Brass, News | Von Klaus Härtel

Musikinstrumentenpreis für Bernd Jestädt und Phönix

Musikinstrumentenpreis

Bernd Jestädt ist hörbar stolz, wenn er vom Gewinn des Deutschen Musikinstrumentenpreis erzählt. Das darf er schon auch sein. Denn schließlich hat sich sein Tenorhorn Phönix unter neun namhaften Herstellern aus ganz Deutschland durchgesetzt. Der Preis, ausgeschrieben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, honoriert seit 1990 jährlich die besten handwerklich gefertigten Musikinstrumente „Made in Germany“ und unterstreicht die Innovationskraft und hohe Qualität des deutschen Instrumentenbaus.

Das Tenorhorn Phönix ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrung und handwerklicher Meisterleistung. Es hat einfach einen Wohlfühlcharakter ab dem ersten Ton«, findet Jestädt. »Es klingt gut, es stimmt gut. Es ist sehr klangstabil, das heißt, es brechen keine Töne aus. Wenn du es spielst, fühlst du dich wohl.« Was Bernd Jestädt als Instrumentenbauer natürlich sagen darf und muss, hat er jetzt sozusagen ganz offiziell. Mit Brief und Siegel. 

Planen kann man den Musikinstrumentenpreis nicht

Planen, einen solchen Preis zu gewinnen, kann man natürlich nicht, weiß auch Bernd Jestädt. »Der Preis wurde für Tenorhorn ausgeschrieben, doch da war die Entwicklung des Phönix natürlich bereits in vollem Gange. Mal schnell ein Tenorhorn zu bauen, wird nicht funktionieren.« Das Tenorhorn Phönix wurde dann im Juli 2024 fertig, Ende August war der Einsendeschluss. »Das war knapp«, konstatiert Jestädt. »Aber es hat gereicht!« Er lacht zufrieden. 

Musikinstrumentenpreis
Fotos: UM-WERBEPHOTOGRAPHIE.de

Finanziell – zumindest nicht direkt – profitiert niemand von der Auszeichnung. In der Ausschreibung heißt es, der Musikinstrumentenpreis sei ein Ehrenpreis. Der Sieger erhält eben Urkunde, Medaille und einen warmen Händedruck. Ein warmer Händedruck aber, der es in sich hat, sprich: sich vermarkten lässt. »Nicht jeder kann das auf Anhieb beurteilen, welches das beste Instrument ist«, findet Bernd Jestädt. Der Deutsche Musikinstrumentenpreis basiert dabei auf einem neutralen und unabhängigen Votum.

Bernd Jestädt hebt die Bedeutung für sein »Haus der Musik« in Großenlüder-Bimbach im osthessischen Landkreis Fulda hervor. »Am Wettbewerb haben ja auch große und namhafte Firmen teilgenommen«, weiß der Metallblasinstrumentenbauer. »Für kleinere Betriebe ist solch ein Preis ein dickes Ausrufezeichen!« Man müsse eben versuchen, etwas Besonderes zu kreieren, etwas Eigenes. 

Dreigeteiltes Testverfahren

Zur Ermittlung des Preisträgers wird ein dreigeteiltes Verfahren angewandt. Alle neun Tenorhörner mussten sich auf objektive Weise einer Untersuchung der akustischen Eigenschaften unterziehen, eine subjektive Bewertung namhafter Musiker über sich ergehen lassen und sich einem handwerklichen Gutachten stellen. 

Für die Akustik ist das Institut für Musikinstrumentenbau in Zwota zuständig. Subjektive Einflüsse des Menschen sind hierbei weitgehend ausgeschlossen, wenn auf physikalischer Ebene getestet wird. Hier sollte ein objektives zweifelsfreies Ergebnis entstehen. 

Ähnlich objektiv ist die Beurteilung der handwerklichen Verarbeitung, denn in der Regel sind sich die Experten einig, welches Instrument qualitativ hochwertig und welches vielleicht nicht ganz so hochwertig verarbeitet ist.

Nicht ganz so zweifelsfrei ist da sicherlich der musikalische Test. Da gab es in der Vergangenheit schon mal böses Blut. Da wurden Vorwürfe laut, der testende Musiker sei voreingenommen gewesen. Das Wirtschaftsministerium hat sich gegen solche Vorwürfe gewappnet. Kein Musiker ist der Öffentlichkeit namentlich bekannt. Fünf hochrangige Instrumentalsolisten bewerten die Instrumente in einem blind durchgeführten Spieltest, um subjektive Eindrücke zu gewinnen. Der Raum ist abgedunkelt, Erkennungsmerkmale sind abgeklebt, zudem ist die Reihenfolge der zu testenden Instrumente nicht bei allen Instrumentalisten gleich. Jegliche Absprache soll von vornherein ausgeschlossen sein. Ein Fragebogen, auf dem die verschiedenen Kriterien wie etwa der Klang in der hohen, mittleren oder tiefen Lage oder die Intonation abgefragt werden, wird abgearbeitet. Jeder der fünf Tester gibt sein Votum ab, und erst ganz am Schluss, wenn über die Preisvergabe entschieden ist, erfährt der Musiker, welches Instrument er wie bewertet hat.

Zum letzen Mal eine Verleihung?

Bei der akustika in Nürnberg wird der Deutsche Musikinstrumentenpreis nun verliehen. Nach derzeitigem Stand geht »Phönix« als letzter Gewinner des Deutschen Musikinstrumentenpreises in die Geschichte ein, was nicht nur Bernd Jestädt sehr bedauern würde. Denn im Januar 2024 gab es Überlegungen, diesen Preis nach über 30 Jahren einzustellen – um jährlich 60000 Euro einzusparen. Aus dem Ministerium heißt es dazu auf Nachfrage: »Auf Beschluss des Deutschen Bundestags stehen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz leider keine Haushaltsmittel mehr zur Verfügung, um den Preis auch weiterhin auszuloben. Von daher musste die Fortführung des Deutschen Musikinstrumentenpreises eingestellt werden.« In Zwota beim Institut für Musikinstrumentenbau gibt man sich kämpferisch, Geschäftsführer Holger Schiema: »Wir kämpfen mit Hilfe vieler beteiligter Verbände und Institutionen – Bundesinnung, BDMH, DMR und anderer Verbände – um den Erhalt und eine Fortführung des Deutschen Musikpreises auch in der Zukunft.«

Bernd Jestädt freut sich nun erst einmal über den Deutschen Musikinstrumentenpreis 2025. Er sagt aber auch: »Es wäre für alle schade, wenn es der letzte gewesen wäre…«

Phönix

  • Stimmzug mit Jestädt-Bogen
  • Zylinderventile
  • komplett aus Goldmessing / Neusilber
  • mit 3 und 4 Ventilen lieferbar
  • Mundrohr austauschbar mit Tenor-oder Baritonschaft
  • 3. Zug nach oben; 4. Zug schräg
  • Wasserklappe 4. Zug
  • Tonausgleich am Stimmzug lieferbar
  • stufenlos verstellbares Mundrohr

www.jestaedt-instrumente.de