Orchestra | Von Tanja Dusel

Noten digitalisieren, anhören und bearbeiten mit ScanScore

ScanScore

Haben Sie beim Proben zu Hause schon mal davon geträumt, sich scheinbar unspielbare Passagen einfach vorspielen zu lassen, um dann später in der Probe zu glänzen? ScanScore bietet hier Unterstützung. Einer der Vorteile der neuen Software ist es nämlich, gescanntes Notenmaterial abspielen zu können. Das ist aber nur eine nützliche Funktion, die das Programm auf Lager hat. 

Mit ScanScore können Noten ganz einfach digitalisiert werden. Das erleichtert es Musikern, Noten schnell und mühelos an ihre Bedürfnisse anzupassen, zu üben oder weiterzuverarbeiten. Die eingescannten Noten lassen sich außerdem auch Direkt abspielen. ScanScore verwandelt den Scan, also die optischen Informationen des Notenblatts, in ein digitales Format. Auf dem Bildschirm erscheinen nach dem Hochladen der Daten beide Versionen: Das Original (also das Bild) wird dem Scan gegenübergestellt. Die digitale Partitur wird nun mit übersichtlichen Tools verändert und angepasst. Fehlerhaft eingelesene Takte sind farbig markiert, was die Erkennung von Unregelmäßigkeiten erleichtert. Die digitale Partitur kann direkt abgespielt und ausgedruckt werden. Ebenso können aus dem Notenblatt MIDI- bzw. MusicXML-Daten erstellt werden.

Jeder kann profitieren

Chor- und Orchestermitglieder bekommen damit die Möglichkeit, sich zu Hause gut auf Proben vorzubereiten. Für die Bedienung der Software sind keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich. Ein Einführungsvideo ist online verfügbar und erleichtert den Einstieg. Angehende Komponisten und Arrangeure haben mit diesem Programm ein Werkzeug, um sich schnell einen Überblick über den Klang und das Zusammenspiel ihrer Werke oder ihrer Ideen zu machen. 

ScanScore kann im Musikunterricht eingesetzt werden, um die Grundlagen der Musiktheorie zu veranschaulichen oder praktische Übungen durchzuführen. Dafür kann man Notenwerte, Tonhöhe, Tempo, Taktart und Tonartwechsel händisch über die selbsterklärende Werkzeugleiste verändern. Der Lehrer kann so zuerst komplex erscheinende Passagen einfach umgestalten. Für den Schüler ergibt sich daraus eine weitere Möglichkeit, musikalische Zusammenhänge zu erkennen und nachhaltig zu verstehen. Der große Vorteil besteht darin, dass die im Unterricht erarbeiteten Beispiele als Tonspuren im MIDI-Format mit nach Hause genommen werden können und dem Lernenden auch dort unterstützend zur Verfügung stehen.

Wie erhält man optimale Scans?

Es gibt drei Möglichkeiten, eine Bilddatei in ScanScore einzulesen: über den Bildimport einer auf dem PC vorhandenen Datei, über das Verwenden eines Flachbildscanners oder über die Capture-App auf dem Smartphone. Um ein qua­litativ hochwertiges und vor allem brauchbares Ergebnis zu erhalten, ist Sorgfalt beim Scannen enorm wichtig. Schräge Winkel und schiefe Notenlinien sollten möglichst vermieden werden. Außerdem sollte man das Objekt gut belichten und einen hohen Kontrast in Schwarzweiß haben. 

Handschriftlich gesetzte Noten erkennt das Programm leider noch nicht. Vielleicht wäre das für die Entwickler ja ein Ansporn für eine zukünftige Version. Im Zuge dessen wäre auch ein Nach­justieren bei der Texterkennung sinnvoll. Titel, Spiel- und Dynamikanweisungen werden häufig nicht oder nur teilweise korrekt wiedergegeben.

Flexibler Leistungsumfang

Die aktuelle Version ist für Windows 8 oder 10 und macOS 10.12 Sierra (oder höher) verfügbar. Die kostenfreie Capture-App zum Einscannen ist für Android- und iOS-Geräte erhältlich. Scan­Score kann nahezu alle gängigen Formate lesen und verarbeiten und es funktioniert mit allen ­MusicXML-basierten Notensatzprogrammen wie etwa Sibelius, Finale, Dorico, MuseScore, Notion, FORTE und Capella. Für die MIDI-Dateien bieten sich viele Digital Audio Workstations (DAW) zur Weiterbearbeitung an. 

Die Software gibt es für die persönlichen Bedürfnisse angepasst in verschiedenen Leistungsumfängen: 

  • MELODY von ScanScore macht es möglich, ein­fache Partituren mit einer Notenzeile pro System zu scannen.
  • ENSEMBLE von ScanScore schafft das Scannen von Partituren mit bis zu vier Instrumenten pro System.
  • PROFESSIONAL von ScanScore ist für Profis gedacht und scannt Orchesterpartituren mit ​beliebig vielen Instrumenten pro System.
ScanScore
ScanScore gibt es in drei Varianten.

Durch diese Vielseitigkeit ist ScanScore für nahe­zu jeden Musiker, vom Chorsänger bis zum Komponisten, geeignet: Hobbymusiker können die Noten zum heimischen Üben aufbereiten, Chor- und Orchesterleiter sowie Musiklehrer das Notenmaterial weiter bearbeiten sowie Produzenten in die DAW ihrer Wahl importieren.

Bei der Verwendung der Software muss man die rechtlichen Grundlagen berücksichtigen! Grundsätzlich ist die Software nur für den häuslichen Gebrauch vorgesehen und bietet Musikern eine willkommene Unterstützung in der Praxis.

Fazit

Gerade für Anfänger, die sich mit Klang- und Rhythmusvorstellung schwertun, kann das Programm eine Hilfe darstellen. Die einfache Ausführung ScanScore MELODY für 29 Euro ist ­dafür nicht zu teuer. Fortgeschrittene, die etwas Zeit und Arbeit sparen wollen, finden mit ScanScore ENSEMBLE für 89 Euro sicher Unterstützung. Inwiefern sich ScanScore PROFESSIONAL für 169 Euro lohnt, muss jeder entsprechend seinen Bedürfnissen selbst beurteilen.

Meiner Meinung nach ist die unbedingte Voraussetzung, eine gute Scanmöglichkeit zu besitzen, sonst wird die Nachbearbeitung doch eher aufwendiger als gewünscht.

ScanScore
ScanScore im Test