Orchestra | Von Christian Schick

Max Obermüller über die Obermüller Musikanten

Obermüller
Die »Obermüller Musikanten« spielen in den unterschiedlichsten Besetzungen. Sie werden immer individuell auf den jeweiligen Anlass abgestimmt (Foto: René Prasky)

Kürzlich erschien die CD “135 Jahre – Zum Andenken” der “Obermüller Musikanten”. Tatsächlich feierte das Ensemble um Maximilian Obermüller sogar ein Doppeljubiläum: Sie sind bereits seit 2002 Hauskapelle im weltbekannten Hofbräuhaus in München. Im Gespräch erzählt Maximilian über das tägliche Spielen, die Organisation und den einen oder anderen berühmten Besucher des traditionsreichen Wirtshauses.

Servus Max, bleibt beim täglichen Spielen im Hofbräuhaus eigentlich der künstlerische Anspruch irgendwann auf der Strecke?

Mein Ziel war schon immer, gute Musikanten und nette Menschen zusammenzubringen. Wenn die Bude voll und der Lärmpegel hoch ist, versuche ich, dass in der Gruppe alles zusammen passt. Das ist für mich am Wichtigsten. Auf der Bühne soll es Spaß machen. Daher hat die Chemie innerhalb des Ensembles einen sehr hohen Stellenwert für mich.

Wie viele Auftritte sind im Jahr zu spielen und wie viele davon spielst du?

In der Schwemme spielt jeden Tag mittags sowie abends Musik – bis auf Karfreitag und Allerheiligen. Ich spiele drei bis fünf Mal in der Woche. Im Bräustüberl wird von Dienstag bis Samstag gespielt. Dann gibt es noch den Festsaal, der während der Pandemie komplett geschlossen war. Aktuell wird er für Kultur- oder Firmenveranstaltungen geöffnet, an denen auch einiges zu spielen ist. 

Wie kam die Zusammenarbeit als Hauskaplle mit dem Hofbräuhaus zustande?

Mein Vater war damals in einer Kapelle, die Montag- bis Freitagmittag spielte. Der Kapellmeister hörte auf und mein Vater übernahm die Koordination der Hauskapelle im Oktober 2002.

Hat sich über diese 20 Jahre der Flair oder das Charisma im Hofbräuhaus verändert?

Viele Musiker von damals haben natürlich altersbedingt aufgehört. Aber ein paar, die von Anfang an dabei waren, wie Iris Gallecker von “Wolfgang Grünbauer und seine Münchner Oktoberfestmusikanten”, sind heute noch dabei. Wir sind mit der Art der Musik unserer Linie treu geblieben. Grundsätzlich verändert hat sich, dass früher eine Abendkapelle gespielt hat mit Repertoire, das hauptsächlich für Touristen abgestimmt war, also etwa Titel aus Übersee. Als wir das übernahmen, haben wir wieder gute Blasmusik etabliert.

Wie koordinierst du den Musiker-Pool?

Wir haben zwischen 40 und 50 Musiker, die bei uns spielen. Und es gibt zusätzlich Wochenend-Gruppen. Die werden von Iris Gallecker eingeteilt. Samstag und Sonntag spielen kleine Blaskapellen oder eine Tanzlmusi und dergleichen.

Wie viel sitzt du in der Woche nur für die ­Organisation am Schreibtisch?

Das Koordinieren ist schon recht anspruchsvoll. Wir haben einige Leute, die an fixen Tagen spielen. Das nimmt mir einiges an Arbeit ab. Wenn aber kurzfristig jemand etwa krankheitsbedingt ausfällt, kann das durchaus stressig werden und ist mit einigen Telefonaten verbunden. Andere Tage gestalte ich etwas individueller.

Was sind die größten Herausforderungen im Hofbräuhaus?

Es wird sehr viel auswendig gespielt. Durch die tägliche Routine mache ich das gerne. Für junge Musiker, die neu dazukommen – wegen Corona haben einige ältere aufgehört – ist es jedoch sicherlich eine Herausforderung, wenn sie das vorher nie gemacht haben. Natürlich gibt es bei uns Noten. Trotzdem legen wir allen ein bisschen ans Herz, viel auswendig zu spielen. Das ist ein sehr gutes Training fürs Gehör. Außerdem sind wir damit flexibler, was den Standort im Haus und das Repertoire angeht.

Aus persönlicher Spielerfahrung bei euch weiß ich, dass ihr drei dicke Mappen mit Hand geschriebenen Noten habt. Woher stammt das Notenmaterial?

