Orchestra, Szene | Von Klaus Härtel

Musik als Erlebnis: Miguel Ercolino übernimmt die Mannheimer Bläserphilharmonie

Die Mannheimer Bläserphilharmonie hat einen neuen Dirigenten. Miguel Ercolino heißt der Nachfolger von Markus Theinert, der kürzlich in die USA ging. Der 29-jährige Ercolino ist Venezolaner und studierter Bratschist. »Ein Streicher bringt frischen Wind«, jubelte auch die Bläserphilharmonie. Aber warum übernimmt ein Streicher nun die Bläserphilharmonie? Das wollten wir genauer wissen.

Erste Feststellung: Miguel Ercolino ist Optimist. »Kommen Sie mich doch besuchen, dann können wir im Garten sitzen«, schlägt er am Telefon vor. Nun ja, es ist Ende Oktober und es regnet seit Tagen. Selbst in München. Prompt kommt per E-Mail noch die Wegbeschreibung inklusive Umsteigezeiten. Die Reise geht nach Neuried.

Das liegt vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt, der Weg führt schier endlos durch München. Schließlich hält der Bus tatsächlich direkt vor Ercolinos Haustür. Es ist nicht gerade warm; der Nieselregen kriecht einem geradezu in die Kleidung. Aber Miguel Ercolino ist nicht nur Optimist. Der zieht Dinge durch. Der Kaffee ist stark und warm. Wir sitzen im Garten.

Das Haus, in dem Miguel Ercolino wohnt, ist ein Musikerhaus. Fünf Personen wohnen hier unter einem Dach. Hier leben Bläser und Streicher in friedlicher Koexistenz. Sie kommen aus allen Ecken der Welt. Und sie studieren alle bei Konrad von Abel, dem Professor der Musikhochschule in München. In einem Wohnzimmer steht ein Klavier, Noten liegen aufgeschlagen herum.

Auf einem Sideboard liegt einschlägige Musikliteratur. Neben Hindemiths »Übungsbuch für den dreistimmigen Satz« liegen Bachs »Choralgesänge« und Alban Bergs »Drei Orchesterstücke«. Als kleiner Kontrast dazu: der blasmusikalische Allgäukrimi »Ausgeblasen« von Sonja Wölfle. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie hier das WG-Leben vor allem am Abend sein muss. Da wird dann gemeinsam der internationalen Küche gefrönt, da wird sicherlich ausgiebig musiziert und bei einer Flasche Rotwein die Kunst der Fuge diskutiert.

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