Brass, Orchestra, Wood | Von Stefan Kollmann

Notabene! Interview mit der Autorin Claudia Wälder-Jene

notabene

“Notabene!” heißt das neue Schülerheft zur elementaren Musiklehre der saarländischen Autorin Claudia Wälder-Jene. Das grafisch aufwendig gestaltete Büchlein umfasst 40 Seiten im DIN-A5-Format und ist schülerorientiert und einladend aufgebaut. Was ist das Besondere an dieser Ausgabe? Wie kam es dazu und wer kann alles davon profitieren? Wir haben die Autorin selbst gefragt.

Das neue Schülerheft zur elementaren Musiklehre hat den Titel “Notabene! für Kids”. Was genau bedeutet der Titel und wie kam es zu dieser Idee? 

Den Ausdruck “Notabene” kennen sicherlich diejenigen von uns, die ihn selbst von ihrem ­Latein- oder Italienischlehrer häufig zu hören bekamen. Übersetzt mit “Merke wohl”. Wer es ­genau wissen möchte: Das Wort setzt sich aus dem Imperativ des Verbs notare (dt. = sich merken, einprägen) und dem Adverb bene (dt. = gut, wohl) zusammen. Als Titel soll “Notabene!” neu­gierig machen. Jedes Kind wird sagen, es hat vielleicht was mit “Noten”, also mit Musik zu tun. So hat der Lehrer einen guten Einstieg und letztlich entwickelt sich der Titel vielleicht zum geflügelten Wort im Unterricht.

“Notabene!” entstand ursprünglich als E-Konzept. So bezeichnen zahlreiche Blasmusikverbände die Einstiegsstufe für junge Instrumentalisten in ihre Lehrgänge, die praktischen Musikunterricht mit Musiktheorie kombinieren. Während der Ent­stehung zeichnete sich aber schnell ab, dass nicht nur die Blasmusikverbände davon profitieren können, sondern es zahlreichen anderen Gruppen gefallen kann. Es somit als “E-Konzept” zu betiteln, schied dadurch schnell aus. “Musiktheorie” würde vielleicht nicht nur junge Menschen abschrecken. Also musste ein Titel her, der gut zu merken ist, der alle Zielgruppen anspricht und der dem Inhalt eine Wertigkeit gibt. Etwas aus der lateinischen oder italienischen Sprache zu nehmen, war insofern nahe­liegend, da italienische Fachbegriffe in der Musik ganz selbstverständlich sind.

Für welche Zielgruppe ist “Notabene!” gedacht? 

Für ganz schön viele. Allgemein ist der Inhalt und auch die Grafik für Kinder zwischen acht und elf Jahren. In Musikschulen, bei Blasmusikverbänden als sogenanntes E-Konzept sowie in Streicher- oder Bläserklassen richtet es sich an Anfänger, die sich bereits dazu entschieden haben, ein Instrument zu lernen. An Schulen, in AGs, Chören usw. können mit “Notabene!” Kinder unterrichtet werden, die etwa mit Notenlehre bisher noch nicht viel zu tun hatten. Ab Klasse 3 kann das Schülerheft hier also auch im Klassenverband oder in den Arbeitsgruppen eingesetzt werden.

Notabene

Claudia Wälder-Jene 

studierte Musik- und Literaturwissenschaft sowie Phonetik an der Universität des Saarlandes. Ihre Dirigentenausbildung schloss sie 2000 ab. 

Seit 2001 unterrichtet sie die Fächer Querflöte, Blockflöte, Musikalische Früherziehung, Ensemblespiel, Musiktheorie und Gehörbildung an der Musikschule im Landkreis St. Wendel. 

Im Jahr 2009 übernahm sie die musikalische Leitung des Kreisjugendorchesters Neunkirchen, seit 2017 steht sie beim Reservistenmusikzug Saarland am Dirigentenpult.

Foto: Hans-Dieter Kuhn

Momentan ist ja vieles im Bereich Musik zum Erliegen gekommen. Orchester dürfen nur unter strengen Auf­lagen proben, Gruppenunterricht allgemein ist problematisch, Chor­gesang und das Singen in Schulen wird heiß diskutiert, Arbeitsgemeinschaften in Schulen sollen nicht klassenübergreifend stattfinden – Pro­blematiken, denen Lehrkörper jetzt und wohl in naher Zukunft weiterhin ausgesetzt sind. Warum also nicht mal die Kids zusammentrommeln und einen Exkurs mit “Notabene!” zum Thema Musiklehre, Rhythmus und Gehörbildung machen? So trifft man sich, der Kontakt geht nicht ver­loren, man erarbeitet und lernt etwas zusammen – und das rund um ein Thema, das einen doch verbindet: die Musik. 