Diese Noten sind von Alfons Pemmerl. Er hat sehr viele Noten selbst geschrieben und für seine Besetzung arrangiert. Von meinem Vater Georg und Sebastian Höglauer kommt ebenfalls einiges.

Bei den meisten Werken schreiben wir das nur soweit um, dass es in unserer kleinen Besetzung spielbar bleibt. Dabei schreiben wir wichtige Klarinetten- oder Posaunenstellen in vorhandene Stimmen. Seit Corona haben wir eine Oberkrainer-Besetzung. Diese Noten sind von Hans Kröll. Über die 135-jährige Historie der “Obermüller Musikanten” hat sich ein umfangreicher Fundus angesammelt. Dort sind allerhand Stücke zu finden, die nicht verlegt sind. Einen Teil gibt es aber durchaus bei Verlagen zu kaufen. Also nicht nur vergessene Schätze.

Neben allen musikalischen Tätigkeiten hast du nebenher noch einen Baggerverleih…

Das war ein Zufall. 2018 hat mich ein Maurer gefragt, ob ich jemanden kenne, der ihm bei der Arbeit helfen kann. Ich bin gelernter Maurer, daher der Kontakt. Zu dieser Zeit spielte ich fast zweimal täglich. Mir wurde jedoch schnell klar, dass ich einen Ausgleich brauche. Sport ist nicht mein Ding, also war schnell beschlossen, dass ich ihm helfe.

Über die Zeit habe ich mir einige Maschinen zugelegt. Während der Pandemie kam der Verleih dazu, das mache ich aber nicht mehr so oft. Hauptsächlich fahre ich nun selbst. Aktuell habe ich zwei Mini-Bagger. Am liebsten sind mir kleine Arbeiten, die sonst niemand macht – oder machen möchte. Entkernungen zum Beispiel. Da ist natürlich viel Leidenschaft dabei.

Im Winter spiele ich mehr. Kürzlich haben wir mit der »Kleinen Egerländer Besetzung« eine neue CD aufgenommen. Solche Projekte brauchen ihre Zeit. Aber im Frühjahr, Sommer oder Herbst – je nachdem, wie es in meinen Zeitplan passt – nehme ich solche Baustellen an. 

Was war im Hofbräuhaus der ausgefallenste Musikwunsch?

Wir haben meist Wünsche in Richtung Schlager oder Musik aus aller Welt. Als die Queen Anfang September gestorben ist, haben sich sehr viele die britische Hymne gewünscht.

Was waren die kuriosesten Erlebnisse im Hofbräuhaus?

Heidi Klum war einmal da und hat uns Musikern ein Weißbier ausgegeben. Es gab in den vergangenen 20 Jahren natürlich viele Staatsbesuche. Mitte 2019 kam Prinz Charles mitsamt Gefolge in den Festsaal und hat ein Bier getrunken. An diesem Tag war ein Seniorentanz im Saal. Da hat er sogar selbst ein wenig mitgetanzt.

Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass die traditionelle Blasmusik von den Hofbräuhaus-Wirten Michael und Wolfgang Sperger einen so hohen Stellenwert hat. Es liegt natürlich manchmal nahe, mehr Show-Musik oder One-Man-Projekte spielen zu lassen. Oder nur Radio. Aber die einzigartige Atmosphäre entsteht eben nur mit live gespielter Blasmusik.

Obermüller

Maximilian Obermüller 

Am 16. Oktober 1986 geboren, lernte Maximilian Obermüller schon früh bei seinem Vater Georg Steirische Harmonika. Als elfjähriger kam von 1997 bis 2002 Akkordeon-Unterricht bei Georg Schwenk dazu und von 2000 bis 2004 Trompete bei Hans Kröll. 2002 bis 2005 absolvierte Maximilian eine Maurerlehre. Nach einem Vorbereitungsstudium “zentrales künstlerisches Fach Trompete” bei Professor Erich Rinner am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck studierte er bis 2009 an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei Professor Josef Eidenberger und Bernhard Bär.

2012 wagte Maximilian den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete die Musikagentur “Apollo Music Management”, deren Geschäftsführer er zusammen mit seinem Vater Georg ist. Er war und ist Mitglied in Besetzungen, wie den “Nockherbergern”, “Holzfrei Böhmische” und “Die Kleine Egerländer Besetzung – das Original” und konnte als Aushilfe unter anderem bei “Berthold Schick und seine Allgäu 6” Erfahrungen sammeln.

www.obermueller-musikanten.de

www.hofbraeuhaus.de