clarino.test, Wood | Von Anneliese Schürer

Mehr als nur ein Accessoire – François Louis’ »the ultimate ligature«

Will man das Saxofon einmal als »Hardware« betrachten, bietet sich dem ambitionierten Spieler eine Unmenge an »Software«, um Klang und Ansprache des Instruments zu optimieren und auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche anzupassen. Den hierbei größten Pool an Möglichkeiten stellen diejenigen Felder dar, die dem Spieler schon rein körperlich am nächsten sind: Blätter, Blattschrauben und Mundstücke.

Eine schon rein optisch sehr ansprechende Blattschraube bietet François Louis mit der »ultimate ligature«. Doch ist sie mehr als nur ein schönes Accessoire, hinter der Fassade steckt auch ein gut durchdachter Kern.

Dazu soll zunächst einmal geklärt werden, dass eine Blattschraube nicht nur dazu da ist, das Blatt am Mundstück zu fixieren. Da das Blatt durch seine Schwingungen der primäre Tonerzeuger ist, ist es natürlich, wie das Blatt am Mundstück befestigt wird. Mit der standardmäßigen Auflageplatte drückt die »ultimate ligature« das Blatt nur an den Seitenrändern fest. Die Schwingungen des Blattes übertragen sich auf den stabilen Draht, der durch die kleinen Röhren nicht direkt am Mundstück aufliegt. Dadurch soll die natürliche Schwingung des Mundstücks ebenso wenig beeinträchtigt werden wie die des Blattes. Die eine große Feststellschraube der »ultimate ligature« verspricht eine gleichmäßige Verteilung des Drucks auf das Blatt. Für klangexperimentierfreudige Saxofonisten bietet François Louis ein Paket mit weiteren, anders gearbeiteten Auflageplatten. Da diese Blattschraube von ihrem Umfang her wenig flexibel ist und sich Saxofonmundstücke diesbezüglich doch stark unterschieden, gibt es die »ultimate ligature« in der Ausführung XL für klassische Kautschukmundstücke und in S für schlankere Metallmundstücke.

Ein gut durchdachter Ansatz des belgischen Instrumentenherstellers François Louis, der sich mit seinen Mundstücken und Ligaturen vor allem in der Jazzszene bereits einen großen Namen erarbeitet hat. Doch nun stellt sich natürlich die Frage, ob die »ultimate ligature« auch in der Praxis das hält, was sie theoretisch verspricht. Im Vergleichstest erhält die »ultimate ligature« durchaus gute Bewertungen. Dabei wurde die Blattschraube in direktem Vergleich (selbes Mundstück, selbes Blatt, selbe Etüde) mit einer Standard-Schraube gespielt. Hierbei war für den Tester das erste Kriterium das Handling.

Durch das Feststellen mit einer Schraube und das stabile Äußere ist die Ligature unkompliziert in der Handhabung. Beim Spielen geht es zunächst um den Klang. Die »ultimate ligature« klingt etwas heller, obertonreicher als der Standard, was im Gesamten zu einem »Allround-Klang« führt, der in den verschiedensten Stilrichtungen Anklang finden sollte. Die Ansprache mit der Testschraube erweist sich in allen Registern und Dynamikstufen als außerordentlich gut, auch in der oftmals schwerer spielbaren tiefen Lage des Saxofons. Leider kann auch eine Blattschraube wie die »ultimate ligature« die Intonationsprobleme eines Saxofons nicht einfach wegzaubern, aber das kann keine.Alles in allem ist die »ultimate ligature« eine spannende Alternative zum Standardprogramm. Doch am besten… einfach selbst testen!

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