Was ist das Besondere an diesem Büchlein? Es gibt ja schon einige Bücher zum Thema elementare Musiklehre. Warum sollte man sich dieses kaufen bzw. im Unterricht einsetzen?

Wichtig war mir, dass die Schüler nicht nur darin lesen und lernen können, sondern auch die ein oder andere Auf­gabe direkt in ihrem “Notabene!”-Heft erledigen dürfen. So verbindet sich sofort das angesprochene Thema mit einer Übung, man probiert ­direkt aus, ob man es verstanden hat. Dem Lehrer oder Dozenten ist es dann überlassen, ob er darüber hinaus ergänzende Aufgaben stellt, sie an die Tafel schreibt oder Aufgabenblätter aus seinem Fundus austeilt, die das Thema dann vertiefen oder erweitern. Außerdem war das Ziel, ein kompaktes, kleines Büchlein zu kreieren, das sich wirklich nur auf die Bereiche der Musiklehre konzentriert.

In Schulbüchern wird Musiktheorie zum Beispiel ja auch mit Musik­geschichte, Liedern zum Singen usw. gemischt. In Instrumentalschulen werden die Themen angesprochen, aber natürlich nur neben Liedern und Übungen, die die Schüler auf ihrem Instrument voranbringen, was selbstverständlich das Ziel ist. So können die Kinder die Noten oder den Rhythmus zwar spielen, aber häufig auch durch Intuition. Sie kennen die Griffe, haben aber vergessen, wie der Ton heißt. Sie interpretieren einen Staccato-Punkt, kennen aber nicht mehr das Fachwort.

In “Notabene!” wird die Musiklehre als eigenständiges Aufgabenfeld behandelt. Dadurch bekommt sie eine andere Aufmerksamkeit, egal ob in der Schule, bei Workshops oder im Instrumentalunterricht. Zudem wurde vieles durch die tolle grafische Aufbereitung des Verlages M&G visualisiert, sodass sich Themen, die einem abstrakt erschienen (Tonleiter, Halbtonschritte, Enharmonische Verwechslung u. v. m.), nun ganz logisch vorstellen und vermitteln lassen.

Welche Voraussetzungen sollten die Benutzer bzw. die Unterrichtenden mitbringen? 

Die Schüler selbst brauchen überhaupt keine ­Voraussetzungen. Ich habe versucht, es weder zu leicht noch zu schwer zu gestalten. So kann es bei Kindern eingesetzt werden, die ein Instrument lernen. Bei ihnen ist es als begleitendes Schülerheft zu sehen, als Ergänzung. Aber auch Schüler, die noch wenig Berührung mit Musik haben, werden sich sicherlich mit dem kleinen Monsterchen auf Entdeckungsreise begeben und nicht zuletzt durch die bunte Darstellung ihre Freude am Notenlesen oder dem Rhythmus bekommen und im Gehörbildungsteil früh erste Erfahrungen mit bewusstem Hinhören sammeln können.

Fachfremd unterrichtende Lehrer werden die Materie schnell durchschauen. Auch wenn sie kein Instrument spielen: “Notabene!” macht es ihnen ganz leicht, den Stoff zu vermitteln, ohne vorher lange einen Lehrerband zu studieren – für sie ist das Schülerheft “All in One”. Ich würde mir wünschen, dass gerade auch ­diese Dozentengruppe dadurch großen Spaß am Fach Musik bekommt und somit eben auch zahlreiche ihrer Schüler. 

Wie setzen Sie “Notabene!” ein: in jedem In­strumentalunterricht oder in extra Theorie-Unterrichtsstunden?

An der Musikschule, an der ich seit fast 20 Jahren unterrichte, gibt es schon viele Jahre Musiktheorie-Kurse für alle Altersgruppen. Sehr viele meiner Schüler nehmen also ab sieben oder acht Jahren solche zusätzlichen Angebote neben ihrem Instrumentalunterricht wahr – und so ist für sie Musiktheorie kein Fach, das sie scheuen oder das sie verstaubt finden, sondern ein Gruppenunterricht, zu dem sie total gerne kommen und immer gut gelaunt die neuen Themen mit mir erarbeiten.

Nach dem Erscheinen von “No­tabene!” habe ich an der Musikschule drei Workshops gemacht, bei denen wir an einem Vormittag das Heft zusammen durchgegangen sind. Je nach Altersgruppe (eher Achtjährige oder eher Elfjährige) gab es unterschiedliche Schwer­punkte. So war für die einen eher noch eine ­Vertiefung im Bereich allgemeiner Musiklehre nötig, für andere konnte man das Augenmerk bereits mehr auf Gehörbildung und Rhythmus legen. Bei Jüngeren oder Schülern, die keinen zusätzlichen Theorieunterricht haben, ist es aber überhaupt kein Pro­blem, “Notabene!” im Instrumentalunterricht einzusetzen. Wie genau, ist dem Lehrer selbst überlassen: Ob man es immer dann hervornimmt, wenn ein neues Thema in der Instrumentalschule einsetzt, ob man es jede Woche in den Unterricht als festen Bestandteil integriert – da hat sicher jeder Lehrer seine eigene Idee, die sich bewährt.

