Orchestra, Praxis | Von Renold Quade

Mal konkret: »Sinfonische Variationen – Hommage à Prokofieff«

»Mal konkret« widmet sich in diesem Teil dem Werk »Sinfonische Variationen – Hommage à Prokofieff«, einer Komposition von Frank Zabel.

Der Komponist Frank Zabel

Mit Frank Zabel betritt ein Komponist die Bühne der Blasorchester, der in dieser ­Szene nicht wirklich aufgewachsen ist. 1968 im nordrhein-westfälischen Meinerzhagen im Sauerland geboren, waren ihm Blasorchester sicher nicht fremd. Aber seine erste musikalische Sozialisation erlebte er mit Klavier, Violine und Viola an der Musikschule Volmetal.

Schon früh interessierte ihn das Komponieren, und er belegte Kompositionskurse bei Prof. Theo Brandmüller und Prof. Martin Christoph Redel. Sein Studium führte ihn nach dem Abitur an die Hochschule für Musik in Köln, wo er sich dem Klavier bei Prof. Pihsien Chen und dem Tonsatz bei Prof. Friedrich Jaecker und Prof. Roland Löbner widmete.

Von 1997 bis 2001 übernahm er einen Lehrauftrag für Tonsatz an der Hochschule für Musik Köln. Seit 2001 ist er Professor für Tonsatz und Gehörbildung an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.

Sein kompositorisches Schaffen und sein gesamtes Spektrum sind, wie seine Neugier und seine Interessen, breit aufgestellt. Es reicht vom Solo bis zu großen Orchesterbesetzungen, gerne schreibt er für »Stimmen« oder auch mal etwas mit Live-Elektronik. Die Welt der Klänge ist die seine. Und er wird rege und aktiv gespielt. Seine Webseite www.frank-zabel.de gibt ausführlich Auskunft über die Konzerttermine seiner Werke.

Kompositionsaufträge ereilen ihn aus den unterschiedlichsten Richtungen. Alle kommen auf ihn zu, seien es einzelne Ensembles wie das Alliage Quintett oder das Ensemble Aventure, das Theater Gütersloh oder das Beethovenfest in Bonn, die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, die Berliner Philharmonie, der WDR, der BR, der Landesmusikrat NRW oder, wie in unserem Fall, 2001 ein Auftrag des Sinfonischen Blasorchesters »Brass And Wind« Dortmund (Leitung: Prof. Heinz Kricke), mit Unterstützung der Dörken-Stiftung.

Die Idee zum Stück

Da soll noch einer sagen, zeitgenössische Komponisten hätten keinen Sinn für Humor, für Lebensrealitäten und für die Praxis. Das Werk »Sinfonische Variationen – Hommage á Prokofieff« besteht aus 10 (+ 1) Charaktervariationen auf Prokofieffs Marsch aus »Die Liebe zu den drei Orangen«.

Die 10 Variationen stehen für das 10-jährige Jubiläum des Orchesters, 10+1 (die letzte Variation ist eine flottere Wiederholung des Themas) entstand deshalb, weil das Jubiläumskonzert damals um ein Jahr verschoben werden musste. So kam es zur endgültigen Uraufführung im Jahre 2002 im Rahmen der Dortmunder Musiktage.

Formal gesehen stehen Tuttivariationen und Variationen der einzelnen Orchestergruppen im ständigen Wechsel. Frank Zabel hatte Benjamin Brittens »Young person’s guide« als inspirierendes Vorbild vor Augen. Die Charaktere der einzelnen Variationen reichen von liebevoll über ausdrucksvoll bis hin zu sentimental auf der einen Seite, und von witzig über virtuos bis hin zu bizarr auf der anderen.

Es war das Ziel des Komponisten, jede Variation stilistisch recht eigen zu färben. Von romantisch bis modern, von E- bis U-Musik sollten viele Facetten aufblitzen. Zudem sollte es bei aller Unterschiedlichkeit der Stile gelingen, ein einheitliches, ausgewogenes und in sich ruhendes Gesamtwerk zu schaffen.

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