Orchestra | Von Klaus Härtel

Musikverlag Hafner feiert das 25. Jubiläum

Musikverlag Hafner

“Wir sind ein kleiner, aber feiner Musikverlag in Österreich”, heißt es auf der Website des Musikverlags Hafner. Gegründet 1996, zählt er heute Solo- und Ensembleliteratur bis hin zu Werken für sinfonisches Blas­orchester zu seinem Programm. Wir sprachen mit Gerhard Hafner über Musikbegeisterung, die vergangenen 25 Jahre und die Zukunft. 

Herr Hafner, Sie haben mit acht Jahren angefangen, Trompete und Flügelhorn zu spielen. War das im Grunde schon der Grundstein für den 1996 gegründeten Musikverlag Hafner?

Nach zwei Jahren Blockflötenunterricht durfte ich endlich mit der Trompete beginnen. Mein nächstes Ziel war es, in der örtlichen Blasmusik aufgenommen zu werden. Die ersten Kompositionen entstanden erst später, wobei mich die anwesenden Komponisten bei unseren Konzerten von Beginn an fasziniert haben.

Woher rührt Ihre Musikbegeisterung? Und wann haben Sie sozusagen die Seite gewechselt und haben auch komponiert? 

Ich hatte die Gelegenheit, in vielen Ensembles mitspielen zu dürfen und so wurde mein Interesse für die Bearbeitung und Anpassung diverser Stücke geweckt. Das war die Geburtsstunde meiner kompositorischen Tätigkeit. Bei der Militärmusik Salzburg unterrichtete mich Peter ­WesenAuer in Komposition und Dirigieren. Er motivierte mich, ein Ensemble zusammen­zu­stellen und dafür die Musik zu komponieren beziehungsweise zu arrangieren und mich am Mozarteum Salzburg und an der Bruckneruniversität einzuschreiben. In dieser Zeit entstanden auch die ersten größeren kompositorischen Werke.

Was war das Wichtigste, das Ihnen etwa Isabelle Ruf-Weber, Peter WesenAuer oder Felix Hauswirth mit auf den Weg gegeben haben?

Neben meiner kompositorischen Entwicklung besuchte ich zahlreiche Dirigier-Fortbildungen. Dabei bin ich auf zwei Dozierende gestoßen, die meine Orchesterarbeit besonders geprägt haben. Felix Hauswirth hat mich mit seiner Probenvorbereitung in einem Seminar auf Schloss Weinberg überzeugt. Von Isabelle Ruf-Weber konnte ich sehr viele Anregungen aus zwei Meisterkursen für meine Probenarbeit mitnehmen – ein respektvoller Umgang mit dem Orchester mit klar bestimmten Anweisungen, wie das Musik­stück umgesetzt werden soll. 

Was war die Initialzündung, den Musikverlag Hafner zu gründen?

Die ersten drei Blasorchesterkompositionen hatte ich bereits einem Verlag überlassen und musste feststellen, dass nicht nur meine Rechte, sondern auch meine Anteile an meinen Kompositionen auf ein Minimum geschrumpft waren. Dies war 1996 die Initialzündung für die Gründung meines Verlags. Dabei bot mir der er­fah­rene Musikverleger Prof. Sepp Neumayer seine Hilfe an und führte mich in das Verlagswesen ein. Beim Verkauf meiner Noten unterstützten mich von Beginn an der Musikverlag Abel, das Musikhaus Schwaiger und das Musikhaus Lechner: Sie führen meine Ausgaben in ihrem Notensortiment.

Für meine Blasorchesterausgaben konnte ich den Musikverlag Kliment gewinnen, der mittlerweile auch den Druck meiner gesamten Ausgaben in Österreich übernommen hat. Um meine Noten in Deutschland schneller und effizienter zu vertreiben, übernahm der HeBu Musikverlag die Auslieferung. Seit heuer sind meine Werke auch bei blasmusik-shop.de als Druck- oder PDF-Ausgabe erhältlich. Dank der hervorragenden Unterstützung dieser Wegbegleiter konnte ich mich auf die wesentliche Arbeit in meinem Musikverlag konzentrieren. 

