber letztendlich sind solche Formate wie Wohnzimmerkonzerte immer gut gemeint, auch wenn sie gut gemacht sind. Aber auch als Hörer ist das auf Dauer nicht so spannend. Ich verurteile das gar nicht. Aber ich glaube, dass der eigentliche Live-Moment nicht ersetzbar ist.“
Also hat LaBrassBanda in den vergangenen Monaten eben das gemacht, was möglich war. Promo für das Album, Vorbereitung, Videodrehs. Stefan Dettl erzählt, dass die Band sich so intensiv damit auseinandergesetzt habe wie noch nie. „Das war schon auch eine schöne Erfahrung. Wir haben versucht, uns so gut es geht, mit der Promo abzulenken. So ist uns gar nicht aufgefallen, wie traurig wir sind, dass wir nicht spielen dürfen…“
Keine Ländergrenzen. Keine stilistischen Grenzen. Keine Grenzen im Kopf.
LaBrassBanda mögen ihre Wurzeln in Oberbayern haben, längst sind sie auf der ganzen Welt unterwegs – und das sehr erfolgreich. Mit einem Sound, der sich nicht um Genregrenzen schert. Denn für LaBrassBanda gibt es keine Grenzen. Keine Ländergrenzen. Keine stilistischen Grenzen. Keine Grenzen im Kopf. „Und darum haben wir beschlossen, dass unser neues Album einfach ‚Danzn‘ heißt“, erzählt Stefan Dettl, Sänger und Trompeter von LaBrassBanda. „Außerhalb von Deutschland sind wir einfach nur eine Band, bei der man tanzen kann. In England zum Beispiel sagt niemand, dass wir diese bayerischen Typen sind, die in Tracht spielen. Sondern sie sagen, dass man bei uns eine gute Zeit haben kann. Wir haben einfach keine Lust auf Schubladendenken.“
Was an ihnen eigentlich noch bayrisch ist, wollen wir wissen. „Eine gute Frage“, antwortet Stefan Dettl. Und überlegt sehr lange. „Bayern bedeutet für mich totale Weltoffenheit. Entspanntheit. Und ja: Des san mir. Und auch ein bisschen konservativ. Das ist jetzt schon sehr klischeehaft. Eigentlich sind wir totale Bayern.“ Die Antwort geht in zustimmendem Gelächter unter.
„Blechbläsertechnisch“ habe man auf der neuen Scheibe einige Dinge gemacht, „die wir so noch nicht gemacht haben“, so Dettl. Da werden „ganz viele spannende Dinge passieren“, erklärt er. „Wir müssen ja ohne Gitarre und Keyboard einen Off-Beat basteln. Da müssen die Bläser sich fleißig Sachen ausdenken und dann spielen.“ Stefan Dettl macht Lust auf mehr.
“Unkontrollierbar überraschend. Das ist unsere Schublade.”
LaBrassBanda zeigt mit „Danzn“ wieder einmal, dass es diese eine Schublade nicht gibt. „Das ist eher so eine Kiste, in die man alles reinwerfen darf und Spaß hat“, lacht der Frontmann. „Wenn einer mit einer Idee kommt, probieren wir es aus. Wir kennen keine Scheuklappen. Ein Rockkonzert geht genauso, wie ein Sitzplatzkonzert in Kiel…“ Stefan Dettl denkt nach und dann fällt ihm doch noch eine Schublade ein: „Unkontrollierbar überraschend. Das ist unsere Schublade!“
Das Album „Danzn“ mag vordergründig keine wahnsinnig politische Botschaft enthalten. Doch Dettl und Co finden schon, dass Blasmusikanten – „egal woher sie kommen und egal, wie sie aussehen – eine gute Zeit miteinander erleben wollen“. Diese Botschaft gehe ja nicht von ihnen aus, wehrt Manuel da Coll ab, sondern von der Community.
„Die wichtigste Botschaft, die wir vermitteln, ist: Schaut aufeinander!“ Das sei gerade jetzt während Corona besonders wichtig. Das sei Botschaft genug für ihn. „Natürlich liegt diese Aufforderung nicht allein auf unseren Schultern – aber wir können mit gutem Beispiel vorangehen.“ Den Anfang machen LaBrassBanda jetzt erst einmal in Bayerischen Biergärten.
“Da kommt noch mehr”, verspricht Stefan Dettl. So etwas brauche allerdings Zeit. “Wir wollen das nicht einfach so hinklatschen. Wir geben uns Mühe. Und wenn es kommt, dann machen wir es auch gescheit.”
Ein neues Standbein möchte sich “Deine Blasmusik” zukünftig durch Kooperationen mit bekannten Künstlern schaffen, deren Werke in der Blasmusik bisher unterrepräsentativ waren oder sind. Als erstes Werk in dieser Reihe erschien “LaBrassBanda in Concert” Erstmals gibt es nun einen Teil des Kultrepertoires der Band, arrangiert für Blasorchester und spielbar ab Mittelstufe.