Das Grundgesetz allen Ernstes »vertonen« zu wollen, ist sicherlich ein ähnlich absurder Gedanke wie beispielsweise der, einen Notenschlüssel tanzen zu wollen. Aber das war und ist ja auch gar nicht der Sinn dieser Komposition. Antrieb und Vision war vielmehr, an die Botschaften unseres gesetzgebenden Wertegefüges zu erinnern und dabei die redlich gelebte deutsche Geschichte der vergangenen 70 Jahre als beredten Zeugen mit ins Bewusstsein zu rücken.
Der Komponist Guido Rennert
Guido Rennert, 1973 in Torgau (Sachsen) geboren, begann im Alter von zehn Jahren an der Musikschule mit dem Klarinettenspiel und mit ersten Studien in Musiktheorie. Er trat 1991 in den Militärmusikdienst der Bundeswehr ein und studierte von 1992 bis 1996 Klarinette in Düsseldorf bei Ekkehardt Feldmann.
Parallel befasste er sich weiterhin intensiv und voller Enthusiasmus mit dem Arrangieren und Komponieren. Erste Erfolge blieben nicht aus, und schon bald erreichten ihn Anfragen für Auftragsarbeiten. Sinfonische Orchesterwerke, Begleitarrangements für international renommierte Solokünstler und Ensembles oder auch Solokonzerte, unter anderem für Klarinette, Horn, Alt- und Tenorsaxofon, steigerten beständig seine Bekanntheit. Zudem hatte er als Komponist und Arrangeur für Fernseh- und Kinofilmprojekte auf sich aufmerksam gemacht.
Guido Rennert fühlt sich in vielen musikalischen Stilrichtungen zu Hause. Heute ist er unter anderem als »Composer in Residence« des Musikkorps der Bundeswehr in der Blasorchesterszene hoch anerkannt, sicherlich ist auch seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Filmkomponisten Martin Böttcher, dem Jazzposaunisten Jiggs Whigham oder auch dem Blechbläserensemble »German Brass« hervorzuheben.
Für seine künstlerischen Leistungen wurde Guido Rennert unter anderem für einen »Echo« nominiert, mit dem Jury-Preis der Franz-Xaver-Schönwerth-Gesellschaft und dem Leopold-Preis des Verbandes der deutschen Musikschulen ausgezeichnet.
Die Idee zum Stück »70 Jahre Grundgesetz«
»Der Impuls zu dieser Komposition kam von Dr. Dietmar Preißler, dem Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Er gab den Anstoß zu einem Nachdenken über das Grundgesetz, das vor 70 Jahren, am 23. Mai 1949, in Kraft trat. Es ist bis heute die Wertebasis und das Gerüst für all das, was uns gestattet, in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben zu dürfen.
Uns ist das wichtig genug, um mit der Sprache der Musik auszudrücken, was in unserem alltäglichen Leben sicher alles andere als selbstverständlich ist. Wir wollen erinnern an die Gründung der Bundesrepublik Deutschland, an die Verfassung und daran, wie wichtig es ist, für diese Werte einzustehen. Natürlich generationsübergreifend und mit Perspektive.
In einer Welt, die nicht nur ob der Flüchtlingsthematik immer mehr zusammenwächst, sollte uns allen bewusst sein, wie sehr wir auf ein respektvolles Miteinander angewiesen sind.« So führt Oberstleutnant Christoph Scheibling, Dirigent des Musikkorps der Bundeswehr, in das Werk ein, bevor er das Konzertpublikum zu diesem Klang und Hörerlebnis einlädt. Diese Einladung verbindet er mit dem Wunsch, jeder Zuhörer möge Gelegenheit finden, während der Aufführung auch ganz persönlichen Emotionen zum Thema nachzuspüren.
»Ein Bild zeigen von dem, was Deutschland ausmacht. Ein Bewusstsein schaffen für das Land, in dem wir leben.« – so lautete die Vision, die Komponist Stabsfeldwebel Guido Rennert antrieb, die Aufgabe mit großem Enthusiasmus anzugehen.
»Gerade heute ist es lohnend zu betonen, wie frei wir leben und wie offen und selbstbestimmt wir uns geben können. Das ist nicht selbstverständlich. Rundherum in der Welt sieht das leider oftmals anders aus. Unser Grundgesetz ist eine unumstößliche Basis für unsere Freiheit.
Ja, es ist auch mein Ziel, dass die Zuhörer empfinden mögen: eigentlich müsste man viel achtsamer, dankbarer und vielleicht auch ein wenig stolz darauf sein, dass wir das so schaffen dürfen. Öfter mal darüber nachdenken, was uns wirklich wichtig ist und in Gedanken, mit Worten und im Handeln daran arbeiten, dass davon nichts verlorengeht.« Daraus spricht tiefe Überzeugung.