Orchestra, Praxis | Von Renold Quade

Mal konkret: »Amazing Grace« von Frank Ticheli

Es ist ein englischsprachiges geistliches Lied, es gehört zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt Und es war Nummer eins der Hitparade – wenn auch erst über 200 Jahre nach seiner Schöpfung: »Amazing Grace«. 1972 kam es in einer Version der Royal Scots Dragoon Guards an die Spitze der britischen Charts. Frank Ticheli hat das Werk für Blasorchester bearbeitet.

Der Komponist Frank Ticheli

In diesem Monat feiert er seinen 59. Geburtstag, der Komponist Frank Ticheli. In Monroe, im amerikanischen Bundesstaat Louisiana, hatte er das Licht der Welt erblickt und heute lebt er in Los Angeles, wo er unter anderem an der University of Southern California als Professor für Komposition arbeitet.

In der Bläserszene ist er längst kein Unbekannter. Er schreibt viel beachtete Werke für Bläserensembles und  Blasorchester und sein Schaffen für Chor, Kammerensemble und Sinfonieorchester sollte auch nicht unerwähnt bleiben.

Will man seine Musik beschreiben, so ist es durchaus erlaubt und schlüssig, mit gegensätzlichen Begriffen zu operieren. Manche bezeichnen seinen Stil als »optimistisch wie auch nachdenklich«. Andere als »mager und muskulös«, ganz im Gegensatz zu Stimmen, die Adjektive wie »glänzend und effektvoll« bemühen.

Zusammenfassend kommt dann wohl so etwas wie »kraftvoll, tiefempfunden, mit Fingerspitzengefühl und einem feinen Gespür für Instrumen­tation« heraus. Und in der Tat, in seiner Bearbeitung von »Amazing Grace« findet man durchaus all diese Facetten.

Das Lied

Amazing Grace, how sweet the sound,
That saved a wretch like me.
I once was lost but now am found,
Was blind, but now I see.

Erstaunliche Gnade, wie süß dein Klang,
Die einen armen Sünder wie mich errettet.
Ich war einst verloren, nun bin ich gefunden,
War blind, aber nun sehe ich.

Soweit die erste Strophe dieses beliebten englischen Liedes, welches wohl zu den bekanntesten Kirchenliedern der Welt zählt. Sein Autor, John Newton, war einst Kapitän eines Sklavenschiffs. Der Geschichte nach geriet eben dieses 1748 in schwere See, wurde aber, nach Anrufen des Erbarmen Gottes, wie durch ein Wunder gerettet.

Dieses existenzielle Erlebnis berührte Newton so sehr, dass er nicht nur umgehend die ihm anvertrauten Sklaven besser behandelte, er gab alsbald auch seinen Beruf auf, wurde gar Geistlicher und trat vehement für die Bekämpfung der Sklaverei ein.

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