Brass | Von Martin Hommer

Lipmaster – Angenehmer Trainingshelfer aus Holz

An Trainingshelfern scheiden sich ja die Geister. Befürworter schätzen die positiven Effekte, Gegner ­kritisieren, dass das Üben nur mit dem Instrument völlig ausreichend ist. Fest steht: Richtig eingesetzt, können Trainingshelfer dem Musiker nutzen. 

Wann haben Sie letztmalig einen richtig muskelbepackten Fußballer gesehen? Das dürfte schon ein Weilchen her sein. Die Zeit der Muskelprotze im Sport ist – abgesehen vom Bodybuilding – vorbei. Längst ist bekannt, dass die Maxime »viel hilft viel« in Sachen Muskelaufbau ausgedient hat. Heute werden Muskeln gezielt trainiert, und zwar mit den jeweils richtigen Übungen: Soll der Muskel Ausdauer haben? Oder Schnellkraft? Oder maximal leistungsfähig sein? Diese Fragen stellen sich am Anfang eines Trainingsprogramms.

Musiker gehen diese Wege nicht immer mit. Manche finden gezieltes Muskeltraining schlicht überflüssig, andere haben einfach noch nicht den richtigen Zugang, sprich: das richtige Trainingsgerät gefunden. Dabei gibt der Markt einiges her. Mechanische Gerätschaften mit Federkraft gibt es ebenso wie Geräte, die auf dem Hebelprinzip basieren, oder auch archaisch anmutende Hantelarrangements für die Lippen.

Vielleicht bietet der neue »LipMaster« dem einen oder anderen eine Möglichkeit, den Zugang zum gezielten Muskeltraining für die Lippen zu finden. Das Wirkungsprinzip des aus Holz hergestellten Trainingsgeräts ist bekannt und bewährt: Bei richtiger ­Anwendung erfährt die Muskulatur der Lippen einen Widerstand, der über das »normale« Maß beim Trompeten-, Posaunen- oder Oboenspiel hinausgeht. So soll die Muskulatur stärker beansprucht werden als beim täglichen Üben. Durch den Trainingseffekt soll die Muskulatur in die Lage versetzt werden, das »normale« Spielen mit dem Instrument müheloser von der Hand bzw. von den Lippen gehen zu lassen. 

Der LipMaster ist aus Holz, anders als die meisten anderen auf dem Markt befind­lichen Muskeltrainer für Musiker. Das macht ihn vom ersten Lippenkontakt an recht sympathisch, weil es keine »Aufwärmphase« gibt. Hier liegt auch der ­größte Vorteil für Einsteiger: Das Material hat sofort Hauttemperatur und fühlt sich sehr angenehm an.

Der LipMaster bezieht die Spannung, die der Musiker zum Zweck des Muskeltrainings überwinden muss, aus der natür­lichen Spannung des Holzes. Daher kann der Intensitätsgrad des Trainings nicht ­variiert werden. Klar: Man kann die Stiftsegmente mehr oder weniger stark zusammenpressen. Aber auch hier sind den Variationsmöglichkeiten Grenzen gesetzt. Allerdings gibt es den Lip­Master in zwei verschie­denen Ausführungen: in »medium« und in »strong«. 

Der Hersteller weist eigens darauf hin, dass für die Benutzung aufgrund des ­geringen Eigengewichts keine Hand zum Halten des Geräts benötigt wird. Deshalb könne der LipMaster auch während anderer Tätigkeiten verwendet werden, etwa beim Autofahren. Der Praxistest bestätigt zwar das geringe Eigengewicht des LipMasters. Allerdings ist fraglich, ob die Muskulatur tatsächlich den gewünschten Trainingseffekt erfährt, wenn der LipMaster auch noch »gehalten« werden muss. Denn diese Tätigkeit beansprucht andere Muskeln als das Zusammendrücken der Stiftsegmente. Durch leichtes Ziehen des LipMasters nach vorn können weitere Muskelgruppen trainiert werden, die spe­ziell für Blechbläser wichtig sind.

Allerdings sollten Trainingsgeräte wirklich nur angewendet werden, wenn der Ansatz sehr stabil und gefestigt ist. Durch falsche Beanspruchung der Muskulatur kann das Training mit einem Trainingshelfer unter Umständen mehr schaden als nutzen. 

Fazit

Der LipMaster kann, bei richtiger Anwendung, ein guter Trainingspartner werden und die Muskulatur der Lippen sinnvoll kräftigen. Durch seine Beschaffenheit ist er von Anfang an angenehm zu verwenden. Der LipMaster ist in Ahorn oder Esche und in zwei verschiedenen Intensitätsgraden zu haben.

www.vogelhorn.de

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