Wood | Von Klaus Härtel

Mehr macht der Blattschraube: Die Reedmaster-Macher im Gespräch

Es gibt Dinge, die sind dem jeweiligen Erfinder so »aus Versehen« und quasi zufällig passiert. So hat etwa Alexander Fleming das Penicillin entdeckt. Oder der Alchemist Johann Friedrich Böttger das Porzellan. Diese »Nebenbei-Produkte« hatten weitreichende Folgen und Erfolg. Auch der Ingenieur und passionierte Klarinettist Walter Lauermann hatte mit seiner Ligatur »Reedmaster« eigentlich »nur« die eigene Bequemlichkeit im Sinn. Und zettelte damit womöglich eine Revolution an, die er so gar nicht geplant hatte…

Saxofonist und Multiinstrumentalist Axel Müller (»Das Tauschkonzert«) hatte in der September-Ausgabe die Gelegenheit, die Blattschrauben zu testen und kam zum Urteil, dass es sich lohne, »die Reedmaster-Ligatur auszuprobieren« (vgl. CLARINO 9/2019).

Wir baten nun den Geschäftsführer von Reedmaster, Rainer Korek, und den Produktentwickler Walter Lauermann zum Gespräch, befragten die Hintermänner der »Revolution im Bereich der Ligaturen« zu den Hintergründen.

Mundstück, Blatt und Blattschraube: Drei Teile aber nur zwei Hände

Walter Lauermann ist als Klarinettist Spätberufener und er erzählt, wie er »als Anfänger an der Klarinette« den Eindruck gehabt habe, »mit den Teilen, die man mit dem Instrument geliefert bekommt, zurechtkommen zu müssen«. Übungsbegeistert wie er war, merkte er schnell, dass das Aufmontieren des Blattes auf das Mundstück jedes Mal von vorne begann, wenn er üben wollte.

»Jedes Mal suchte ich die Position der Blattschraube, an der es doch wieder so klingen möge wie beim ersten Mal…« Man dürfe nicht vergessen: »Man hat drei Teile – aber nur zwei Hände!« Mundstück, Blatt und Blattschraube müsse man schnell und bequem in Position bringen, um Musik machen zu können.

»Beim Klavier ist das ja einfach!«, ruft er aus. »Ich mache den Deckel auf und kann losspielen.« Bei der Klarinette schier undenkbar. »Vor allem Kinder und Ungeübte beißen sich daran die Zähne aus. Die Folge: Sie üben erst gar nicht…«

Optimierung der Arbeitsschritte

In seiner Funktion als Maschinenbauer überlegte Lauermann dann schließlich, wie er das schneller und bequemer hinbekommen könnte. Und da er als »Techniker« dazu neigt, in Arbeitsschritten zu denken, kam er auf die Idee, im »ersten Arbeitsgang die Blattschraube und das Blatt übereinzubringen. Und eine solche vormontierte Einheit könnte man dann auf das Mundstück aufsetzen.«

Aus dem Konjunktiv wurde recht schnell Aktivität, Lauermann verschwand in seiner Werkstatt und hat »das in Bastelarbeit fabriziert«. Mit dem Ergebnis und mit der täglichen Handhabung der entstandenen Ligatur war er vollauf zufrieden. Lauermann hatte sein Ziel erreicht.