Zwei renommierte deutschsprachige Dirigenten, beide etwa aus der gleichen Generation, haben im vergangenen Frühjahr den Buchmarkt mit interessanten Veröffentlichungen zum eigenen Berufsbild bereichert: Ralf Weikert (geboren 1940 im österreichischen St. Florian) und Peter Gülke (geboren 1934 in Weimar).
Ralf Weikert: Beruf Dirigent
Wer das Dirigieren zum Beruf machen will, wird sich mit den Erklärungen auf der »Berufenet«-Seite der Agentur für Arbeit nur unzureichend informiert fühlen. Einen aufgrund eigener Erfahrung sehr persönlich geprägten Einblick in die Anforderungen, mit denen sich ein professioneller Dirigent im Laufe seines Lebens konfrontiert sieht, hat Ralf Weikert nun in seinem Buch »Beruf Dirigent« gegeben.
Mangels Erfahrungen Weikerts in der Sparte »Blasorchester« geht der Autor stets vom Dirigenten eines Sinfonieorchesters aus. Da man aber in der Bläserszene nicht erst seit heute einen möglichst umfassend gebildeten Dirigenten anstrebt, ist das Buch auch für diese Zielgruppe unbedingt empfehlenswert.
Peter Gülke: Dirigenten
Nicht nur auf Tonträger, sondern live hat Peter Gülke die meisten der Maestros erlebt, die er in seinem Buch »Dirigenten« vorstellt. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Texte bereits vorher in anderem Zusammenhang erschienen.
Nach einem »Impromptu über den Dirigenten« als einer Art Vorwort geht der gleichermaßen als Dirigent wie als Musikwissenschaftler bekannte Autor mehr oder weniger chronologisch vor und startet mit Hans von Bülow, der gerne als erster Dirigent im modernen Sinn bezeichnet wird.
Wie beim hier ebenfalls behandelten Gustav Mahler fehlen originale Tonaufnahmen, sodass sich Gülke in der Regel auf Aussagen von Zeitzeugen stützt. Arthur Nikisch, unter anderem Bülows Nachfolger als Chef der Berliner Philharmoniker, fehlt allerdings in dieser Zusammenstellung, obwohl es von ihm ein Stummfilm-Dokument sowie eine Gesamtaufnahme einer Beethoven-Sinfonie gibt.