Das Schagerl Brass Festival im Juli bestach durch hochkarätig besetzte Konzerte, die Atmosphäre und die angebotenen Workshops. Prof. Wolfgang Guggenbergers Workshop hieß »Denken in Klängen«. Das Denken spielte ohnehin eine große Rolle. Einprägsam war etwa das Zitat »Analyse ist Paralyse«. Wir wollten das nach dem Workshop genauer wissen.
Herr Guggenberger, denken Musiker zu viel?
Prof. Wolfgang Guggenberger: Tendenziell ja. Wobei das nicht bedeuten soll, dass Musiker zu viel und andere Menschen weniger denken. Aber im Hinblick auf die technischen Probleme, mit denen wir alle umgehen müssen, wenn wir unser Instrument spielen, ist das Denken oft in die falsche Richtung fokussiert. Das heißt: Natürlich müssen wir uns mit der Atmung beschäftigen und damit, wie unser Körper funktioniert, aber ein Zergliedern, ein Analysieren einzelner Muskelaktivitäten lähmt den organischen Ablauf unserer Körperfunktionen. Die natürliche Koordination der Muskelgruppen, die der Körper normalerweise in intelligenter Weise eigentlich selbst erledigt, wird gestört. Nehmen wir als Beispiel das Sprechen: Wenn wir sprechen, denken wir an den Inhalt dessen, was wir sagen wollen. Niemand wird sich Gedanken darüber machen: Was macht meine Zunge, wenn ich »T« sage, was machen die Lippen, wenn ich ein »P« spreche und wie funktioniert mein Gaumen, um ein »K« zu artikulieren? Wir denken also nicht daran, wie wir die Laute erzeugen, sondern daran, was wir sagen wollen. Übertragen auf die Musik: Kommt das mit der Erfahrung »von allein« oder muss man das explizit üben?