Im Vorwort richten Sie sich an die Schüler. Können Schüler “Notabene!” auch alleine durcharbeiten, ohne Hilfestellung?

Hilfestellung ist hier nicht ganz das richtige Wort. Im Vorwort richte ich mich natürlich an die Kids, die stolzen neuen Besitzer von »Notabene!«. Aber Kinder ab acht Jahren arbeiten ja selten ein Arbeitsheft alleine durch. Es ist definitiv ein Schülerheft, das mit Lehrern, Dirigenten, Instrumentallehrern, Dozenten etc. zusammen durchgesprochen werden kann – oder auch mit Eltern. Viele Aufgaben sind zwar auch von den Kindern alleine lösbar, aber auch hier möchte man seine Ergebnisse ja gerne jemandem mitteilen oder mit anderen vergleichen. Beim Gehörbildungsteil braucht man sowieso Partner/Dozenten, die mit den Kindern Übungen und Hörbeispiele erarbeiten.

Es gibt keine Hörbeispiele oder Links zu dem Gehörbildungs-Teil – warum nicht?

Genau, absichtlich nicht. Zum einen, weil es eben als Schülerheft gestaltet ist, das man wie oben beschrieben nicht alleine durcharbeiten soll oder muss und daher nicht ­seine eigene CD braucht, die ein Schülerheft natürlich auch teurer gemacht hätte. Selbst wenn »Notabene!« nur allein zu Hause eingesetzt wird, ist es doch viel schöner, die Eltern finden Hörbeispiele, die ihnen und dem Kind gefallen, die zu seinem Charakter passen, über die man anschließend reden kann. In unserem Zeitalter ist man durch die multimediale Technik hier ja äußerst flexibel.

Erfahrene Dozenten haben hier sicherlich sofort Ideen, die sich je nach Ziel­gruppe auch ändern können. Zum anderen entwickeln sich manche Hörbeispiele auch spontan oder können einen Bogen zu vorhergehenden beziehungsweise folgenden Themen des eigenen Lehrplans spannen. Es macht den Dozenten sicher Spaß, sich hier selbst etwas auszudenken und nicht festgelegt zu sein. Je nachdem wer es nutzt (Instrumentallehrer, Streicherklassen, Blasmusikverbände, Chöre, Schulen…) beziehungsweise im welchem Zeitraum (Frühling, Herbst, Weihnachten…) es eingesetzt wird, wählt man dann passende Musik aus. Die kleinen Übungen mit Melodieverläufen, Ordnen von Motiven etc. kann jeder Dozent auf dem Klavier oder seinem Instrument vorspielen – sogar auf einem Xylofon. 

Wie lange wird es bei einem wöchentlich einstündigen Unterricht dauern, das Büchlein durchzuarbeiten?

Da möchte ich niemandem etwas vorschreiben. Gerade die Flexibilität, die man durch “Notabene!” hat, ist mir wichtig: sowohl in Musikschulen als auch in allgemein­bildenden Schulen, ob es als Begleitheft eingesetzt wird oder als Ausgangspunkt für Themen, die weiter ausgebaut werden. Alle Lehrer in allen genannten Bereichen haben da sicherlich ihre eigenen Erfahrungen sowie ihre eigenen Vorstellungen und Ansprüche. Sie kennen ihre Schäfchen am allerbesten und wissen genau, wie sie wo ansetzen müssen, wie weit sie gehen können, wie sie ihren Unterricht abwechslungsreich und spannend gestalten.

“Notabene!” möchte hierbei einen Teilbereich des Gesamtkomplexes Musikunterricht unterstützen, Ideen sowie Anregungen liefern und auf jeden Fall die Kids neugierig machen, in diese bunte Welt einzutauchen. 

kurz & knapp
Wie spannend, interessant und hilfreich Allgemeine Musiklehre bereits in jungen Jahren sein kann, erleben Schüler an der Seite eines zotteligen, neugierigen und stets gut gelaunten Monsterchens, mit dem sie sich zusammen auf musikalische Entdeckungsreise begeben.

Ob im Musikunterricht der Klassenstufen 3 bis 5, als begleitendes Theorieheft im Instrumentalunterricht an Musikschulen oder als Grundlage eines E-Konzepts von Musikverbänden – die Mischung aus Erläuterungen und Übungen sorgt für jede Menge Spaß und Abwechslung. Elementare Themen der Musiklehre werden kind­gerecht veranschaulicht und so leicht verständlich vermittelt.

www.populaere-chormusik.de