An Heiligabend 2014 verstarb Buddy DeFranco, der als Erster modernen Jazz auf der Klarinette spielte. Der »Guardian« schrieb in seinem Nachruf: »DeFranco war der Einzelgänger, der die Labyrinthe und Rattenkäfige des Bebop erforschte und eine makellose Technik dafür entwickelte.« Manche halten Buddy DeFranco für den größten Klarinettisten des 20. Jahrhunderts.
Es gab eine Zeit, als man in Amerika als Klarinettist zum Superstar und Millionär werden konnte. Zwischen 1935 und 1940 boomte die Swing-Musik. Die Schallplattenumsätze stiegen innerhalb weniger Jahre um mehr als das Zehnfache – und der Swing machte rund 85 Prozent aller Plattenverkäufe in den USA aus. Swing-Festivals lockten damals Zehntausende von Besuchern. In riesigen Tanzsälen traten die Swing-Orchester gegeneinander zur Band-Battle an. Und die größten Stars der Szene, die damals von Showbiz-Magazinen wie »Variety« hofiert wurden, das waren die Klarinettisten. Allen voran: Benny Goodman, der »King of Swing«, dessen Konzertgagen und Plattenumsätze sich von 1935 auf 1936 bereits verdreifacht hatten. Sein größter Konkurrent, Artie Shaw, verdiente in seiner besten Zeit 50 000 Dollar – pro Woche. Er war berühmt wie ein Filmstar und tatsächlich mit mehreren Hollywood-Diven verheiratet, natürlich nacheinander. Dann gab es noch Woody Herman, für dessen Klarinette und Band kein Geringerer als Igor Strawinsky sein »Ebony Concerto« schrieb. Oder Buster Bailey, der im höchst erfolgreichen John Kirby Sextet glänzte.
Kein Wunder, dass Buddy DeFranco in seiner Jugend Klarinette lernen wollte. Seinen ersten Unterricht bekam er mit neun Jahren. Obwohl ihm sein Lehrer in Aussicht stellte, er könne später aufs Saxofon umsteigen, blieb der Junge der Klarinette treu: Er träumte von einer großen Karriere als Swing-Musiker. Artie Shaw und Buster Bailey waren seine Favoriten. »Als ich 14 war, kam Tommy Dorsey für ein Konzert nach Philadelphia«, erzählte DeFranco einmal. »Er veranstaltete einen Wettbewerb für Amateure, an dem ich unbedingt teilnehmen wollte. Ich klang fürchterlich, aber das Publikum ist ausgerastet und ich gewann. Ich glaube, es waren 75 Dollar Preisgeld. Dorsey sagte mir danach: ›Du bleibst am Ball, Junge!‹« Das war 1937 am Höhepunkt der Swing-Begeisterung. Fünf Jahre später spielte Buddy DeFranco tatsächlich im Swing-Orchester von Gene Krupa, dann bei Charlie Barnet und schließlich auch bei Tommy Dorsey selbst.