In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat Palle Mikkelborg nie aufgehört, seinen ganz eigenen Weg zu gehen – und wurde damit einer der bedeutendsten Trompeter im Jazz Europas, auch wenn der bescheidene Däne das nie zugeben würde. Seine ersten Töne blies er im Alter von etwa zehn Jahren unter der Aufsicht eines Zirkustrompeters in Kopenhagen. Tagsüber verkaufte der Süßigkeiten in einem Laden in der Nachbarschaft oder übte im Hinterzimmer. »Und wenn ich etwas bei ihm kaufen wollte, musste ich erst ›tatakatam, tatakatam, tatakatam, tam tam‹ sagen, sonst gab es nichts.« Dieser erste Lehrer starb schon bald bei einem Autounfall, erinnert sich Mikkelborg. Der junge Trompeter setzte seine Studien selbstständig mit den Schulen von J. B. Arban und Max Schlossberg fort. Und konnte bereits mit 17 Jahren als Berufsmusiker in der Band des Clubs »Vingaarden« einsteigen. Damals, in den frühen 60er-Jahren, war Kopenhagen die Heimat vieler amerikanischer Jazzmusiker – sogenannter »Ex-Patriates« wie zum Beispiel Stan Getz, Dexter Gordon und Ben Wester – und damit eine der lebendigsten Jazzszenen Europas. Mikkelborg wurde (neben Niels-Hennign Ørsted Pedersen, Allen Botschinsky und Alex Riel) Mitglied der Danish Radio Jazz Group, die er von 1967 bis 1972 auch leitete, bis 1971 gehörte er auch zur Bigband des dänischen Rundfunks, ab 1970 allerdings auch zu Peter Herbolzheimers »Rhythm Combination & Brass«. Mit seinem eigenen Quintett hatte er sich da schon bei den Jazzfestivals in Prag (1967), Montreux (1968) und Newport (1970) einen Namen als Europas führender Trompeter gemacht. In der Band des von 1963 bis 1968 in Schweden lebenden George Russell lernte er unter anderem Jan Garbarek, Jon Christensen und Terje Rypdal kennen, mit denen er fortan bei zahlreichen Aufnahmen für das Label ECM zusammenarbeitete.
»Mein Leben ist eine Sinfonie« – 70 Jahre Palle Mikkelborg
