Orchestra, Praxis | Von Renold Quade

Mal konkret: »Hans Christian Andersen Suite« von Søren Hyldgaard

Der Komponist Søren Hyldgaard

Søren Hyldgaard wurde 1962 im Stadtteil Frederiksberg der dänischen Hauptstadt Kopenhagen geboren und ist heute vor allem als Komponist in der Filmmusikszene bekannt. In jungen Jahren sah er »The Sound of Music«, verliebte sich nach eigener Aussage in alle Mädchen des Films, ging dann nach Hause und spielte mit Freuden »Edelweiss« und »Do Re Mi« auf seinen Tasteninstrumenten.

Er verbrachte schon in seiner Jugend unendlich viel Zeit damit, die Super-8-Filme seines Vaters mit eigener Musik zu vertonen, und so waren die Weichen für sein kreatives Leben schon bald gestellt. Seine Neigung baute er dann in der Hauptsache autodidaktisch und mit viel persönlichem Engagement weiter aus.

Neben der bis heute intensiv gepflegten Produktion von Filmmusik versuchte er sich aber auch erfolgreich im Genre sinfonischer Kammer- und Konzertmusik und schrieb zudem für Blasorchester. Er stieß 1994 im Konzertsaal der Tivoli-Gärten auf die Musik von Johan de Meij und entdeckte darin in Stil und Temperament interessante Ähnlichkeiten zu seinem kompositorischen Schaffen.

Nicht zuletzt dieser erste Kontakt spornte Søren Hyldgaard zur Komposition der »Hans Christian Andersen Suite« an, die dann – editiert von Johan de Meij – 1997 bei Amstel Music in Amsterdam erschienen ist. Zu seinen neueren Kompositionen zählt das »Konzert für Bassposaune und Orchester« aus dem Jahre 2015, welches er für Stefan Schulz (Solo-Bassposaunist der Berliner Philharmoniker) geschrieben hat – ein Auftragswerk des Staatstheaters Braunschweig.

Die Idee zur »Hans Christian Andersen Suite«

Die fantasievollen Geschichten des großen dänischen Erzählers Hans Christian Andersen begeistern weltweit und waren für die Danish Concert Band (Leitung: Jørgen Jensen) der Anlass, Søren Hyldgaard mit einem Kompositionsauftrag auszustatten. Da rannten sie bei ihm offene Türen ein, denn Hyldgaard war schon immer ein Bewunderer des berühmten Dichters.

Das sechssätzige »Abenteueralbum«, so bezeichnet Hyldgaard seine Programmmusik, beginnt mit einer Introduktion, die zunächst den edlen Dichter vorstellt. Der zweite Satz ist bestimmt von dessen Reiseleidenschaft. In jenen Tagen war die Dampfeisenbahn das modernste Verkehrsmittel und unsere Reise beginnt mit einer Bahnhofsszene. Im dritten Satz, stimmungsvoll und nachdenklich, eine musikalische Annäherung an die berühmte Geschichte: »Das Mädchen mit den Schwefelhölzern«.

Aufbrausend und farbenfroh der vierte Satz: Er beschäftigt sich mit der Stadt Konstantinopel, vielmehr mit ihrem großen Basar. Der Privatmensch Andersen galt als eher zurückhaltend und schüchtern. Seine Verehrung für die berühmte Sängerin Jenny Lind, der »schwedischen Nachtigall«, blieb dem Vernehmen nach unerfüllt. Sein Traumwalzer in Satz fünf erzählt, wohl speziell in diesem Zusammenhang, von seinen Gefühlen, von seinen Hoffnungen, Sehnsüchten und Ängsten.

Der sechste Satz, die Verarbeitung des Märchens von der Zunderbüchse, wirft musikalisch einen Blick auf eine gelegentlich besondere Eigenschaft Andersens, auf dessen Hang zum Fantastischen und beschließt dieses musikalische Dichterporträt.

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