Im August 2022 feierte der Bischofshofener Instrumentenbauer Martin Lechner seinen 70. Geburtstag. Der Anlass war Grund genug, ein rauschendes Fest zu feiern. Im Rahmen von “20 Jahre Bischofshofener Festspielsommer” stellte Lechner auch seine Biografie vor: “Mein Weg zum goldenen Klang”. Wir trafen ihn zum Weißwurstfrühstück in München, wo er sich mit den Trompetern der Staatsoper getroffen hatte.
Martin Lechner ist eigentlich im Ruhestand. “Das Geschäft” hat er bereits 2008 an seine Söhne übergeben. Aber ein “Vollblutinstrumentenbauer” wie Lechner lehnt sich ja nicht einfach zurück und lässt den Beruf hinter sich. Weil der Instrumentenbau für den Bischofshofener ja eben nicht nur Beruf ist, sondern Leidenschaft. Und: “Ohne das nötige Quäntchen Glück wäre vieles anders gekommen”, ist sich Martin Lechner sicher.
Ein wenig stolz ist er schon, dass so viele hochkarätige Musiker seine Trompeten spielen. Man muss Martin Lechner beim “Namedropping” schon beinahe bremsen. Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker, Münchner Philharmoniker. Die Orchester, in denen die Musiker Lechner-Trompeten spielen, sind hochkarätig. Seinen Erfolg fasst Lechner beinahe lapidar zusammen: “Zufall, Glück und ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort”. Das alleine reicht aber letztlich dann doch nicht, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Die Suche nach dem goldenen Klang war der stete Antrieb.
Anfänglich schwänzte Martin Lechner den Trompetenunterricht noch
Mit zehn Jahren begann Martin Lechner mit dem Trompetenunterricht. Das Musizieren war so üblich im Hause Lechner. “Unser Vater war ein Super-Musiker”, erinnert er sich. Dass die Musik aber schließlich nicht nur dem Zeitvertreib sondern eben auch dem Broterwerb dienen sollte, war nicht unbedingt abzusehen. Selbst den anfänglichen Trompetenunterricht schwänzte der junge Martin für Kinobesuche oder Fußballspiele. Doch der Lehrer Josef “Sepp” Pomberger muss doch so einiges richtig gemacht haben, um Martin Lechner seine wahre Bestimmung finden zu lassen. “Pomberger war zu der Zeit noch Student am Mozarteum in Salzburg. Ein großartiger Mensch, der später in der Firmengeschichte und am Aufstieg eine große Rolle spielen sollte”, schreibt Lechner in seiner Biografie.
Sein Klangideal, erzählt Martin Lechner, habe er damals bei einer Trompete der Firma Scherzer aus Augsburg gefunden. Und Pomberger spielte damals eben Scherzer. Wenn er zum Unterricht kam, habe Pomberger oft noch geübt. Dieser Klang “war Wahnsinn”, schwärmt er. Auch dadurch hat der damalige Lehrer den jungen Martin Lechner wohl “auf die richtige Fährte gesetzt”, vermutet der heute 70-Jährige.
Aber auch sein späterer Zimmerkommandant bei der Militärmusik, Sepp Schlosser, spielte Scherzer. Jedes Mal, wenn Martin auf dessen Trompete üben durfte, hatte er an seiner eigenen Trompete keine Freude mehr. “Denn bei der Scherzer ‘rastete’ jeder Ton gut ein, die Ansprache war sehr gut”, weiß Lechner noch heute. Bis dahin war ihm das gar nicht so wichtig gewesen. Er weiß heute nicht mehr, wie oft er Sepp Schlosser in den Ohren gelegen hat, damit der ihm seine Trompete verkauft – was dieser stets verneinte. Doch eines Tages – wieder so ein Zufall? – wechselte Schlosser aufs Waldhorn und verkaufte Martin Lechner das Instrument für 5000 Schilling.
Lehre bei Melton in Geretsried
Nach dem Grundwehrdienst machte Martin Lechner eine Lehre. Den Plan hatte der Vater schon parat: “Lerne Schlosser, nach dem Grundwehrdienst gehst zur ÖBB, wirst Lokführer und mit 52 kannst du in Pension.” Das habe damals gar nicht so schlecht geklungen, findet Lechner. Doch wie es der erneute Zufall wollte, brachte er seine Trompete einmal zur Reparatur ins Musikgeschäft Moser in Bischofshofen und begann zu diskutieren, warum nicht alle Trompeten gleich klangen. Nach der Schlosserlehre “schnupperte” er in die Werkstatt der Firma Moser rein und wartete derweil auf die Zusage der Eisenbahn. Dass diese dann lange Zeit nicht kam (Zufall?), war letztlich ausschlaggebend, dass Martin Lechner sich umorientierte.
Die Wunschadresse für seine Lehre zum Instrumentenbauer war die Firma Melton in Geretsried. “Jedoch war in Deutschland leider gerade Aufnahmesperre, da es zu dieser Zeit zu wenig Arbeit im Lande gab”, erinnert sich Lechner. Und trotzdem kam bereits nach zehn Tagen die Arbeitserlaubnis. An Zufall kann man aber spätestens jetzt wirklich nicht mehr glauben…
1978 gründete Lechner dann seine Firma und baute seine ersten eigenen Instrumente. “1981 waren meine Trompeten dann so gut, dass Sepp Pomberger – Pomberger war mittlerweile zum 1. Trompeter der Wiener Philharmoniker aufgestiegen – sie beim Neujahrskonzert spielte. Wie durch ein Wunder zeigte der ORF dann genau seine Trompete mit meinem eingravierten Namen über den ganzen Bildschirm und machte meine Instrumente auf einen Schlag weltweit bekannt”, erzählt Lechner.
Zufälle, Wunder, Schicksal? Sicherlich auch. Doch die Eigenschaften Martin Lechners sind vermutlich eher ursächlich für seinen Erfolg. Der Bruder Alois nennt sie im Vorwort der Biografie: Handschlagqualität, Durchhaltevermögen, Prinzipientreue, Hilfsbereitschaft. Und natürlich die Leidenschaft bei der Suche nach dem “goldenen Klang”.
Lechner-Instrumente
“Im Gegensatz zu Serieninstrumenten werden Lechner-Instrumente von Jahr zu Jahr noch besser in ihrer Bespielbarkeit und Klangqualität (Physikalisches Gesetz)”. So heißt es auf der Website der Firma Lechner. Was 1978 begann, umfasst heute das komplette Blechsortiment – von der Piccolotrompete über die Barocktrompete bis zu den Posaunen.