Wenn Sie auf die vergangenen 25 Jahre zurückblicken – was waren die Highlights? Und würden Sie heute irgendetwas anders machen?

Ich erinnere mich gerne an meine erste Musical-Produktion 1999 mit der Volksschule Pfarr­werfen, begleitet von einer kleinen Blasorchesterbesetzung. Die Trachtenmusikkapelle Werfenweng unter der Leitung von Kapellmeister Peter Gschwandtner brachte 2010 das bisher größte Werk von mir, die “Werfenwenger Weis – Eine Alpensinfonie” zur Uraufführung. In der Komposition spiegelt sich die Tradition der Werfenwenger Weis mit einer neuen und unkonventionellen Tonsprache der Musik wider. Dies war für den Dirigenten und die Musizierenden eine große Herausforderung. Gemeinsam mit dem Komponisten Prof. Jakob Gruchmann realisierten wir mit “­Stille Nacht Jahr 2018” das Musiktheater “F.X. Gruber. Dem Schicksal zum Trotz” für das EL-Theater Hallein. Trotz der Pandemie konnte mein Werk “Il Per­corso Musicale” im letzten Jahr für das “Orchesterprojekt 2020 – 9. SIT-IN” unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Danzmayr uraufgeführt werden.

Welche Herausforderungen müssen Sie gerade meistern?

Die Zeit der Pandemie nutze ich für ­einige neue Kom­po­sitionen. Dabei entstanden auch solis­tische Werke, die ­gemeinsam mit den Musikern erarbeitet werden konnten. Im heurigen Jahr wurden bereits von Mai bis August sieben Uraufführungen nachgeholt und einige Aufführungen sind schon in der Planungsphase.

Seit der Gründung meines Verlags konnte ich die digitalen Fortschritte für mich nutzen und habe bereits 1998 den Verkauf in digitaler Form, zu Beginn als Bild- und später als PDF-Datei, angeboten. Mit der Jahrtausendwende begann der Verkauf meiner Ausgaben im Internet. Durch den automatisierten Verkauf in unserem Online-Shop kann ich mich auf die Fragen und Sonderwünsche meiner Kunden konzentrieren. Um meine Musik einer möglichst breiten Masse anbieten zu können, hatte ich heuer im August die Möglichkeit, über das Projekt “Zeit aus Zeit” der IG Komponisten am Mozarteum Salzburg ein ­Video meiner Komposition aufzunehmen. Diese Art der Verbreitung werde ich in Zukunft vermehrt einsetzen.

Welches ist Ihr “Meisterwerk”? Wenn man das überhaupt so eingrenzen kann…

Grundsätzlich versucht man als Komponist, aus jeder Komposition ein Meisterwerk zu erschaffen. Da sich aber bei mir die musikalischen Eindrücke im Laufe der Zeit verändert haben, sind es die letzten Kompositionen, die ich unter “Meisterwerke” einreihen würde.

Dann nehmen wir doch einmal ganz konkret “Anno Anglus Preualuit“. Wie würden Sie in wenigen Worten dieses Werk beschreiben? Und was sind die besonderen Herausforderungen?

Die Idee zu diesem Werk hatte ich vor einigen Jahren in England und sammelte dafür schon ­einige musikalische Notizen. Leider fand ich erst letztes Jahr die Gelegenheit, das Werk zu vollenden. Die Komposition ist geprägt von historischen Einflüssen, verarbeitet in meinem Stil. Die große Herausforderung für den Dirigenten oder die Dirigentin und das Orchester ist die rasch wechselnde Tonsprache, die in “Anno Anglus Preualuit” aufeinandertrifft und in Teilen einer Englischen Suite nachempfunden wurde. Auf drohende Klänge folgt ein majestätisch freudiger Teil. Nach dem quirligen Thema der Schafe treibt Jack the Ripper sein Unwesen und das Werk ­endet mit einem zart anmutenden Englischen Tanz. Die Instrumentation spiegelt auch das reichhaltige Klangspektrum des Blasorchesters wider.

www.mvhafner.at